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Evy_Heart

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2024

Einseitig.

Pleasure and Pain - Fessle mein Herz
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Ich habe das Buch über einen Adventskalender bekommen und neben dem schönen Cover hat mich vor allem die Kombination aus Journalismus und BDSM interessiert. Vom Journalismus sieht man nicht viel, vom BDSM ...

Ich habe das Buch über einen Adventskalender bekommen und neben dem schönen Cover hat mich vor allem die Kombination aus Journalismus und BDSM interessiert. Vom Journalismus sieht man nicht viel, vom BDSM wenig.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Violett führte vor Jahren eine Beziehung zu Elijah, doch als dieser beim Liebesspiel eine Grenze übertritt, verlässt er sie. In der Gegenwart arbeitet Violett als Journalistin bei einem Klatschblatt und soll einen Artikel über einen BDSM-Club schreiben, um der Kündigung zu entgehen. Rein zufällig treffen beide aufeinander.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Nicht gut. Die Hälfte des Buches betont der Text, wie wichtig Consens ist - das gilt aber nicht für das Hauptpärchen. Elijah benimmt sich ständig übergriffig, Violett gefällt das aber, weil für sie die Liebesbeziehung an das Spiel geknüpft ist. Dass Elijah sie berührt, ihr den Weg versperrt usw., obwohl sie das nicht will und es nicht als Spiel deklariert wird, das finde ich nicht gut. Hinzu kommt, dass Elijah vor Jahren das Safeword überhört hat, weil er Streit mit seinem Vater hatte. Danach hat er Violett aus Scham allein gelassen. Er hat seine Verantwortung als Dom vergessen, er hätte gar nicht spielen dürfen, weil er emotional nicht in der Lage war, auf seine Sub aufzupassen. Danach hat er sie geghostet. Dass das im Roman nicht aufgearbeitet wird, macht mich wütend. Er hat eine Erklärung dafür, aber anstatt die beiden wirklich miteinander reden, spielen sie. Elijah merkt auch nicht, dass sie noch nicht über ihn hinweg ist. Aber es ist ja die große Liebe. Letztlich wird hier eine Grenzüberschreitung romantisiert.

Außerdem wird das Thema BDSM ziemlich einseitig dargestellt. Die Beziehung zwischen Violett und Elijah wirkt, als ob sie immer spielen. Das muss aber nicht sein. Es gibt Paare, bei denen BDSM den Alltag durchdringt, es gibt Paare, bei denen das nicht so ist. Außerdem ist die einzige Technik, die im Buch vermittelt wird, das Schlagen auf den Hintern. Anderes gibt es nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Autorin die Leser:innen nicht überfordern wollte.

Die Figuren sind ziemlich blass, was Violett im Club macht und wie sie als Journalistin arbeitet, sieht man nicht.

Die Story selbst ist mit Logiklöchern gepflastert. Ein Kultusminister wird binnen Wochen entlassen und wieder eingestellt, Elijah recherchiert nicht, was Violett macht, obwohl sie als Journalistin leicht zu googlen ist. Genauso wie eine andere Figur.

Was mich außerdem nervte ist, dass zwischen Dialogen immer Gedanken der Hauptfiguren zu lesen sind - eine halbe Seite lang. Oft hatte ich die Frage vergessen, weil die Antwort zu weit unten stand. Eigentlich war nur aus dem Kontext ersichtlich, worum es geht. Wirklich wichtig sind die Dialoge nicht.

Auch die erotischen Szene sind eher langweilig. Natürlich, es wird geschlagen, unter das Kinn gefasst, ein bisschen gequält, in Hündchenstellung. Das war in allen drei Szenen weder kreativ noch erotisch. Vor allem, weil die Spannung zwischen den Figuren nicht da war.

Fazit

Laut Nachwort hat die Autorin viel recherchiert, sie konnte das aber nicht umsetzen. Der Text ist zu fokussiert auf einzelne Aspekte, das Große Ganze bleibt vage. Weder Figuren noch Story geben viel her. Für mich ein Flop.

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Kunstvoll, aber öde

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Ich hatte das Buch angefordert, bevor es zum Skandal um den Deutschen Buchpreis kam. Ich fand das Cover sehr knallig und hatte auf eine frische Geschichte gehofft. Ich empfand es als kunstvoll, aber inhaltlich ...

