Cover-Bild Die dunklen Mauern von Willard State
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 09.11.2015
  • ISBN: 9783492307581
Ellen Marie Wiseman

Die dunklen Mauern von Willard State

Roman
Sina Hoffmann (Übersetzer)

Zehn Jahre ist es her, dass eine schicksalhafte Nacht für Izzy Stone alles veränderte: Ihre Mutter erschoss ihren Vater während er schlief. Seitdem lebt die nun 17-Jährige bei Pflegefamilien. Als sie für ein Museum Gegenstände ehemaliger Insassen der alten und berüchtigten psychiatrischen Anstalt Willard State Asylum katalogisiert, stößt sie auf einen Stapel ungeöffneter Briefe und das alte Tagebuch einer gewissen Clara Cartwright. Je mehr sie über Claras Leben in Erfahrung bringt, desto mehr klären sich auch die Rätsel ihres eigenen Lebens …

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die dunklen Mauern von Willard State

0

Im Buch „Die dunklen Mauern von Willard State“ geht es um zwei faszinierende junge Frauen.

Zum einen ist hier Izzy: Sie lebt 1995 als 17jährige Halbwaise bei ihren neuesten Pflegeeltern Peg und Harry. ...

Im Buch „Die dunklen Mauern von Willard State“ geht es um zwei faszinierende junge Frauen.

Zum einen ist hier Izzy: Sie lebt 1995 als 17jährige Halbwaise bei ihren neuesten Pflegeeltern Peg und Harry. Gelandet ist sie dort, weil ihre Mutter vor 10 Jahren ihren Vater erschoss und nun im Gefängnis sitzt. An der Highschool hat sie es nicht einfach. Ihre neuen Mitschülerinnen, allen voran Shannon, machen es Izzy nicht leicht, sich einzugliedern.
Eines Tages wird Izzy von Peg gebeten, für das Museum die Gegenstände von ehemaligen Patienten der psychiatrischen Anstalt „Willard State Asylum“ zu katalogisieren. Dabei stößt sie auf das Tagebuch von Clara, ebenso Briefe von dieser an ihren damaligen Freund Bruno.
Clara ist die zweite Hauptperson in dieser Geschichte. Sie lebt 1929 in New York. Nachdem sich ihr Bruder das Leben genommen hat, bricht sie mit ihrem Verhalten die bisher geltenden Regeln ihrer strengen Eltern. Sie verliebt sich in Bruno, einen gewöhnlichen Hafenarbeiter – sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Diese beschließen, dass Clara einen für sie ausgesuchten Mann heiraten soll. Als sie sich dieser Anweisung widersetzt wird sie kurzerhand in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Hinzu kommt noch, dass sie von Bruno schwanger ist.

Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil den Leser dazu zu bringen, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Sie wechselt zwischen den Geschichten von Izzy und Clara hin und her, was mir sehr gut gefällt.
Auch die zeitliche Trennung beider Geschichten und das Eintauchen in die jeweilige Epoche sind klasse.
Die Geschichte wurde inspiriert von wahren Schicksalen von Patienten des Willard State Hospitals.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unter dem Deckmantel der Barmherzigkeit

0

Das verfallene Gebäude der Psychiatrie von Willard State birgt viele dunkle Geheimnisse die nur darauf warten an die Oberfläche geholt zu werden. Die junge Isabel und ihre Pflegemutter Peg bekommen Zugang ...

Das verfallene Gebäude der Psychiatrie von Willard State birgt viele dunkle Geheimnisse die nur darauf warten an die Oberfläche geholt zu werden. Die junge Isabel und ihre Pflegemutter Peg bekommen Zugang zu alten Patientenakten und Habseligkeiten aus längst vergessenen Tagen. Dabei stoßen sie auf ein Tagebuch der ehemaligen Bewohnerin Clara Cartwright, die anscheinend vollkommen gesund jahrzehntelang in Willard untergebracht war und vergeblich versuchte, der menschenunwürdigen Lebensweise und grausamer Misshandlungsmethoden zu entkommen. Izzy, deren Mutter selbst in psychiatrischer Behandlung ist, weil sie aus unerfindlichen Gründen ihren Mann erschoss, macht es sich zur Aufgabe das Schicksal von Clara zu durchleuchten. Sie entdeckt, dass Clara in Willard State Mutter geworden ist und ihr Kind zur Adoption freigegeben wurde. Wird Isabel die Tochter finden, um ihr die Wahrheit über ihre Mutter erzählen zu können?

