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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atrium Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 05.05.2017
  • ISBN: 9783038820086
Erich Kästner

Fabian

Die Geschichte eines Moralisten
Dr. Jakob Fabian, Germanist und Reklametexter, lässt sich durch das Berlin der »Goldenen Zwanziger« treiben. Er wirft sich in erotische Abenteuer, trinkt mit Journalisten um die Wette und versucht, im Labyrinth der Großstadt seine Integrität und seine Ideale zu behaupten. Doch die Stadt windet sich wie in einem Fiebertraum; die junge Demokratie der Weimarer Republik wird mehr und mehr in ihren Grundfesten erschüttert. Dann lernt Fabian im Atelier einer Bildhauerin, wo sich leichte Mädchen und Todeskandidaten ein Stelldichein geben, die junge Juristin Cornelia kennen. Die beiden verlieben sich – doch die Liebe hat keine Konjunktur.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Die schlechteste aller möglicher Welten

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Erich Kästners autobiographisch angehauchte Erzählung über Jakob Fabian, der das ausschweifende Berlin der späten Weimarer Republik erlebt, und daran untergeht, wirft einen sehr klaren, von Schopenhauers ...

Erich Kästners autobiographisch angehauchte Erzählung über Jakob Fabian, der das ausschweifende Berlin der späten Weimarer Republik erlebt, und daran untergeht, wirft einen sehr klaren, von Schopenhauers Pessimismus geprägten Blick auf die Welt und die Menschheit. Das 1931 erschienene Buch ist an manchen Stellen sogar beängstigend prophetisch, so sagt Fabian im Gespräch mit einem Nazi: "Wo nehmt ihr die Dreistigkeit her, sechzig Millionen Menschen den Untergang zuzumuten, bloß weil ihr das Ehrgefühl von gekränkten Truthähnen habt und euch gern herumhaut?"

Die Endzeitstimmung dieser Zeit kommt deutlich zum Vorschein, man merkt geradezu, wie die Menschen fiebrig am Rande des Vulkans tanzen, kopulieren und saufen, um die düstere Welt, die Aussichtslosigkeit zu vergessen. Mittendrin und doch abseits Fabian, der sich dieses ausgelassen-unfrohe Treiben betrachtet, aber nur am Rande und mit einem gewissen Widerwillen daran teilhat.

Der erste Teil des Buchs ist eine etwas zusammenhanglose Betrachtung der diversen Berliner Ausschweifungen, die Fabian sich anschaut. Zusammen mit ihm werfen wir einen Blick in das Nachleben Berlins: auf Frauen, die sich für freien Eintritt in eine Bar und einen Schnaps halbnackt präsentieren, die offensiv ihre körperliche Befriedigung suchen, auf einvernehmliche und nicht-einvernehmliche offene Beziehungen, auf Manipulierung von Zeitungsberichten, viel Alkohol und betrunkene Ausraster, gleichgeschlechtliche Beziehungen und auch auf die in diesen Jahren allgegenwärtige politische Gewalt, die aufkommenden Nazis. Das war farbig erzählt, mir persönlich an manchen Stellen ein wenig zu vignettenhaft und mit recht vielen philosophisch-politischen Monologen (die auch im restlichen Verlauf des Buches immer wiederkehren).

Allmählich bewegt sich das Buch weg von den Einblicken hin zu einer fortwährenden Handlung und wir lernen den Beobachter Fabian nun auch besser kennen. Er ist letztlich zu gut für die Welt, stets hilft er anderen, verteilt sein knapp vorhandenes Geld bereitwillig, handelt dort, wo andere zusehen. Immer wieder wird er von den Menschen enttäuscht, mit dem allgemeinen Egoismus und der Jagd nach Geld und Erfolg konfrontiert, auch wenn man sich im Laufe dieser Jagd selbst verkaufen muß. Die Gedankenlosigkeit der Menschheit wird ebenfalls gut geschildert, sie kostet Fabians besten Freund das Leben.

Zwischendrin dann als scharfer Kontrast die Unschuld von Fabians Mutter, dem gänzlich anderen Kleinstadtleben. Nicht überraschend, daß Fabian sich immer wieder in Erinnerungen an die Kindheit und die Mutter flüchtet, auch wenn diese Kindheit alles andere als sorgenfrei war. Die Szenen zwischen Fabian und seiner Mutter sind sehr liebevoll und berührend.

