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Veröffentlicht am 22.12.2021

Keine Friedhofsruhe für Violet

Violet und Bones Band 1 - Der lebende Tote von Seven Gates
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Violet wächst im viktorianischen England in einer ganz besonderen Umgebung auf: ihr Vater ist Bestatter und die Familie lebt mit und im Friedhof. Der Tod birgt also keinerlei Schrecken für Violet, ganz ...

Violet wächst im viktorianischen England in einer ganz besonderen Umgebung auf: ihr Vater ist Bestatter und die Familie lebt mit und im Friedhof. Der Tod birgt also keinerlei Schrecken für Violet, ganz im Gegenteil.

Doch eines Tages geschehen seltsame Dinge, der Leichnam eines jungen, unbekannten Toten verschwindet und gleichzeitig bemerkt Violet seltsame Vorgänge auf dem Friedhof, sie sieht den Toten zwischen den Gräbern. Gut, dass sie ihren treuen Hund Bones an ihrer Seite hat, denn schnell wird klar, es ist kein Gespenst. Oliver, so heißt der Junge, ist aus dem Koma erwacht und wollte natürlich so schnell wie möglich verschwinden. Aber er ist zu schwer verletzt, offensichtlich hat ihn jemand niedergeschlagen und für tot gehalten, genau wie es Violets Vater dachte.

Diesem Geheimnis wollen Violet und Oliver auf die Spur kommen, vor allem weil Violets Vater nun selbst unter Verdacht gerät für den Überfall und andere ungeklärte Mordfälle verantwortlich zu sein.

Ich hatte bei der Auswahl dieses Titels nicht darauf geachtet, dass es als Jugendbuch gelistet ist. Deshalb hat mich anfangs der Sprachstil verwundert. Aber als Jugendbuch passt es sehr gut. Es hat genau die richtige Portion viktorianischen Grusel und die Gewitztheit einer jugendlichen Detektivin, die es leid ist, als Mädchen immer nur ein Viertel der Freiheit von Jungen zu haben. Das ist ganz witzig und spannend gestaltet und ich kann mir gut vorstellen, dass die Autorin damit genau den Nerv von jungen LeserInnen trifft.

Eine spannende Geschichte und ein gelungener Reihenauftakt.

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Eislauf-Mord

Mord auf dem Eis
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Schon die Gestaltung des Buches weist auf die Zeit in der Beate Malys historische Krimis spielen. Reinstes Art Déco auf dem Umschlag und die passende Schrift bei Titel und Kapitelüberschriften. Da macht ...

Schon die Gestaltung des Buches weist auf die Zeit in der Beate Malys historische Krimis spielen. Reinstes Art Déco auf dem Umschlag und die passende Schrift bei Titel und Kapitelüberschriften. Da macht es gleich besondere Freude, das Buch aufzuschlagen.

Wieder lässt die Autorin ihr Ermittlerpaar Anton und Ernestine auftreten. Antons Enkelin trainiert fast täglich auf der Eisbahn und natürlich lassen es sich die beiden nicht nehmen, ebenfalls viel Zeit dort zu verbringen. Aber als eine junge Eiskunstläuferin ermordet wird, gibt es für Ernestine kein Halten mehr. Natürlich muss sie ihre Nase in den Fall stecken, auch wenn Antons Schwiegersohn als Kriminalkommissar davon nichts hält.

Ich kenne schon ein – zwei Folgen aus der erfolgreichen Serie der Autorin und weiß daher, was mich erwartet: ein gemütlicher Krimi mit einer Wiener Miss Marple und ihrem Verehrer Anton Koch als Mr Stringer an ihrer Seite. Dazu kommt immer viel Wissenswertes über die Schauplätze und ihre Geschichte, also genau richtig für einen grauen Wintertag.

Beate Maly schreibt sehr unterhaltsam und Setting und Zeit bei diesem Krimi passen ganz hervorragend in die Adventszeit und haben mich nicht enttäuscht. Auch wenn mir schon sehr früh klar war, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln wird, hat das die Unterhaltung nicht geschmälert. Sehr gut gefiel mir, dass die Autorin die Probleme ihres Kommissars, der immer deutlicheren antijüdischen Ressentiments ausgesetzt ist, so passend in ihre Geschichte eingebettet hat. Damit wird auch die andere Seite der 20ger Jahre sichtbar, die Armut der einfachen Leute, die schlimme Wohnsituation, die sich erst allmählich durch die Gemeindebauten bessern wird und der immer im Hintergrund lauernde Antisemitismus.