Ich hatte das Buch angefordert, bevor es zum Skandal um den Deutschen Buchpreis kam. Ich fand das Cover sehr knallig und hatte auf eine frische Geschichte gehofft. Ich empfand es als kunstvoll, aber inhaltlich und emotional nicht packend.

Worum geht es?

Tänzerin Juno lebt mit ihrem MS-kranken Ehemann Jupiter in einer Wohnung, ihr Alltag besteht aus Tanzprojekten und Besorgungen, die sie für den Autor erledigt. Dreh- und Angelpunkt ist der Scammer, zu dem Juno eine Beziehung aufbaut. Nebenbei lesen wir von ihrem Alltag.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Ungewöhnlich fand ich, dass die Figuren die Namen von Göttern tragen, also eher Typen sind. Juno als Mutterfigur, die zwischen Fürsorge und Selbstverwirklichung pendelt, Jupiter als gefallener Gott, der Junos Alltag dominiert, weil sie für ihn Rezepte einlösen und kochen muss. Dazu der Scammer und ein paar Tanzkollegen. Die Idee ist gut und ich denke, dass dahinter viel steckt, das ich mangels Kenntnisse der römischen Mythologie nicht sehe.

Ansonsten ist der Text ein Werk, das in mir ein Gefühlsvakuum erzeugt hat und bei dem ich hoffte, es würde endlich etwas passieren. Dass Jupiter stirbt oder Juno dem Scammer wider besseren Wissens verfällt. Dass die Tanzperformance in München zu einem Ausbruch führt. Es passiert immer ein bisschen, aber nichts Großes. Keine Wendung. Manche Leser:innen mögen aber genau das, die Auseinandersetzung mit der Monotonie des Alltags.

Auch das Thema Scammer, das in der Presse gelobt wurde, schien mir eher oberflächlich. Der Scammer gibt vor, wahrhaftig zu sein, er bitte sie nie um Geld. Was er von ihr will, bleibt unklar. Genauso wie Junos Motive. Ihre Gespräche sind eher Smalltalk. Juno versucht, sich über sein Land zu informieren, sich in ihn hineinzufühlen, aber er hat kein Interesse dran. Auch nicht an Junos ausführlichen Vergleichen mit dem Film "Melancholia" von Lars von Trier.

Ich habe lange nicht verstanden, warum der Film eine so große Rolle für sie spielt, aber vielleicht sieht sie in den Schwestern Claire und Justine, die mit Erwartungen und Depressionen kämpfen, Parallelfiguren zu sich und Jupiter. Weil sie sich fragt, wer wem hilft und wann die Katastrophe, also der Planet oder die MS, das Leben der Figuren zerstört. Vielleicht sehnt sich Juno auch danach.

Beim Tanzen gibt es außeredem noch eine Auseinandersetzung mit weiblichen Rollenbildern und dem Thema Alter.

Fazit

Letztlich bleibt vom Buch außer dem tollen Cover und den Namen nicht viel. Die Autorin hat sich sicher viel Arbeit gemacht, aber mich hat es emotional gar nicht mitgerissen.

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Veröffentlicht am 15.12.2024

Augenmerk auf Oscar

Pi mal Daumen
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Auf diess Buch habe ich mich gefreut - und war ziemlich enttäuscht. Ich fand den Titel griffig, die Konstellation interessant, das Cover lebendig. Und ich mochte die Idee, dass die Autorin Naturwissenschaften ...

Auf diess Buch habe ich mich gefreut - und war ziemlich enttäuscht. Ich fand den Titel griffig, die Konstellation interessant, das Cover lebendig. Und ich mochte die Idee, dass die Autorin Naturwissenschaften mit Belletristik verknüpft. Leider krankt das Buch an der Hauptfigur.

Rezi enthät Spoiler!

Worum geht es?

