Im Dunkeln lauert die Angst
Miriam Lechner, die schlanke Philosophiestudentin mit den großen blauen Augen, leitet gemeinsam mit anderen Studenten eine Pfadfindergruppe und erfindet dafür stets neue, interessante und pädagogisch wertvolle ...
Miriam Lechner, die schlanke Philosophiestudentin mit den großen blauen Augen, leitet gemeinsam mit anderen Studenten eine Pfadfindergruppe und erfindet dafür stets neue, interessante und pädagogisch wertvolle Spiele. Im Zuge eines Geländespiels gesellt sich erstmals Laura, ein Mädchen, das nur schwer Anschluss in ihrer neuen Schule findet, zur Gruppe. Laura wird aufgrund eines Zwischenfalls verlacht und gemobbt, und vertraut dies ihrem „geheimen Tagebuch“ an. Als der Onkel eines der Organisatoren dieser Spiele sein Grundstück für weitere Veranstaltungen anbietet, ergreift das Pfadfinderleitungsteam die Gelegenheit und arbeitet eifrig an einem Konzept für ein „Nachtspiel“. Doch im Zuge dieses Spiels ist Miriam plötzlich spurlos verschwunden, und kurz darauf wird auch ein Kind vermisst…
Eva Breunig präsentiert ihren Roman aus verschiedenen Erzählperspektiven und verwendet dazu auch unterschiedliche Schauplätze. Zunächst lässt sie das gemobbte Mädchen in „Lauras geheimes Tagebuch“ zu Wort kommen, und ihren Gedanken und Ängsten Ausdruck verleihen. Ein Szenenwechsel ermöglicht es Miriam Lechner, zwischenzeitlich immer wieder durch ihren Blog („Miris Blog“) über die Liebe zu philosophieren. Das dritte Szenario ist die virtuelle Welt, in der Daria im Computerspiel „Miracle Forest“ als Spieler namens „Mithras“ Abenteuer erlebt und dabei eine Weggefährtin bekommt, die sich ihr bald auffallend oft in der Cyberwelt anschließt. Und letztendlich wechselt Eva Breunig zur „Realen Welt“, in der die Kinder der Pfadfindergruppe spielerisch wichtige Themenbereiche wie beispielsweise „Mobbing“ oder „Integration“ erleben bzw. erarbeiten dürfen.
Der Übergang zwischen den einzelnen Handlungsperspektiven verwirrte mich im ersten Drittel des Buches und es dauerte eine Weile, bis sich mir zwischen den einzelnen Kapiteln ein Zusammenhang erschloss. Ich fand den Schreibstil dieses Jugendbuches zwar relativ flüssig, konnte mich aber mit der häufigen Verwendung der Umgangssprache (Dialektausdrücke) nicht so recht anfreunden; den Einsatz von Fäkaljargon zum Ausdruck von Miriams Ängsten empfand ich als unpassend. Mag sein, dass man Jugendlichen dessen Einsatz im täglichen Sprachgebrauch nachsieht, dies aber zu drucken, empfinde ich als niveaulos.
Die Protagonistin Miriam ist sehr gut dargestellt, der Leser hatte zudem durch die virtuelle Plattform „Miris Blog“ auch Zugang zu ihrem Gefühls- und Gedankenleben. Die Entwicklung von Miriam und ihre Rückkehr zum Glauben an Gott wurden ausführlich beschrieben, wobei mich die Autorin dabei nicht ganz zu überzeugen vermochte. Die Nebenfiguren dieses Buches, deren unverhältnismäßig hohe Anzahl Notizen erforderlich machte, um den Überblick nicht zu verlieren, verleideten mir das Lesevergnügen.
Zusammenfassend kann ich die gut gewählten Themenbereiche dieses Buches nur lobend hervorheben, die jugendliche Leser mit dem richtigen Umgang mit Minderheiten, mit Mobbing, mit der Gemeinschaft der Pfadfinder und nicht zuletzt den Gefahren der virtuellen Welt konfrontiert. Sehr schön eingebettet in diesen Roman war der Glaube an Gott und die Darstellung des Glaubenszweifels junger Menschen. Durch die Person der Miriam kam auch ein gewisser Spannungsbogen in dieses Buch, das für junge Leser sicher eine Bereicherung darstellt. Für meine Person waren leider zu viele störende Aspekte darin enthalten, um dieser Lektüre mehr als zwei Bewertungssterne zu vergeben.