Ihre Figuren – allen voran natürlich Ernestine und Anton – sind liebenswert gezeichnet und man lässt sich gern in die Nebenhandlungen ziehen. Trotzdem habe ich dieses Mal ein klein wenig den Pep vermisst, ein bisschen mehr an Spannung hätte mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Blick über den Stacheldraht

Die Dorfschullehrerin
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Helene nimmt 1961 eine Stelle als Lehrerin in einem kleinen nordhessischen Dorf an. Unweit davon die Grenze und die ganze Gegend als Zonenrandgebiet abgehängt. In der Schule herrschen schlimme Zustände, ...

Helene nimmt 1961 eine Stelle als Lehrerin in einem kleinen nordhessischen Dorf an. Unweit davon die Grenze und die ganze Gegend als Zonenrandgebiet abgehängt. In der Schule herrschen schlimme Zustände, große Klassen, unfähige Lehrer und ständiger Personalwechsel haben die Kinder verunsichert. Mit großer Empathie geht Helene die Aufgabe an und gewinnt bald nicht nur die Herzen der Kinder, sondern auch den Respekt der Dorfbewohner. Auch der Arzt Tobias fühlt sich sehr zur Lehrerin seines Sohnes hingezogen. Aber niemand ahnt die wahren Gründe von Helene, sich ausgerechnet an diesen Ort versetzen zu lassen.

Helene wollte mit ihrem Mann und ihrer Tochter aus der DDR fliehen, doch der Versuch ging schief. Die Tochter wird ihnen weggenommen und sie kommen in Haft, die Helenes Mann nicht überlebt. Mit dieser Wunde lebt Helene und sie sucht wenigstens eine räumliche Nähe zu ihrem Kind, auch wenn die Grenze dazwischen ist.

Die Autorin fängt das Jahr 1961 sehr lebendig ein. Da ist auf der einen Seite das westdeutsche Wirtschaftswunder und damit verbunden die etwas „von oben herab“ Sicht auf die Brüder und Schwestern im Osten. So bekommt Helene auch nur eine befristete Aushilfsstelle, denn ihr Studium wird nicht anerkannt. Gleichzeitig spürt man aber besonders in den Grenzgebieten die Angst vor dem kalten Krieg und der Eskalation. Es gibt Spitzel auf beiden Seiten.

Die Hauptfigur, Helene Werner, ist eine unglaublich sympathische Person. Sie vereinigt alle guten Charaktereigenschaften und sieht dazu noch sehr nett aus. Ihr Umgang mit den Schulkindern lassen ihr die Herzen zufliegen. Da fehlt nur noch ein Heiligenscheinchen. Die Zeichnung der Figuren hätten vielleicht ein paar Facetten mehr verdient, so wirkte es mir zu sehr schwarz und weiß – gut oder böse ohne Zwischentöne. Aber es ist ein Roman, der unterhalten will und seine LeserInnen fesseln und das ist der Autorin auch außerordentlich gut gelungen. Sie schreibt mit Verve und die eingestreuten hessischen Dialektpassagen geben der Geschichte Bodenhaftung und Authentizität.

Ich habe die Geschichte verschlungen und mich von ihrer Emotionalität rühren lassen.

Es ist eine Fortsetzung geplant und darauf freue ich mich schon.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Winterlicher Schwedenkrimi

Schwedische Familienbande
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Statt der gewünschten Stelle als Domkaplan sieht sich Pfarrer Samuel Williams ins nördliche Schweden, ins Örtchen Klockvarvik versetzt. Als er in der Adventszeit im tief verschneiten Ort ankommt, macht ...

Statt der gewünschten Stelle als Domkaplan sieht sich Pfarrer Samuel Williams ins nördliche Schweden, ins Örtchen Klockvarvik versetzt. Als er in der Adventszeit im tief verschneiten Ort ankommt, macht er gleich eine schreckliche Entdeckung: an einem Kreuz auf dem Friedhof findet er eine Leiche. So hat er sich seinen Dienstbeginn nicht vorgestellt.

Der jungen Polizistin Maja-Sofia Rantatalo passt die Einmischung des Pfarrers in ihre Ermittlungsarbeit überhaupt nicht, obwohl sie zugeben muss, dass er ihr manchmal einen Schritt voraus ist. Der anfängliche Widerwille wandelt sich bald in eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Vor allem, da Pfarrer Williams durch seine Gemeindemitgliederviel über familiäre Hintergründe erfährt.