Das düstere Lebensgefühl dieser verlorenen Generation wird mit messerscharfem Blick und viel treffender Ironie gezeichnet. Die Reise Fabians von Arbeitsamt zu Arbeitsamt nach seiner Entlassung ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Keiner ist zuständig, alle schicken ihn weiter, die Wände sind behängt mit Verboten und amtlichen Informationen - nach fünf Stunden Irrweg durch die Behörden wird er wieder an den Ausgangspunkt zurückgeschickt. Er paßt nicht so richtig ins bürokratische System und letztlich auch gar nicht in diese Welt. Die Jugend wurde ihm - wie auch Kästner - als Siebzehnjährigem durch den Ersten Weltkrieg brutal beendet, das Studium und die Intelligenz helfen ihm wenig im wirtschaftskrisengeplagten Land. Verbiegen und verkaufen möchte er sich nicht, was ihn von so vielen anderen unterscheidet. Offen und direkt ist er, beobachtet scharfsinnig und hält deshalb vielen Leuten den Spiegel vor, was ihm meist schadet. Zu aufrichtig und vertrauensvoll ist er anderen gegenüber. Die guten Eigenschaften Fabians bringen ihm letztlich nur Nachteile.

All dies wird berichtet in Kästners hervorragendem Sprachstil - schnörkellos und gekonnt, oft humorvoll, bissig, treffend. Wer Erich Kästner vorwiegend oder nur als Kinderbuchautor kennt, wird hier überrascht und beeindruckt sein. Kästner konnte mit Worten umgehen, das ist in jedem Satz ersichtlich und viele Sätze habe ich mehrfach gelesen.

Veröffentlicht am 17.08.2020

Moralisten mal anders

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„Er hatte keine Ahnung wo er sich befand. Wenn man am Wittenbergplatz auf den Autobus 1 klettert, an der Potsdamer Brücke in eine Straßenbahn umsteigt, ohne deren uummer zu lesen, und zwanzig Minuten später ...

„Er hatte keine Ahnung wo er sich befand. Wenn man am Wittenbergplatz auf den Autobus 1 klettert, an der Potsdamer Brücke in eine Straßenbahn umsteigt, ohne deren uummer zu lesen, und zwanzig Minuten später den Wagen verläßt, weil plötzlich eine Frau drinsitzt, die Friedrich dem Großen ähnelt, kann man wirklich nicht wissen wo man ist“
Dieses Zitat stammt aus dem ersten Kapitel der Lektüre „Fabian“ und ist für mich einer der liebsten Momente aus dem Buch und spiegelt zudem vieles aus der Lektüre wieder. Unteranderem den leicht verpeilten Protagonisten Fabian und das durchaus Seltsame an diesem Buch.
Erich Kästner, ist bekannt durch seine Kinder- und Jugendbüchern aus den 20er- und 30er Jahren, wie zum Beispiel „Das fliegende Klassenzimmer“ oder „Emil und die Detektive“. Deshalb hat es mich sehr überrascht, dass sein Roman „Fabian“ sich nicht in die Kategorie Kinder- und Jugendroman einordnen lässt.
In dem Werk „Fabian“ geht es um den Moralisten Fabian, welcher immer wieder verschiedene Jobs ausübt, um sich so über Wasser zu halten und dabei von der Stadt, Liebe und Verzweiflung berichtet, die in seinem Leben einen Platz gefunden haben. Fabian ist dabei sehr häufig pessimistisch eingestimmt und verliert sich häufig in der Tagträumerei. Die Geschichte spielt in den 30er Jahren in Berlin und kann somit als Zeitdiagnose wahrgenommen werden, da das Buch auch in den 30er Jahren geschrieben wurde.
Für ein Buch von Erich Kästner ist es ungewöhnlich schwere Kost, da es nicht, wie die meisten seiner Bücher, ein Kinder- oder Jugendroman ist.
Der Erzähler nimmt uns mit in das Leben des Protagonisten und lässt uns als Leser an Fabians Gedanken teilhaben.
Direkt zu Beginn des Buches stellt man fest, dass Fabian ein außergewöhnlicher Mensch ist, da von dem Weg zu einem Café berichtet wird (siehe Zitat am Anfang), wo er auf einem Autobus mitgefahren ist.
Generell ist das Buch immer ein wenig verwirrend für den Leser, da sich immer erst über mehrere Kapitel erschließt, was genau mit einer Aussage gemeint wurde. Dies ist aber gut in die Geschichte eingebaut, da man das Interesse nicht verliert, sondern eher neugieriger wird.

Das Werk ist gut gelungen, da das Interesse über das Buch an der Geschichte nicht verloren geht und man alte Figuren immer wieder trifft. Ebenfalls schön ist es, dass Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren besonders dann deutlich werden, wenn man zwischen den Zeilen liest.
Das Problem, welches ich bis zum Ende hatte ist es, dass ich mich nicht wirklich mit dem Protagonisten identifizieren konnte, was das Lesen für mich sehr erschwert hatte. Erst gegen Ende hat sich dies an einigen Stellen verändert.

Klar zu empfehlen ist das Buch für Menschen, die auch mal etwas Anderes als Unterhaltungsliteratur lesen wollen und eine historische Zeit etwas genauer kennenlernen wollen. Dabei sollte man allerdings nicht die Erwartung haben alles genau beschrieben zu bekommen.
Wer also gerne Bücher liest, die auch etwas schwerere Kost sein können, kann mit diesem Buch sehr glücklich werden.

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