Traurige Schicksale von Russland bis zum Bodensee ...
Viele Namen machten mir den Einstieg in das Buch zunächst ein wenig schwer doch als ich mich eingelesen hatte, konnte ich mich wunderbar zurückfallen lassen und genießen. Der Roman nimmt seinen Anfang ...
Viele Namen machten mir den Einstieg in das Buch zunächst ein wenig schwer doch als ich mich eingelesen hatte, konnte ich mich wunderbar zurückfallen lassen und genießen. Der Roman nimmt seinen Anfang in einer schwierigen Zeit vor guten hundert Jahren. Man meint beinahe, das Säbelrasseln Kaiser Wilhelms durch die Zeilen zu hören. Wird der Kriegsausbruch in seinen Anfängen noch fröhlich bejubelt und gefeiert, so holt die Realität doch schnell die Menschen an allen Fronten an. Auch die Männer vom Bodensee werden zur kämpfenden Truppe geholt und die Frauen bleiben auf sich allein gestellt zurück. Ein schrecklicher Überfall in Ostpreußen – dicht an der russischen Grenze – spült schließlich auch die junge, traumatisierte Luise in den Süden und den Schoß der Familie. Jede der Frauen von jung bis alt geht anders mit den neuen Gegebenheiten um. Während Helene im Selbstmitleid zu ertrinken scheint, melden sich Luise und Johanna freiwillig zum Sanitätsdienst an der Front, eine Entscheidung, die ihr Leben endgültig auf den Kopf stellen wird. Und auch die Daheimgebliebenen – unter ihnen die schwangere Sophie - haben ihr Päckchen zu tragen, vermissen sie doch ihre Männer schmerzlich.
Wie schon erwähnt, fährt die Autorin Eva-Maria Bast gleich zu Anfang mit einer Flut von Namen auf, die man als Leser erstmal geordnet bekommen muss. Hier wäre vielleicht ein Stammbaum oder eine Familientafel am Ende hilfreich gewesen. Doch schließlich fand ich mich zurecht und war mittendrin im Geschehen. Da ich schon viele zu dieser Zeit spielende Bücher gelesen habe, ahnte ich, was geschichtlich auf mich zukommen würde, und trotzdem war ich mal wieder tief erschüttert von den armen Soldaten im Schützengraben aber auch vom Hunger und der Not der Zurückgebliebenen. Die Autorin schafft es mit ihrem flüssigen und anschaulichen Schreibstil eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen, denn immer wieder holt sie ihre Leser in genau diese zurück, wo eine scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Gruppe junger Leute versucht der Vergangenheit ihr Geheimnis zu entlocken. Fast wünsche ich mir, die Autorin hätte die Gegenwartsebene unerwähnt gelassen und stattdessen einen rein historischen Roman geschrieben. Dennoch ist die Geschichte rund und fügt sich harmonisch zu einem Ganzen. Am Ende bleiben noch viele Frage offen aber Band zwei der fünfteiligen Jahrhundertsaga liegt schon bereit. Ich freue mich schon darauf zu erfahren, wie es weitergehen wird! Von mir gibt es für Band eins vier von fünf möglichen Sternen.