Cover-Bild In Diensten des Afrikanischen Sozialismus
Band 49 der Reihe "Studien zur Internationalen Geschichte"
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89,95
inkl. MwSt
  • Verlag: De Gruyter Oldenbourg
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 621
  • Ersterscheinung: 06.04.2021
  • ISBN: 9783110705522
Eric Burton

In Diensten des Afrikanischen Sozialismus

Tansania und die globale Entwicklungsarbeit der beiden deutschen Staaten, 1961–1990
In den 1960er Jahren wurde „Entwicklung“ zu einem universalen Ziel und umkämpften Politikfeld im Spannungsverhältnis von Kaltem Krieg, Dekolonisierung und konkurrierenden Sozialismen. Die Regierung Tansanias setzte beim Aufbau eines eigenständigen Afrikanischen Sozialismus auch auf Expertise, Kredite und Stipendien aus Ost und West. Diese Unterstützung galt als Notwendigkeit, aber auch als Bedrohung, konnte es sich beim Entwicklungspersonal aus kapitalistischen und kommunistischen Ländern doch immer um „trojanische Pferde“ handeln. Wie übersetzten sich die Rivalitäten und konkurrierenden Ideen tatsächlich in die Praxis? In globalhistorischer Perspektive diskutiert dieses Buch Felder, Akteure und konkrete Arenen der Entwicklungsarbeit anhand der entwicklungspolitischen Verflechtungen zwischen Tansania und den beiden deutschen Staaten. Auf der Grundlage umfangreicher neu erschlossener Aktenbestände in deutschen und tansanischen Archiven sowie über 100 Interviews zeichnet es die Handlungsspielräume in der globalen Entwicklungsarbeit multiperspektivisch nach und zeigt auf, wie visionäre Zukunftsentwürfe in Politik und Alltag immer mehr dem Primat ökonomischer Krisenbewältigung wichen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2023

Großartige Zusammenstellung und Analyse entwicklungspolitischer Verflechtungen zwischen Tansania, Ost- und Westdeutschland in den 1960er bis 1990er Jahren

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Entwicklungspolitische Verflechtungen zwischen Tansania, Ost- und Westdeutschland in den 1960er bis 1990er Jahren zeigt der Historiker und Afrikanist Eric Burton (Universität Innsbruck) in seiner Doktorarbeit ...

Entwicklungspolitische Verflechtungen zwischen Tansania, Ost- und Westdeutschland in den 1960er bis 1990er Jahren zeigt der Historiker und Afrikanist Eric Burton (Universität Innsbruck) in seiner Doktorarbeit auf. Er beschreibt welche Rolle Entwicklung für den Aufbau des Afrikanischen Sozialismus spielte und wie die Zusammenarbeit im Spannungsverhältnis von Kaltem Krieg, Dekolonisierung und konkurrierenden Sozialismen aus Ost und Süd funktionierte. Dafür sichtete er deutsche und tansanische Archive, wälzte unzählige Akten der außen- und entwicklungspolitischen Institutionen und führte mehr als einhundert Interviews.

Die Leser:innen erfahren interessante Hintergründe über die Ujamaapolitik Nyereres, die Revolution in Sansibar, Dar es Salaam als Zentrum für afrikanische Unabhängigkeitsbewegungen sowie ost- und westdeutsche Systemkonkurrenz auf tansanischem Boden. Außerdem beschreibt der Autor den Wandel von wirtschaftlichen und außenpolitischen Interessen zu entwicklungspolitischer Solidarität und Zusammenarbeit.

Die Entwicklungszusammenarbeit stand stets in der Kritik: in Tansania hatte man Angst vor einer kapitalistischen bzw. kommunistischen Beeinflussung, durch bestimmte Projekte wurden (neokoloniale) Abhängigkeiten geschaffen, andere Vorhaben wurden nicht gut zu Ende geführt und verkamen zu Projektruinen. Außerdem wollte man als blockfreies Land nicht zwischen die Fronten des Kalten Krieges geraten. Gleichzeitig fehlte es nach der Unabhängigkeit 1961 auf dem tansanischen Festland bzw. 1964 auch auf Sansibar an einheimischen Expert:innen. Die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte sowie die Ausbildung von Tansanier:innen im Ausland waren zwei vielversprechende Problemlösungsstrategien.
Das Buch gibt einen tiefen Einblick in die entwicklungspolitische Szene der 60er bis 90er Jahre, insbesondere lenkt es den Blick auf Akteure wie Berater:innen, Entwicklungshelfer:innen kirchlicher, politischer und wirtschaftlicher Institutionen, entsandte Fachkräfte (z.B. Ärzt:innen oder Lehrkräfte) und tansanische Studierende in DDR und BRD. Es zeigt Beispiele interkultureller Begegnung und Lernprozesse ebenso wie Hierarchien und Probleme.

Für eine Dissertation ist die Sprache verständlich; es bleibt aber als historisches Sachbuch kein lockeres Lesevergnügen. Da einzelne Beispiele vertieft dargestellt werden, ziehen sich einige Kapitel in die Länge.

Nichtsdestotrotz: Aufgrund der zahlreichen Quellen gibt das Buch einen breiten Überblick und interessante weiterführende Literaturhinweise. Geschickt verknüpft Eric Burton politische, geschichtliche und individuelle Dimensionen zu einem Netz jenseits von Vorurteilen und den starren Kategorien „Süd“, „West“ und „Ost“. Die Leser:innen werden auf imposanten 600 Seiten auf komplexe, dynamische Wechselbeziehungen in der entwicklungspolitischen deutsch-deutsch-tansanischen Zusammenarbeit aufmerksam gemacht.

Rezension zuerst erschienen im HABARI-MAGAZIN 01/2023 des Tanzania Network e.V.

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