Dieser Roman ist für mich ein absolutes Lesehighlight, weil er eine bewegende Geschichte aus der Vergangenheit so anschaulich, berührend und authentisch in die Gegenwart zu holen vermag. Historisch korrekt werden hier grausame Details ans Tageslicht gebracht, die für einen Menschen die Welt bedeutet haben. Eine Welt in der Willkür, Misshandlungen und Ungerechtigkeit zum ständigen Begleiter wurden und aus der es trotz enormer Bemühungen einfach kein Entrinnen gab.

Zwei starke Frauen stehen hier im Mittelpunkt der Erzählung, deren Gemeinsamkeit in ihrer Zuversicht, in ihrem Glauben an das Gute und der festen Überzeugung für ihr Handeln zu finden ist. Die eine musste ein beklemmendes Leben in einer trostlosen, grausamen Umgebung führen, die andere kämpft gegen die Geister ihrer eigenen noch jungen Lebensgeschichte. Beide Protagonistinnen werden charakterlich sehr intensiv beschrieben und die dabei entstehenden Handlungsstränge wechseln einander ab und begleiten den Leser durch diesen fesselnden Roman. Hier findet man geschriebene Worte, die mich ganz ohne Kitsch und Schnörkel zu Tränen gerührt haben, weil ihre Botschaft auf der zwischenmenschlichen Ebene liegt, auf der Liebe zwischen Mann und Frau, Mutter und Tochter und der Nächstenliebe ganz allgemein.

Fazit: Dieses Buch hat mich sehr bewegt und ich kann es mit gutem Gewissen weiterempfehlen, da es nicht nur einen spannenden Plot bietet sondern vor allem einen schonungslosen Blick auf die menschliche Psyche wirft. Auf die Sorgen und Nöte unserer Spezies aber auch auf das menschliche Urteilsvermögen, auf die Kraft der inneren Überzeugung, auf den Mut aus einem vorgeschriebenen Muster auszubrechen. Eine historisch anmutende Kulisse, starke Charaktere und eine große Portion Lebensweisheit kennzeichnen die Erzählung und werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Medizinhistorisch sehr interessant

0

Dies ist mein erstes Buch von Ellen Marie Wiseman, allerdings wird es sicher nicht das letzte sein. Gerade ist ein neuer Roman von ihr erschienen, den ich mir bereits zugelegt habe.
"Die dunklen Mauern..." ...

Dies ist mein erstes Buch von Ellen Marie Wiseman, allerdings wird es sicher nicht das letzte sein. Gerade ist ein neuer Roman von ihr erschienen, den ich mir bereits zugelegt habe.
"Die dunklen Mauern..." beschäftigen sich mit einem sehr wichtigen und oft verschwiegenen Kapitel der Medizingeschichte. Gerade in der Forschung mit psychiatrischen Patienten wurde früher sehr viel Missbrauch getrieben und sowohl die Diagnosestellung als auch "Therapie" teilweise leichtfertig und mit grauer Unwissenheit umgesetzt.
Die Autorin hat für dieses Buch offensichtlich sehr gut und viel recherchiert (was auch in einem hochinteressanten Interview mit ihr im Anhang des Buches beschrieben wird) und sehr starke Rückblenden geschaffen, die den Flair des dunklen Willard State absolut vor meinem Auge entstehen ließen. Die Geschichte von Clara hat mich stark berührt und war voller einiger unerwarteter Wendungen. Dadurch konnte ich das Buch zeitweise kaum aus der Hand legen!
Die Erzählung in der Gegenwart überzeugt ebenfalls teilweise durch Tiefgang, ist aber andererseits überraschend teeniehaft angelegt. Streiche und Beleidigungen im Schulalltag, Schwärmerei für einen Jungen...als Leser mit einem reiferen Blick auf das Buch mag diese Geschichte etwas oberflächlich erscheinen.
Ich finde, dass es sich aufgrund der Charaktere jedoch auch lohnt, diese Geschichte zu lesen und mochte sehr, wie sich am Ende alles zu einem Gesamtwerk zusammengefügt hat.
Das Ende hat mich tatsächlich noch einmal sehr ergriffen und sogar zu Tränen gerührt, daher bin ich insgesamt bei verdienten 4,5 Sternen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu viel Drama und Schicksalsschläge

