Am Leben vorbei
1959 erschien Evan S. Connells Roman „Fabelhafte Mrs Bridge“ zum ersten Mal. Seine Titelfigur ist ein Paradebeispiel für eine Frau aus der oberen Mittelschicht im Kansas der 30iger und 40iger Jahre.
Schon ...
1959 erschien Evan S. Connells Roman „Fabelhafte Mrs Bridge“ zum ersten Mal. Seine Titelfigur ist ein Paradebeispiel für eine Frau aus der oberen Mittelschicht im Kansas der 30iger und 40iger Jahre.
Schon von der High School an ist Indias Lebensweg vorgezeichnet: Frühe Heirat mit einem ordentlichen, aufstrebenden Rechtsanwalt, zwei Kinder, ein schönes Haus in der Vorstadt, eine farbige Hilfe im Haus fürs Grobe. Dass es dann drei Kinder wurden, weil man gerne einen Sohn wollte, ist nur eine kleine Abweichung in Mrs Bridges Lebensplan. Ihr Vorname „India“ scheint das einzige irritierend Außergewöhnliche in ihrem Leben zu sein, dass sie sich gestattet.
Die Handlung ist kein durchgehender Roman, es sind kleine bis kleinste Abschnitte, die wie mit dem Brennglas Episoden aus dem völlig sinnentleerten Leben der Hausfrau und Mutter beschreiben. Man spürt, wie India Bridge manchmal etwas vermisst, aber nie gestattet sie sich, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen. Von der jungen Frau, die sich Liebe erhoffte, bis zur arrivierten, ältlichen Country Club Matrone begleitet Connell dieses Leben.
Das letzte Kapitel scheint mir wie ein Sinnbild des kompletten Lebens der Mrs Bridge. Inzwischen Witwe, versucht sie den Wagen aus Garage zu bugsieren und als sie den Motor abwürgt, bleibt sie in ihrem Auto gefangen. Es gibt kein Vor und kein Zurück und die Wagentüren kann sie in der engen Garageneinfahrt zwischen Mauer und Zwischenwand nicht öffnen. Resigniert und still bleibt sie sitzen.
Die geschliffene Sprache, die noch in kleinsten Andeutungen die Gesellschaft seziert, die feine, hintergründige Ironie seiner Beobachtungen machen mit den Reiz dieser Wiederentdeckung aus.