Der Aufstieg des William Marshal
Inhalt
Normandie, 1167: William Marshal ist der vierte Sohn von John FitzGilbert, Marshal von Heinrich II. Als solcher hat er keine Aussicht auf ein Erbe und muss seinen Platz in der Welt noch finden und ...
Inhalt
Normandie, 1167: William Marshal ist der vierte Sohn von John FitzGilbert, Marshal von Heinrich II. Als solcher hat er keine Aussicht auf ein Erbe und muss seinen Platz in der Welt noch finden und sich hart erarbeiten. Als Knappe im Dienst von Guillaume de Tancarville, einem entfernten Verwandten, hat der Zwanzigjährige die bestmögliche Ausbildung erhalten, doch nach seinem Ritterschlag ist seine Zukunft ungewiss, auch wenn sein Können in der Schlacht und auf Turnierplätzen schon früh überzeugt.
Im Dienst unter seinem Onkel Patrick of Salisbury tritt er ins Gefolge von Königin Eleonore ein – ein Schritt mit großen Folgen!
Meine Meinung
Der Ritter der Königin, im englischen Original The Greatest Knight, ist der erste Roman, den ich von Elizabeth Chadwick gelesen habe, und er sollte nicht der letzte bleiben. Es handelt sich hierbei um den ersten von bisher zwei Bänden (ein dritter soll kommenden März in englischer Sprache erscheinen) über das Leben William Marshals, der es als zunächst mittelloser Ritter sehr weit gebracht hat. Sogar so weit, dass ich zunächst nicht glauben konnte, dass es sich hier eben nicht um einen fiktiven Romancharakter handelt, sondern um jemanden, der tatsächlich gelebt hat, auch wenn die Autorin einige Lücken in seiner Biografie zu füllen hatte. Inwieweit nun alles historisch korrekt ist kann ich nicht beurteilen, für mich erscheint die Handlung jedoch schlüssig und ist so spannend erzählt, dass ich dieses Buch auch zum wiederholten Mal kaum aus der Hand legen konnte.
Der historische Hintergrund wird durch Heinrich II., Königin Eleonore und deren Söhne gebildet, deren Konflikte untereinander und mit Adligen des Reiches, in die William schon bald hineingezogen wird. Vorwissen über diese Zeit ist nicht nötig, um den Roman genießen zu können, aber hilfreich, will man die Feinheiten aufnehmen. Neben dem politischen Hintergrund werden immer wieder zusätzliche Beschreibungen über den Alltag bei Hofe, die Kleidung, das Leben der Menschen eingeflochten, die dafür gesorgt haben, dass ich mir das Beschriebene sehr gut vorstellen konnte und ein regelrechtes Kopfkino abgelaufen ist, ohne dass es zu viele Informationen auf einen Schlag gewesen wären.
Chadwick stellt William Marshal als jemanden dar, der durch ein Erlebnis in jungen Jahren stark geprägt ist: Ihm geht Treue zu seinem jeweiligen Herrn über alles, und auch seine eigene Ehre ist ihm wichtig. Einen Schwur spricht er nicht leichtfertig aus, im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen. Da er zudem ein guter Kämpfer, sowohl in Turnieren als auch in echten Schlachten, ist, erscheint er hier schon fast übertrieben gut, edel und geschickt, dazu noch wortgewandt und gutaussehend. Negative Seiten sucht man beinahe vergeblich, denn seine Beschreibung als Vielfraß und Langschläfer sehe ich eher als spöttische Hänselei denn als echte negative Darstellung. Und dennoch kam er mir hier nicht wie ein Übermensch vor, sondern eben als Mensch seiner Zeit, der durch seine Erlebnisse und Mitmenschen geprägt ist. Wer mehr über Williams Jugend lesen will, kann darüber in Das Banner der Königin nachlesen, dies ist aber für das Verständnis nicht notwendig.
Es kommen eine Vielzahl an überwiegend belegt historischen Personen vor, so dass es nicht gerade einfach ist, den Überblick zu behalten – ein Personenregister ist leider in meiner Ausgabe nicht vorhanden, wäre hier aber hilfreich gewesen. An der Darstellung der wenigsten Personen habe ich etwas auszusetzen. Zwar sind einige Charaktere direkt bei ihrer Einführung als Gegenspieler und mögliche spätere Feinde Williams zu erkennen, aber diese Feindseligkeiten werden stets plausibel geschildert.
Sprachlich ist der Roman wenig auffällig. Er ist vielleicht nüchterner, nicht ganz so emotional gehalten wie die manch anderer Autorinnen, dies hat mich jedoch an keiner Stelle gestört. Auch die Übersetzung scheint gelungen, nur ist es, wie schon bei Das Banner der Königin, die Übersetzung einiger Namen, die mir sauer aufstößt. Warum müssen die Namen der Plantagenets eingedeutscht werden, wenn alle anderen Namen der englischen Version des Romans entsprechen?
Zusatzmaterial ist hier kaum vorhanden, einzig eine Anmerkung der Autorin über den historischen William Marshal und eine kurze Danksagung sind enthalten. Gegen ein Personenregister und eine Karte hätte ich nichts einzuwenden gehabt.
(Anmerkung: Gelesen wurde die deutschsprachige TB-Erstausgabe)
Fazit
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Interessierte an englischer Geschichte dieser Zeit, spannend erzählt.