0

Die 17jährige Isabelle, genannt Izzy, hat schon viel durchgemacht im Leben. Vor 10 Jahren hat ihre Mutter ihren Vater im Schlaf erschossen und sitzt seitdem im Gefängnis. Izzy hat ihren Vater geliebt und ...

Die 17jährige Isabelle, genannt Izzy, hat schon viel durchgemacht im Leben. Vor 10 Jahren hat ihre Mutter ihren Vater im Schlaf erschossen und sitzt seitdem im Gefängnis. Izzy hat ihren Vater geliebt und verweigert den Kontakt zur Mutter, da sie sich deren Tat nur damit erklären kann, dass die Mutter wahnsinnig geworden sein muss. Nach dem Tod ihrer Großeltern kam Izzy von einer Pflegefamilie in die nächste. Nun ist es nur noch ein Jahr bis zu ihrer Volljährigkeit und sie ist fest entschlossen, dieses letzte Schuljahr unauffällig hinter sich zu bringen. Aber ihre neue Pflegemutter Peg ist Kuratorin eines Museums und fest entschlossen, ausgerechnet die Gebäude der alten Psychiatrie Willard State vor deren Abriss noch einmal genauer anzuschauen, wobei Izzy sie begleiten soll. In einem verlassenen Schuppen finden sie die Koffer von hunderten von Insassen, eine einmalige Gelegenheit, das Leben einiger früherer Patienten zu rekonstruieren. Insbesondere der Schrankkoffer einer jungen Frau namens Clara entpuppt sich als wahre Fundgrube und Claras Schicksal zieht Izzy mehr und mehr in seinen Bann.

Dies ist die Rahmenhandlung, die 1995 spielt. Das Willard State Projekt und die Koffer gibt es übrigens wirklich.
Parallel hierzu erzählt die Autorin die Geschichte der damals 18jährigen Clara im Jahr 1929. Clara verliebt sich unstandesgemäß in einen italienischen Einwanderer und als sie ihrem Vater den Gehorsam verweigert, wird sie in die Psychiatrie eingewiesen. Zu Beginn geht sie noch davon aus, dass er ihr nur eine Lektion erteilen will und ihr Aufenthalt nach wenigen Tagen wieder beendet sein wird, doch sie irrt sich und hat keinerlei Vorstellung, was für ein Martyrium auf sie zukommt.

Abwechselnd auf beiden Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte. Claras Abschnitte sind schockierend und aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Doch damals herrschte natürlich eine völlig andere Meinung über Geisteskrankheiten, deren Definition und den Umgang mit den Kranken. Allerdings bleibt die Autorin doch sehr in Stereotypen verhaftet, die Bösen sind böse, die Guten gut, Zwischentöne gibt es nur bei einigen ganz wenigen Figuren. Dennoch fand ich Claras Schicksal sehr fesselnd, auch wenn ich nicht alles wirklich realistisch fand – die Behandlungsmethoden und der Umgang mit Patienten wurde wohl schon recherchiert und richtig beschrieben, die Autorin kratzt hier aber nur vorsichtig an der Oberfläche und schildert keine Details. Ich kann mir außerdem einfach nicht vorstellen, dass so ein Klinikleiter auch in Bezug auf andere Personen tun und lassen konnte, was er will.

