Ein literarischer Hochgenuss
Die Tagesordnung von Èric Vouillard ist ein dünnes Buch, welches es in sich hat. Das liegt nicht alleine an der eindrucksvollen Sprache des Schreibers. Auch die hier geschilderten Vorgänge zur Zeit der ...
Die Tagesordnung von Èric Vouillard ist ein dünnes Buch, welches es in sich hat. Das liegt nicht alleine an der eindrucksvollen Sprache des Schreibers. Auch die hier geschilderten Vorgänge zur Zeit der Nationalsozialisten lässt den Leser sprachlos und nachdenklich zurück.
Der Autor berichtet von einem Tag im Februar 1933. Herr Göring lädt die Creme de la Creme der deutschen Wirtschaft zu einem Gespräch ein. Unter anderem folgen Opel und Krupp seiner Einladung und innerhalb weniger Minuten schafft es Göring, dass die Herren bereit sind, die Nationalsozialisten finanziell zu unterstützen. Und nicht nur das. Auch der Einmarsch ins Nachbarland Österreich wurde hier am grünen Tisch entschieden.
Sieben Jahre dauerte es, bis Vouillard genug Fakten sammelte, um sein Buch zu schreiben. Als studierter Historiker kennt er sich in der Materie aus und bekam daher nicht ohne Grund den höchsten literarischen Kulturpreis Frankreichs. Mir gefiel „Die Tagesordnung“ sehr gut, weil der Stil gehoben ist und die Story trotzdem gut lesbar war. Für mich war erschreckend, wie leicht sich die damaligen Wirtschaftsbosse einwickeln ließen. Ein wenig Furcht kommt bei dem Gedanken an das Buch noch immer bei mir auf. Ich frage mich nämlich, ob das wohl heute auch noch so passieren könnte?