Nicht so bewegend
Am Buch gereizt hat mich die junge Frau, die sich von einem Mann durch Europa treiben lässt. Ich hatte auf eine spannende Liebesgeschichte mit intellektuellem Einschlag gehofft. Leider war es dann nur ...
Am Buch gereizt hat mich die junge Frau, die sich von einem Mann durch Europa treiben lässt. Ich hatte auf eine spannende Liebesgeschichte mit intellektuellem Einschlag gehofft. Leider war es dann nur eine Selbstfindungsgeschichte, wie man sie heutzutage häufig hat.
Worum geht es?
Isadora ist zum zweiten Mal verheiratet, ihr erster Mann kam wegen einer Schizophrenie in die Psychartrie, und führt ein Leben zwischen Schreiben und Ehefrau. Sie geht zu Psychoanalytikern, die sie ständig wechselt, und hat ein problematisches Verhältnis zur perfektionistischen Mutter und den Schwestern, die um die Zuneigung der Mutter buhlen. Auf einer Konferenz begleitet sie ihren Mann und lernt dort Adrian kennen. Mit dem Lebenmann fährt sie durch Europa, stellt jedoch fest, dass er sich nicht an sie binden will. Schließlich gibt sie ihre Ideale an sich selbst auf und beginnt, mit der Ungewissheit des Lebens klarzukommen.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Ich konnte mich an manchen Stellen gut mit dem Text identifizieren und die Reise, die die Hauptfigur machten, müssen wohl viele Menschen Anfang Zwanzig machen. Es ist ein schmerzhafter Prozess, aber wichtig für die eigene Entwicklung. Isadora findet in Adrian eine Mentor, muss aber feststellen, dass er eher als Antrieb denn als Heimat dient. Er ist eher intellektuell fordernd, körperich weniger erfüllend. Adrian weiß das und versucht, ihre Selbsterkenntnis zu fördern. Isadora tut am Ende genau das. Trotzdem empfand ich Adrian als eine Figur, die Isadora benutzt und lenken will. Weil er sich über sie stellt und denkt, er wisse es besser. Wahrscheinlich war sie nicht die erste und wird nicht die letzte sein.
Isadora wiederum hadert mit sich, findet in Adrian eine Ersatzmutter, um dessen Aufmerksamkeit sie kämpfen kann. Ihrem Mann ist das ein Stück egal, eine Arbeit an der Beziehung findet nicht statt.
Allerdings gibt es im Buch einige Referenzen, ein intellektueller Strom durchzieht das Werk. Man kann vieles darin finden.
Eine Bewertung des Textes fällt mir schwer, weil er in den 70er Jahren ein Bespiel für eine neue Form der Weiblichkeit galt. Frauen nicht als Opfer der Umstände, die versuchen, klarzukommen. Sondern Frauen als Menschen, die selbst entscheiden, was sie tun. Selbst wenn das bedeutet, erst einmal gründlich hinzufallen. Auch die expliziten Stellen haben damals viele Menschen verwundert. Aus heutiger Sicht ist all das ein alter Hut. Frauen, die übere ihre Lebenswege schreiben, das Sich-Finden als Frau und als Mensch wurde sehr oft in der Literatur thematisiert. Auch die "erotischen" Stellen sind deutlich, aber sehr kurz. Verglichen mit einem New-Adult-Roman wirkt der Roman fast bieder.
Besondere Probleme hatte ich mit dem "zippless fuck", der als "Nix-wie-Vögeln" übersetzt wird. Ich fand das Wort, verglichen mit dem Original, rhythmisch sehr holprig und nichts-sagend. Allerdings erklärt die Übersetzerin daran im Nachtwort gut, auf welche Aspekte es bei dieser Arbeit ankommt.
Ziemlich schade finde ich auch das deutsche Cover. Während das englische Cover sehr bunt ist und in mehrerlei Hinsicht knallig, wirkt das deutsche ziemlich bieder. Das englische betont das Thema Steigen, das deutsche eher Fallen. Im Englischen kann man sich überlegen, ob das Titelmotiv einen Heißluftballon oder sogar eine Vagina zeigt. Das deutsche wirkt nicht so aussagekräftig, eher einfallslos. Wäre der Titel nicht so interessant gewesen, hätte ich es nicht angefordert.
Fazit
Ich verstehe, dass das Buch damals revolutionär war und es bietet einige intellektuelle Ansätze. Für mich war's aber nicht so bewegend.