Der schwedische Krimi mit weihnachtlichen Bezügen ist ganz klassisch aufgebaut. Wir haben einen Kirchenmann als neugierigen Schnüffler und eine junge Polizistin, die eigenwillig die Vorgaben ihrer Vorgesetzten interpretiert. Die ist wiederum die ganz typische bornierte Chefin, die außer ihren Vorverurteilungen keine andere Meinung akzeptiert und im „Dorfdeppen“ sofort den Täter ausmacht. Genau deshalb fühlt sich Pfarrer Williams auch zur Einmischung berufen.

Marianne Cedervall hat einen passenden, klassischen Stil für den Krimi gewählt, trotzdem bleibt die Geschichte sehr spannend und durch die menschlichen Tragödien auch tiefgründig.

Wie ein Roter Faden ziehen sich die Zwiegespräche von Pfarrer Williams mit seinem „Boss“ durch die Handlung, was mich ein wenig an den unsterblichen Don Camillo erinnerte. Dieser schwedische Krimi ist so ganz anders als düsteren und harten Skandinavien-Krimis sonst und erinnerten mich eher an die Bücher der schwedischen Autorin Maria Lang, die sogar einmal zitiert wird.

Der Fall wird noch vor dem Weihnachtsfest sehr schlüssig aufgelöst und es gelingt der Autorin mit einem kleinen Cliffhanger die Neugierde auf eine Fortsetzung hoch zu halten.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Vielschichtig

Die Enkelin
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Mitte der 60ger Jahre lernt der Westberliner Student Kaspar bei einem Pfingstjugendtreffen die Ostberliner Studentin Birgit kennen und verliebt sich in sie. Er ist bereit für sie in den Osten zu gehen, ...

Mitte der 60ger Jahre lernt der Westberliner Student Kaspar bei einem Pfingstjugendtreffen die Ostberliner Studentin Birgit kennen und verliebt sich in sie. Er ist bereit für sie in den Osten zu gehen, doch Birgit will die Freiheit des Westens erleben und so verhilft Kaspar ihr zur Flucht.

Sie leben ein gemeinsames, nicht immer einfaches Leben, geprägt durch Birgits Alkoholsucht und Unstetigkeit, das durch Birgits Tod, vielleicht sogar ein Suizid, endet. Erst jetzt erfährt Kaspar aus Birgits Aufzeichnungen, dass sie damals ein Kind in der DDR zurückgelassen hatte und nicht mehr die Energie aufbrachte, nach der Tochter zu suchen. Auch spürt er, dass es viele Leerstellen in ihrem gemeinsamen Leben gab, vielleicht ahnte er es und wollte es doch nicht wahrhaben.

Kaspar beginnt nach der Tochter zu suchen und macht sie und gleich auch noch eine Enkelin ausfindig. Aber Svenja und ihre Tochter Sigrun leben in einer völkischen Gemeinschaft, am tiefbraunen, rechten Rand unserer Gesellschaft. Unter dem Deckmantel von dörflichen Gemeinschaften, die ökologisch und auf althergebrachte Weise Landbau betreiben wollen, breitet sich diese Szene vor allem in den von Landflucht betroffenen Dörfern der ehemaligen DDR aus.

Wie kann Kaspar eine Verbindung zu seiner Stiefenkelin aufbauen ohne seine Werte zu verraten?

Es ist eigentlich ein Generationenroman um die drei Frauen, gleichzeitig auch eine Geschichte der unterschiedlichen deutschen Staaten und umfasst auch ganz aktuell die rechten Strömungen.

Schlink hat sich in seinem Buch schwierigen Themen auf eine sensible Weise angenähert. Auch wenn mir seine Figuren nicht immer realistisch erschienen – Kaspar blieb mir in seinen Gedanken und Handlungen weitgehend unverständlich – hat mich sein Roman immer wieder mitgenommen. Die Dialoge scheinen nicht unbedingt die Stärke des Autors zu sein. Sie wirken hölzern und besonders die Gespräche Kaspars mit Enkelin Sigrun geraten schon mal unfreiwillig komisch. Außerdem greift Schlink häufig zu Zufällen um seine Geschichte voranzutreiben.

War mir der erste Teil im Erzählton noch sehr kühl erschienen, hat mir der weitere Verlauf besser gefallen. Dennoch hat mich das neue Buch des Autors nicht völlig überzeugen können.

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