Einseitig.
Pleasure and Pain - Fessle mein HerzIch habe das Buch über einen Adventskalender bekommen und neben dem schönen Cover hat mich vor allem die Kombination aus Journalismus und BDSM interessiert. Vom Journalismus sieht man nicht viel, vom BDSM ...
Ich habe das Buch über einen Adventskalender bekommen und neben dem schönen Cover hat mich vor allem die Kombination aus Journalismus und BDSM interessiert. Vom Journalismus sieht man nicht viel, vom BDSM wenig.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Violett führte vor Jahren eine Beziehung zu Elijah, doch als dieser beim Liebesspiel eine Grenze übertritt, verlässt er sie. In der Gegenwart arbeitet Violett als Journalistin bei einem Klatschblatt und soll einen Artikel über einen BDSM-Club schreiben, um der Kündigung zu entgehen. Rein zufällig treffen beide aufeinander.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Nicht gut. Die Hälfte des Buches betont der Text, wie wichtig Consens ist - das gilt aber nicht für das Hauptpärchen. Elijah benimmt sich ständig übergriffig, Violett gefällt das aber, weil für sie die Liebesbeziehung an das Spiel geknüpft ist. Dass Elijah sie berührt, ihr den Weg versperrt usw., obwohl sie das nicht will und es nicht als Spiel deklariert wird, das finde ich nicht gut. Hinzu kommt, dass Elijah vor Jahren das Safeword überhört hat, weil er Streit mit seinem Vater hatte. Danach hat er Violett aus Scham allein gelassen. Er hat seine Verantwortung als Dom vergessen, er hätte gar nicht spielen dürfen, weil er emotional nicht in der Lage war, auf seine Sub aufzupassen. Danach hat er sie geghostet. Dass das im Roman nicht aufgearbeitet wird, macht mich wütend. Er hat eine Erklärung dafür, aber anstatt die beiden wirklich miteinander reden, spielen sie. Elijah merkt auch nicht, dass sie noch nicht über ihn hinweg ist. Aber es ist ja die große Liebe. Letztlich wird hier eine Grenzüberschreitung romantisiert.
Außerdem wird das Thema BDSM ziemlich einseitig dargestellt. Die Beziehung zwischen Violett und Elijah wirkt, als ob sie immer spielen. Das muss aber nicht sein. Es gibt Paare, bei denen BDSM den Alltag durchdringt, es gibt Paare, bei denen das nicht so ist. Außerdem ist die einzige Technik, die im Buch vermittelt wird, das Schlagen auf den Hintern. Anderes gibt es nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Autorin die Leser:innen nicht überfordern wollte.
Die Figuren sind ziemlich blass, was Violett im Club macht und wie sie als Journalistin arbeitet, sieht man nicht.
Die Story selbst ist mit Logiklöchern gepflastert. Ein Kultusminister wird binnen Wochen entlassen und wieder eingestellt, Elijah recherchiert nicht, was Violett macht, obwohl sie als Journalistin leicht zu googlen ist. Genauso wie eine andere Figur.
Was mich außerdem nervte ist, dass zwischen Dialogen immer Gedanken der Hauptfiguren zu lesen sind - eine halbe Seite lang. Oft hatte ich die Frage vergessen, weil die Antwort zu weit unten stand. Eigentlich war nur aus dem Kontext ersichtlich, worum es geht. Wirklich wichtig sind die Dialoge nicht.
Auch die erotischen Szene sind eher langweilig. Natürlich, es wird geschlagen, unter das Kinn gefasst, ein bisschen gequält, in Hündchenstellung. Das war in allen drei Szenen weder kreativ noch erotisch. Vor allem, weil die Spannung zwischen den Figuren nicht da war.
Fazit
Laut Nachwort hat die Autorin viel recherchiert, sie konnte das aber nicht umsetzen. Der Text ist zu fokussiert auf einzelne Aspekte, das Große Ganze bleibt vage. Weder Figuren noch Story geben viel her. Für mich ein Flop.