Hier gibt es nur Verlierer
Emran Feroz' Buch "Der längste Krieg" ist bei seinem Erscheinen am 23. August 2021 bereits überholt. Die Taliban haben das Land im Handstreich übernommen. Warum es sich dennoch lohnt, dieses Buch zu lesen?
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Emran Feroz' Buch "Der längste Krieg" ist bei seinem Erscheinen am 23. August 2021 bereits überholt. Die Taliban haben das Land im Handstreich übernommen. Warum es sich dennoch lohnt, dieses Buch zu lesen?
Der Autor hat afghanischen Wurzeln. Er ist in Innsbruck geboren und aufgewachsen. Emran Feroz ist als freier Journalist für deutsch- und englischsprachige Medien tätig. Seine Schwerpunkte: Nahost und Zentralasien, Drohnen-Krieg. Er weiß daher, worüber er schreibt.
Er analysiert in seinem Buch, welche Fehler nicht nur von den USA, sondern zuvor schon von den Briten, die aus Afghanistan eine Kolonie machen wollten, und den russischen Truppen, die ebenfalls aus dem kargen Land wieder abgezogen sind, gemacht wurden. Hinterlassen haben alle verbrannte Erde, ein korruptes System, das stärker denn je ist.
„Trauernde Mütter beerdigen ihre Söhne, den einen mit schwarzem Taliban-Turban, den anderen mit der Uniform der afghanischen Armee. Das ist die wahre Tragödie des Krieges, und sie will, so scheint es, einfach kein Ende nehmen.“
Erman Feroz lässt auch seine eigene Biografie einfließen. Das klingt dann so: „Ab dem 12. September 2001 war ich in der Schule plötzlich ‘der Afghane’, mit dem selbst die Türken, Bosniaken oder Serben nichts anfangen konnten.“
Das Buch ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit der (westlichen) Berichterstattung. Das Land ist von unterschiedlichen Gruppen bevölkert: „den Afghanen“ gibt es nicht, vielmehr bilden zahlreiche Ethnien ein heterogenes Gebilde mit verschiedenen Sprachen.
Auch dass sich die Berichterstattung eher auf große Städte wie Kabul konzentriert und weite Teile des Landes links liegen lässt, vermittelt einen falschen Eindruck. Doch eben genau dort wurden (auch westliche) Kriegsverbrechen verübt.
Dass der Westen und vor allem die USA von der handstreichartigen Übernahme des Landes überrascht wurden, erstaunt mich persönlich jetzt nicht wirklich. Die Überheblichkeit, mit der die Besatzer die Bevölkerung behandelt haben, haben die Taliban wieder erstarken lassen. Denn weg waren sie nie. Nun sind die Taliban seit ein paar Tagen zurück. Auch wenn sie sich gemäßigt geben: Sie sind weder Demokraten noch frauenfreundlich geworden. Der Westen lässt sich mit schönen Worten einlullen und an der Nase herumführen.
Fazit:
Ein wichtiger Beitrag, um nicht der einseitigen Berichterstattung der meisten Medien auf den Leim zu gehen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.