Oscar ist ein Mathegenie, hat hohe Ansprüche und trifft eines Tages auf die 50-jährige Moni, die von allen für dumm gehalten wird und sich nun den Traum vom Studium erfüllt.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Oscar hat es mir als Figur sehr schwer gemacht. Er befindet sich, auch wenn das nie gesagt wird, auf dem autistischen Spektrum und hat für vieles kein Verständnis. Moni ist aus seiner Sicht dumm, sie schafft das Studium ohnehin nicht. Und da sie alt ist, kann sie auch keine Karriere machen. Das immer wieder zu lesen, das tat weh. Es gab keinen Satz oder Gedanken, bei dem ich Oscar nicht anschreien wollte. Das Problem ist, dass ihm niemand Kontra gibt. Weder die gutmütige Moni noch der väterliche Professor Herbst, der ebenfalls sehr mit sich beschäftigt ist. Seine Eltern haben ihm früher Freunde gekauft, ihn also eher überlistet. Da das Buch durchgängig aus Oscars Perspektive geschrieben ist, kann es auch sein, dass er Kritik gar nicht wahrnimmt. Er wirkt wie ein arrogantes Kind, das nur sieht, was es besitzt und ob alle seine Regeln befolgt wereden. Nicht, was er in anderen auslöst. Obwohl mir natürlich bewusst ist, dass das seine Persönlichkeit ist. Aber es irritiert mich, dass das von allen hingenommen wird.

Es gibt nur wenige Stellen, in denen Oscars Gefühle durch körperliche Reaktionen Ausdruck finden z.B. wenn er bei Hundevideos weint oder zusammenbricht, wenn jemand anderes recht hat oder er sich zurückgesetzt fühlt.

Es gibt Bücher, die Autist:innen trotz ihrer Besonderheiten als sympatisch darstellen - das macht das Buch nicht. Das ist einerseits realistisch, denn Menschen auf dem autistischen Spekrum können zwischenmenschlich sehr schwer sein. Aber viele Leute sind angepasst oder können mit ihrem Umfeld so kommunizieren, dass sich keiner zurückgesetzt fühlt. Oscar ist ein Ekel. Daher sollte man sich als Leser bewusst sein, dass das eine sehr überzeichnete Darstellung ist und viele Autist:innen relativ umgänglich sind.

Moni ist das krasse Gegenstück zu Oscar, ist aber als Figur blass. Sie wird von allen als dumm bezeichnet, versteht aber komplizierte Dinge relativ gut. Auch wenn sie bei den Grundlagen Probleme hat. An Moni wird gut deutlich, wie die Erwartungshaltung des Umfeldes den Menschen prägt. Leider zeigt der Text nicht, wie sehr sie leidet, als sie ausbricht. Man spürt, dass ihre Familie sie ablehnt, weil sie studiert, aber man sieht nicht in sie hinein. Ich denke, dass hier auch ein Trauma zugrundeliegt. Der geniale, aber psychisch kranke (?) Bruder, für den Moni immer alles tat, verschwand. Ich denke, dass die Familie daher mit Mathematik und Wissen auch Verlust verbindet und dass sich das von den Eltern auf Moni auf deren Kinder übertragen hat. Ihre Tochter ist selbstverliebt, aber ihr Enkel Quentin hat z.B. ebenfalls eine mathematische Begabung. Vielleicht hat auch Moni ihren Anteil daran - indem sie das Mathestudium verschweigt, vermeidet sie das Thema, beschützt den Bruder weiterhin, nimmt der Familie aber gleichzeitig die Möglichkeit das aufzuarbeiten.

Auch der Rest des Umfeldes bleibt blass - aus Kommilitone Tom wird nicht viel, Monis Freund Pit hat seinen Auftritt, Oscars Vorbild Daniel entpuppt sich als Schwindler - was der Handlung am Ende Würze gibt. Aber ich hatte zu keiner Figur einen Bezug.

Interessant war, dass sich Oscar in Monis Enkel Justin verliebt, aber das nicht als "Liebe" wahrnimmt, sondern als Wohlfühlen. Es wäre schön gewesen zu sehen, ob die beiden zusammen kommen. Aber das hätte wohl zu sehr abgelenkt?

Inmitten von Oscars Betrachtungen über die Minderwertigkeit der anderen oder dem richtigen veganen Essen geht die Mathematik eher unter. Oscar sieht Mathematik sehr poetisch, er bewegt sich gern in dieser Welt, weil sie eindeutig ist. Das war wirklich schön zu lesen. Aber ich konnte es nur wenig genießen, weil ich Oscar nicht mochte.

Am Ende wird es sogar ein bisschen mystisch, was ich ganz nett fand.

Auch die Handlung plätschert eher dahin. Man fragt sich, ob Moni das Studium schafft, auch die familiären Konflikte sind nett, dann die Frage, was mit Monis Bruder passiert ist. Liest sich gut, aber nicht fesselnd. Letztlich bringt Moni Oscar emotional ein bisschen voran, aber es fühlte sich nicht wie eine Heldenreise an.

