Es kommt der Tag, der alles lösen wird. (Friedrich von Schiller)
2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann ...
2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann kommt alles ganz anders. Nach dem Tod von Dale muss Allie erfahren, dass ihre Großmutter das Gestüt an einen Immobilienhai verloren hat und ihre Zukunftspläne Geschichte sind. Allie will sich damit nicht abfinden und sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, ihr versprochenes Erbe doch noch zu bekommen. Dabei stößt sie auf die Vergangenheit von Dale und alte Familiengeheimnisse, von denen Allie keine Ahnung hatte. Ob sie erkennt, welchen Schatz ihre Großmutter ihr wirklich hinterlassen hat?
Elizabeth Musser hat mit „Hickory Hills“ einen sehr tiefgründigen, emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser über zwei unterschiedliche Zeitebenen gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort mitten hinein ins Geschehen, wo er zum einen Allie in der Gegenwart zur Seite steht, zum anderen aber auch die Vergangenheit von Großmutter Dale in den 30er/40er Jahren miterleben lässt. Im Wechsel erlebt der Leser einerseits die Enttäuschung von Allie über das verlorene Erbe und ihre geradezu besessene Suche nach dem versprochenen Nachlass ihrer Großmutter, während er andererseits Einblick in Dales Leben als erfolgreiche Spring- und Dressurreiterin und ihre Liebe zum Pferdesport sowie zu Jungendliebe Tommy bekommt bis hin zu den großen Veränderungen durch den 2. Weltkrieg. Die Autorin verknüpft beide Zeitstränge auf wunderbare Weise miteinander, gibt die Emotionen von Verlust, Enttäuschung sowie Hoffnungsschimmer sehr gut an den Leser weiter, der sich gemeinsam mit Allie auf der Suche nach dem „Schatzkästchen“ immer mehr dem Familiengeheimnis nähert. Während die Geschichte um Dale dem Leser sehr nah ans Herz geht, steht er Allie eher als Beobachter gegenüber, zu sehr von ihrer Enttäuschung geleitet und verbissen wehrt sie sich dagegen, dass ihre Träume nicht erfüllen. Dabei zeigt sich umso deutlicher, dass sie den Kampfgeist ihrer Großmutter geerbt hat und ihr sehr ähnlich ist. Der christliche Aspekt wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, in dem es vor allem um Hoffnung, Respekt, Genügsamkeit und Gottvertrauen geht.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften ausgestattet und liebevoll in Szene gesetzt, so dass der Leser sich nur zu gern an ihre Fersen heftet, um die Vergangenheit und die Gegenwart mit ihnen zu erkunden. Dale ist eine sympathische Frau, zielstrebig, ehrgeizig, mutig, kämpferisch und stark. Jugendliebe Tommy ist ein fröhlicher Filou, der mutig und abenteuerlustig ist, jedoch auch einiges wegstecken muss. Allie ist mit ihrer Sturheit nicht gerade eine Sympathieträgerin. Zeitweilig wirkt sie hart, völlig verbohrt und unbeugsam, will mit dem Kopf durch die Wand und stößt viele mit ihrer Art vor den Kopf. Es dauert eine Weile, bis sie anfängt, sich auf das eigentliche Erbe ihrer Großmutter zu konzentrieren und den Wert dessen schätzen zu lernen. Aber auch Nanny Husy spielt eine große Rolle in dieser tiefgründigen Geschichte.
„Hickory Hills“ ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte über zwei Zeitebenen, interessanten Protagonisten sowie einem zu lüftenden Familiengeheimnis, sondern spiegelt das gesamte Kaleidoskop von Gefühlen wieder. Die Seiten jagen nur so dahin und fesseln den Leser bis zum letzten Moment. Verdiente Leseempfehlung!