Etwas zu sehr übertrieben waren mir aber vor allem die schweren Schickale in der Rahmenhandlung. Hier wäre weniger für mich mehr gewesen. Die Geschichte mit Izzys Eltern ist schlimm genug, da müsste nicht auch noch Mobbing in der Schule mit der Hintergrundgeschichte ihrer fiesen Klassenkameradin Shannon dazukommen. Ebenso fand ich am Ende die Entwicklung mit Izzys Mutter einfach zu viel, vor allem was das Timing angeht, inhaltlich hatte ich mir da schon gedacht, was damals wohl passiert ist.

Auch einige andere als Überraschung gedachte Enthüllungen am Ende waren mir zu viel Zufall und Kitsch und zu wenig Überraschung, das konnte man sich größtenteils schon längst denken und es war dann einfach zu passend, auch wenn ich grundsätzlich durchaus für schöne, versöhnliche Enden zu begeistern bin.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Ohne Worte.

0

Dieses Buch stand gefühlt seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste. Als ich mich dann endlich überwunden hatte, es zu kaufen, habe ich mich auch sofort darauf gestürzt. Und wurde nun mit gemischten Gefühlen ...

Dieses Buch stand gefühlt seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste. Als ich mich dann endlich überwunden hatte, es zu kaufen, habe ich mich auch sofort darauf gestürzt. Und wurde nun mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, was bei mir prinzipiell ein Pluspunkt ist. Ich liebe diese Sprünge und die langsame Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart. Zumindest was das anging wurde ich nicht enttäuscht.

In der Gegenwart lernen wir zunächst Izzy kenne, eine liebenswürdige 17jährige, die eine sehr schwere Kindheit hinter sich hat und nun bei Pflegeeltern lebt. In ihrer neuen Schule wird sie gemobbt, aber immerhin geht sie nach der Schule mit ihren Pflegeeltern in die ehemalige Psychiatrie Willard State, um dort alte Akten und Besitztümer der damaligen Patienten zu durchforsten. Dabei stößt sie auf das Tagebuch von Clara und ist sofort von ihrer Geschichte gefesselt.

Und somit reisen wir in die Vergangenheit zu Clara, die etwa im gleichen Alter ist aber ein ganz anders Leben führt. Sie soll verheiratet werden, allerdings nicht an den Mann, den sie liebt und von dem sie ein Kind erwartet, sondern an die Partie, die ihre Eltern für die richtige Wahl halten. Als sie sich auflehnt, wird sie von ihrem Vater in die Psychiatrie eingewiesen. Von nun an zählt ihr Wort nichts mehr!

Zunächst zur Gegenwart: Hier bin ich von Anfang an kaum aus dem Kopfschütteln herausgekommen. Das arme Mädchen, das sich nichts mehr wünscht als Liebe und Akzeptanz wird in der Schule von der It-Girl-Clique gemobbt und verliebt sich natürlich in den Freund der Anführerin….ich konnte es kaum fassen, als ich diese hohle Geschichte gelesen habe…Jedes Klischee, das man über so eine seichte Teenie Geschichte mit ein bisschen Romantik haben könnte wird hier zu 100% bedient.

In der Vergangenheit war es zunächst etwas besser: Claras Geschichte ist schockierend, aber man ist sich sofort bewusst, dass sich ähnliche Geschichten tatsächlich zugetragen haben müssen. Sie hat wesentlich mehr Tiefgang als Izzy. Ich konnte mit ihr leiden und war unglaublich wütend über all die Ungerechtigkeit, die ihr wiederfährt. Dieser Teil war mitreisend und aufwühlend und hat mich zum weiterlesen motivieren können.

Doch dann kommt natürlich noch das Ende (keine Angst, Spoilerfrei) und das war dann wieder ein Schlag in die Magengrube. Sowas von seicht, vorhersehbar, der denkbar kitschigste und hohlste Ausgang, den ich mir hätte ausmalen können. Der Brechreiz, der mir hier am Ende bleibt, macht leider auch die guten Seiten nicht wett.