„Diese Stadt ist auf den Knochen von Abertausenden Toten gebaut. Sie ist nicht besser als ein Leichenhaus.“
Im Jahre 1725 stirbt Peter I. in Sankt Petersburg. An seinem Bett kniet seine Frau, Katharina I.
Zitat Prolog, Post 326: „Schwer fielen mir die Tränen nicht. In nur einigen Stunden war ich entweder tot, ...
Im Jahre 1725 stirbt Peter I. in Sankt Petersburg. An seinem Bett kniet seine Frau, Katharina I.
Zitat Prolog, Post 326: „Schwer fielen mir die Tränen nicht. In nur einigen Stunden war ich entweder tot, wünschte mir den Tod herbei, oder ich war die mächtigste Frau in ganz Russland.“
Sie hat Angst, denn für sie steht alles auf dem Spiel. Wird sie durch die korrupte Hand ihrer Gegner ihr Leben verlieren oder zur ersten Zarin in der Geschichte Russlands erklärt.
Katharina lässt ihr Leben Revue passieren, das nicht immer mit Liebe, Reichtum und Sicherheit, sondern auch mit Angst, Hunger, Schlägen und Arbeit, verlaufen ist.
Als Martha Skawronska wurde sie geboren und lebte als deutsche Seele in den Weiten Schwedisch-Livlands in russischem Kirchenbesitz. Die Arbeit war schwer, aber sie war trotzdem zufrieden. Durch ihr vorlautes Mundwerk landet sie bei Wassili in Walk als Küchenmagd. Hier ist alles anders, als sie es kannte. Das Leben wird für sie angenehmer, sie hat genug zu essen, muss aber hart dafür arbeiten. Als dann Wassili sie immer wieder vergewaltigt schlägt sie hart zurück.
Peter ist der Zar von Russland, er liebt es ausschweifend zu leben, trinken und essen. Er ist ein unruhiger Geist und stürzt sich von einem Krieg in den nächsten. Auf einer Feier von Alexander Menschikow im Jahre 1702 begegnen sich Martha und Peter das erste Mal. Sie ist inzwischen die Freundin von Darja Arentjewa, der Mätresse Menschikows.
Der Zar ist ein Riese und nach einer langen durchzechten Nacht bricht er zusammen und bekommt Hilfe von Martha. Sie wiegt ihn an ihrem Busen und beruhigt ihn, sie schlafen nebeneinander ein und so entsteht eine Verbindung, die zu mehr führt. Sie wird die Geliebte des Zaren. Aber das ist ihr nicht genug, sie will mehr. Sie wird schwanger von Peter und will ihm einen Thronfolger schenken.
Zitat Kap. 41, Pos. 4603: „Aber lass das Unabänderliche geschehen und sieh nach vorn. Wir alle haben unseren Weg zu gehen, dessen Verlauf nur Gott kennt. Dein Sohn ist nun im Himmel, wo wir alle sein wollen und verachtet unseren tagtäglichen Kampf.“
So vergehen die Jahre und Martha wird noch viele Male schwanger. Peter heiratet sie und macht sie zu Katharina Alexejewna und seiner Zarin.
Fazit:
Die Autorin Ellen Alpsten nimmt uns in ihrem Roman „Die Zarin“ mit ins Jahr 1725 nach St. Petersburg. Das gelingt ihr hervorragend, denn sofort schaltet sich mein Kopfkino an und ich begleite Martha auf ihrem Werdegang zur Zarin von Russland.
Der Schreibstil ist sehr leicht und flüssig lesbar. Ich bin gefangen in der Geschichte und mag das Buch nicht aus der Hand legen. Was ich lesen muss ist schon sehr heftig, denn die Kriege des russischen Reichs sind extrem. Der Zar nimmt sich, was er will und keinerlei Rücksicht, wie es den Bewirtern danach ergehen mag. Alles was dem Volk gehört, gehört auch ihm. So brandschatzt er durch die Städte und Länder. Saufen, Huren, Lachen und auch Bestrafen sind sein tagtägliches Geschäft. Mir persönlich waren die seitenlangen Erzählungen der Sex-, Fress-und Sauforgien, zu häufig erzählt. Es wiederholt sich ständig und wenn hier nicht so oft ins Detail gegangen worden wäre, hätte man sicher 150 Seiten einsparen können. Aber das ich Meckern auf hohem Niveau.
Den Charakteren verleiht die Autoren allen ein interessantes Gesicht. Ich mag Martha von Anfang an, sie ist mutig und hat ein loses Mundwerk. Ich habe mich mit ihr gefreut, geweint, geflucht und gelitten. Auch Peter ist eine herausragende Figur. Die Beschreibungen dieser beiden Hauptprotagonisten ist es schon allein wert, dieses Buch zu lesen.
Ein gleichmäßiger Spannungsbogen ist auch vorhanden. Es gibt viele Kriegsschauplätze und es war nicht immer absehbar, ob Peter I. heile und gesund heimkehren würde. Auch Katharina I. hatte da einiges zu beigesteuert, denn sie hat sich schon einige Male sehr weit aus dem Fenster gelehnt mit ihren Aussagen und war oft in sehr großer Gefahr.
Zitat Prolog, Pos. 310: „Ich hatte schon lange keine echte Furcht mehr verspürt. Dieses beißende Gefühl, das den Magen verknotet, den Schweiß sauer macht und die Gedärme öffnet.“
Die historischen Gegebenheiten hat die Autorin zu einem interessanten und sehr gut recherchierten Roman zusammengefasst. Das Ende hingegen hat mich ein wenig enttäuscht. Warum keine Berichte über die Regentschaft der Zarin?
Ich vergebe hier trotz meiner Anmerkungen 4 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung, denn die Geschichte um Peter und Katharina ist hervorragend erzählt.