Fazit

Aus der tollen Grundidee macht die Autorin leider wenig. Autist Oscar ist zu einseitig dargestellt, das Gegenstück Moni nicht stark genug. Gute Ideen und Konflikte gehen unter. Daher für mich ein Flop.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Krümelkuchen

Kiss the Right Bride
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Ich war erst skeptisch, ob mir der Text zu kitschig wird, habe mich aber dann vom wunderschönen Cover verführen lassen. Das Problem war aber neben den Klischees die Hauptfigur.

Rezi enthält Spoiler.

Worum ...


Ich war erst skeptisch, ob mir der Text zu kitschig wird, habe mich aber dann vom wunderschönen Cover verführen lassen. Das Problem war aber neben den Klischees die Hauptfigur.

Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?

Bäckerin June liebt Ryder, Anwalt Ryder liebt June. Doch in ihrer Jugend hatte June Angst, ihre Freundschaft zu zerstören, woraufhin Ryder ins Ausland flüchtete. Jahre später ist June allein, Ryder unglücklich mit einer Politikertochter verlobt. Aber dank einer Verkettung sehr gewollter Zufälle kommen die beiden am Ende zusammen.

Wir hat mir das Buch gefallen?

Die Figuren sind blass. Von Ryders Tätigkeit als Anwalt merkt man nichts, June backt immerhin. Trotzdem kam sie mir nicht wie jemand vor, der eine Agentur leitet. Sie schien nicht die Zügel in der Hand zu haben, sondern oft geleitet von ihren jugendlichen Gefühlen.

Besonders genervt hat mich, dass June manchmal garstig zu ihren Freundinnen ist - und damit durchkommt. Eine motzt sie an, weil sie nicht mit Ryder - gezwungenermaßen - für Fotos posieren will. Eine andere trifft sie bewusst an einem wunden Punkt, weil June 'versehentlich' mit Ryder rumgemacht hat. In beiden Fällen ist June im Unrecht, aber es wird nicht aufgearbeitet. Die Freundinnen halten ihr die Treue. Reue zeigt sie nicht.

Ryder und June geben sich gegenseitig Schuld an der ersten Trennung, obwohl auch hier June das Problem war. Statt einem Eingeständnis gibt es Versöhnungssex.

Erotisch wird's ein bisschen, Ryder ist sogar SO schmutzig, dass er sie in einer Sauna geglücken will und sogar (!!!) an der Fensterscheibe eines Hotels - hoch oben. Und natürlich hat Ryder Komplexe, ob er June zufrieden stellen kann, ist aber trotzdem der perfekte Lover.

June bringt als Tochter eines sehr religiösen Vaters genügend Stoff für Tiefe mit, aber das wird nur wenig ausgeführt.

Emotional hat es mich gar nicht gepackt, weil die Hintergründe der Figuren austauschbar sind.

Immerhin schafft es die Autorin, die Freundinnen so vage zu zeichnen, dass man auf die Folgebände gespannt ist.

Die Verlobte ist böse, arrogant, kennt man. Einen guten Grund, warum sie zusammen sind, gibt es nicht.

Die Handlung ist geradlinig, die Beschreibungen von Kleidung, Umgebung usw. ausführlich. Toll fand ich die Metaphern z. B. "[...] habe seine anfänglichen Nachrichten abgewehrt und ihn gebeten, erst reinen Tisch zu machen. Dass er ihn zugunsten von Charlene neu decken würde, hatte ich allerdings nicht erwartet." (85 %) An manchen Stellen fand ich das gezwungen, es macht den Roman aber einzigartig. Ich hätte gern mehr avon gehabt.

Was ich, außerhalb des Textes, schwierig finde ist, dass VOR dem Roman steht, dass die Autorin gestorben ist. Ich finde es in Ordnung, dass es dasteht, aber ich hatte die ganze Zeit die Frage im Kopf, wie ich das Buch einer toten Autorin bewerten soll. Welchen Einfluss Lektor:innen und andere Beteiltigte haben, wenn die Autorin selbst nichts ändern kann. Mir wäre es lieber gewesen, es hätte am Ende gestanden.

Fazit

"Kiss the right Bride" hat gute Voraussetzungen und zeigt Ansätze für einen interessanten Schreibstil. Letztlich ist der Text aber zu oberflächlich und zu beliebig geworden.

