Eine vergnügliche Komödie mit einem Hauch Gesellschaftskritik
Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mir schon länger von einem sehr guten Freund ausgeliehen. Er war überzeugt davon, dass es mir gefallen würde und er hatte absolut recht. Diese zuweilen schräge und ...
Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mir schon länger von einem sehr guten Freund ausgeliehen. Er war überzeugt davon, dass es mir gefallen würde und er hatte absolut recht. Diese zuweilen schräge und stets äusserst kluge Verwechslungskomödie über eine klassenübergreifende Freundschaft, reiche und arme Menschen, Frauen und Männer und einen abgelegenen, eingeschneiten Ort im Winter, hat mich begeistert.
Kästners pointierte Gesellschaftskritik, welche vor allem die gehobener Gesellschaftsschichten und ihre vermeintliche Überhabenheit aufs Korn nimmt und zugleich aufzeigt, dass auch weniger vermögende Menschen nicht vor argen Vorurteilen gefeit sind - weil Menschen nun mal einfach Menschen sind und zu Vorurteilen neigen - trifft gezielt ins Schwarze was allerdings alles mit einem liebenswert beobachtenden und wohlwollenden Auge geschieht.
Erzählsprache:
Nach wenigen Sätzen sind wir mitten im Geschehen, erfahren von den Ränken, die Geheimrat Tobler nach dem Gewinn eines Preisausschreibens schmiedet und vom Chaos, das er damit ziemlich umgehend auslöst. Im tiefen Winter begleiten wir die Protagonisten auf die Eisbahn, die Piste, einen Kostümball und an zahllose elegante Dinner und erfahren bald, wie es Geheimrat Tobler und seinem mitgereisten Kammerdiener Johann, der sich als Besitzer einer Reederei ausgibt, ergeht. Nur schon die Grundidee dieser Geschichte ist ein ziemlich ungewöhnlicher Einfall und dass es Kästner auch noch gelingt, stets kurzweilig zu erzählen, die Figuren in ihren Verkleidungen unentdeckt zu lassen und vor allem natürlich auch noch ein wenig Chaos, Romantik und Drama in die sonst schon spannende Atmosphäre, in der wohlhabende Menschen literarisch auf den Arm genommen werden, einfliessen zu lassen, ist ein wahres Meisterstück.
Meine Empfehlung:
Ich staune immer wieder, wie sehr wir Buchliebhaber*innen uns vom schönen, neuen Schein blenden lassen, weil da leider sehr oft wundervolle Literatur, die halt schon ein wenig älter ist, ausser Acht gelassen wird und vielleicht sogar in Vergessenheit gerät. "Drei Männer im Schnee" ist mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen, ist aber das beste Beispiel dafür, dass Klassiker weder angestaubt noch antiquiert daherkommen müssen, sondern dass sie genau so aktuell, kurzweilig und lehrreich sein können, wie alle Neuerscheinungen, die wir sonst in den Regalen der Buchhandlungen antreffen. Für dieses zeitlose und äusserst unterhaltsame Stück Literatur gibt es von mir eine überzeugte Empfehlung.