Nichts ist wie es scheint
Marlene Deike und ihre Lebenspartnerin Sophie wollen sich in Marlenes alter Heimat in Ostholstein erholen. Sophie leidet nach einem schweren Fahrradunfall immer noch an den Folgen: sie kann nicht schreiben, ...
Marlene Deike und ihre Lebenspartnerin Sophie wollen sich in Marlenes alter Heimat in Ostholstein erholen. Sophie leidet nach einem schweren Fahrradunfall immer noch an den Folgen: sie kann nicht schreiben, nicht sprechen und ist teilweise immer noch auf den Rollstuhl angewiesen. Als Marlene eines Nachmittags vom Einkaufen zurück kommt, findet sie Sophie total verstört am Fuße der Treppenhaustreppe liegen. Irgendetwas ist geschehen, dass die Freundin total verstört und ängstlich zurück gelassen hat.
Auch die Frau von Kriminalkommissar Georg Angermüller, von der er seit einem Jahr getrennt lebt, hat einen Fahrradunfall gehabt und liegt im Koma im Krankenhaus. Er und Marlene lernen sich zufällig auf dem Krankenhausflur kennen und unterhalten sich kurz.
Als Angermüller und sein Kollege Claus Jansen zu einem Toten auf den Bahngleisen gerufen werden, stellt sich schnell heraus, dass der Chinese bereits tot war, als der Zug über ihn hinweg gerollt ist. Die Ermittlungen beginnen und gestalten sich absolut zäh.
Für mich ist dieser 8. Fall von Georg Angermüller der erste, den ich lese. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich bei den anderen Fällen irgend etwas verpasst habe. Ich habe den Einstieg in dieses Buch ganz leicht und fließend geschafft.
Leicht und flüssig geschrieben nimmt mich die Autorin mit nach Ostholstein. Hier in Lübeck bzw. Bad Schwartau, der Heimat der Marmelade, lerne ich zum einen die Kollegen von Angermüller und Jansen kennen und einige ehemaligen Schulkameraden von Marlene. Auch Angermüllers neue türkische Freundin Derya, die mit ihren netten Wortspielen eher wie eine Norddeutsche klingt, und seine beiden Töchter lerne ich kennen. Die Protagonisten finde ich so detailliert und liebevoll beschrieben, dass ich sie mir sehr gut vorstellen kann und manche gleich einen Zugang zu meinem positiven Freundschaftszentrum gefunden haben. Aber es gibt auch hier Menschen, die ich nicht als Freund haben möchte. Die wenigen plattdeutschen Ausdrücke und Sätze geben der Geschichte den lokalkoloritischen Anstrich, sind aber auch für uns Süddeutsche sehr gut verständlich.
Das Thema Behinderung und den Umgang damit, wie hier von Sophie, hat Frau Danz ganz gekonnt in ihrem Roman unterge-bracht.
Der Spannungsbogen spannt sich von Anfang an immer stärker, bis er am Schluss, nach der Auflösung mit einem Knall in sich zusammen fällt. Ich hatte zwar immer wieder einen Verdacht, doch zum Schluss stellt sich alles so ganz anders und vor allem viel-schichtiger dar, als ich es mir ausgemalt habe. Es gibt nur ganz wenige Punkte, die ich nicht nachvollziehen kann, die aber der Geschichte insgesamt keinen Abbruch tun.
Die in der Geschichte angesprochenen Speisen werden im Anhang anhand ihrer Rezepte vorgestellt. Ich werde die ein oder andere bestimmt mal nachkochen.
Insgesamt habe ich einen spannenden, gut ausgearbeiteten Regionalkrimi gelesen, der mich auch an der bestimmt schönen Gegen in und um Lübeck teilhaben hat lassen und den ich nicht nur Holsteinliebhabern empfehlen kann.