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Nicht so bewegend

Angst vorm Fliegen
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Am Buch gereizt hat mich die junge Frau, die sich von einem Mann durch Europa treiben lässt. Ich hatte auf eine spannende Liebesgeschichte mit intellektuellem Einschlag gehofft. Leider war es dann nur ...


Am Buch gereizt hat mich die junge Frau, die sich von einem Mann durch Europa treiben lässt. Ich hatte auf eine spannende Liebesgeschichte mit intellektuellem Einschlag gehofft. Leider war es dann nur eine Selbstfindungsgeschichte, wie man sie heutzutage häufig hat.

Worum geht es?

Isadora ist zum zweiten Mal verheiratet, ihr erster Mann kam wegen einer Schizophrenie in die Psychartrie, und führt ein Leben zwischen Schreiben und Ehefrau. Sie geht zu Psychoanalytikern, die sie ständig wechselt, und hat ein problematisches Verhältnis zur perfektionistischen Mutter und den Schwestern, die um die Zuneigung der Mutter buhlen. Auf einer Konferenz begleitet sie ihren Mann und lernt dort Adrian kennen. Mit dem Lebenmann fährt sie durch Europa, stellt jedoch fest, dass er sich nicht an sie binden will. Schließlich gibt sie ihre Ideale an sich selbst auf und beginnt, mit der Ungewissheit des Lebens klarzukommen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Ich konnte mich an manchen Stellen gut mit dem Text identifizieren und die Reise, die die Hauptfigur machten, müssen wohl viele Menschen Anfang Zwanzig machen. Es ist ein schmerzhafter Prozess, aber wichtig für die eigene Entwicklung. Isadora findet in Adrian eine Mentor, muss aber feststellen, dass er eher als Antrieb denn als Heimat dient. Er ist eher intellektuell fordernd, körperich weniger erfüllend. Adrian weiß das und versucht, ihre Selbsterkenntnis zu fördern. Isadora tut am Ende genau das. Trotzdem empfand ich Adrian als eine Figur, die Isadora benutzt und lenken will. Weil er sich über sie stellt und denkt, er wisse es besser. Wahrscheinlich war sie nicht die erste und wird nicht die letzte sein.

Isadora wiederum hadert mit sich, findet in Adrian eine Ersatzmutter, um dessen Aufmerksamkeit sie kämpfen kann. Ihrem Mann ist das ein Stück egal, eine Arbeit an der Beziehung findet nicht statt.

Allerdings gibt es im Buch einige Referenzen, ein intellektueller Strom durchzieht das Werk. Man kann vieles darin finden.

Eine Bewertung des Textes fällt mir schwer, weil er in den 70er Jahren ein Bespiel für eine neue Form der Weiblichkeit galt. Frauen nicht als Opfer der Umstände, die versuchen, klarzukommen. Sondern Frauen als Menschen, die selbst entscheiden, was sie tun. Selbst wenn das bedeutet, erst einmal gründlich hinzufallen. Auch die expliziten Stellen haben damals viele Menschen verwundert. Aus heutiger Sicht ist all das ein alter Hut. Frauen, die übere ihre Lebenswege schreiben, das Sich-Finden als Frau und als Mensch wurde sehr oft in der Literatur thematisiert. Auch die "erotischen" Stellen sind deutlich, aber sehr kurz. Verglichen mit einem New-Adult-Roman wirkt der Roman fast bieder.

Besondere Probleme hatte ich mit dem "zippless fuck", der als "Nix-wie-Vögeln" übersetzt wird. Ich fand das Wort, verglichen mit dem Original, rhythmisch sehr holprig und nichts-sagend. Allerdings erklärt die Übersetzerin daran im Nachtwort gut, auf welche Aspekte es bei dieser Arbeit ankommt.

Ziemlich schade finde ich auch das deutsche Cover. Während das englische Cover sehr bunt ist und in mehrerlei Hinsicht knallig, wirkt das deutsche ziemlich bieder. Das englische betont das Thema Steigen, das deutsche eher Fallen. Im Englischen kann man sich überlegen, ob das Titelmotiv einen Heißluftballon oder sogar eine Vagina zeigt. Das deutsche wirkt nicht so aussagekräftig, eher einfallslos. Wäre der Titel nicht so interessant gewesen, hätte ich es nicht angefordert.

Fazit

Ich verstehe, dass das Buch damals revolutionär war und es bietet einige intellektuelle Ansätze. Für mich war's aber nicht so bewegend.

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