Gesellschaftskritisch, berauschend und erstaunlich modern geschrieben
Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, ...
Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, weil sie sich in ihrem Nachwort direkt auf jenes Buch bezogen hat. Jetzt im Rahmen vom #magicalreadathon habe ich das Buch endlich zur Hand genommen. Mit fehlen buchstäblich die Worte und es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen.
F. Fitzgerald hat dafür, dass das Buch 1925 das erste Mal veröffentlicht wurde, einen schönen flüssigen Stil, der mich durch seine Andersartigkeit und der ungewohnten Sprache doch ein wenig ausgebremst hat. Mit manchen Worten konnte ich wenig anfangen, trotzdem mag ich den Flair der damaligen Zeit, der geschmeidig und zart aus den Worten Gestalt annimmt.
Hand in Hand mit den Beschreibungen haben sich erstaunliche Bilder in meinem Kopf gebildet. Rauschende Feste mit viel Gold und Glitzer, wunderschöne Abendkleider im damaligen Stil, hypnotische stilvolle Jazz und Swingmusik, viele Paare tanzen ausgelassen Charleston. Ich habe mich gefühlt als wäre ich dabei gewesen, als hätte ich mich durch die feiernde betrunkene Menge geschoben und mitgelacht und mitgefeiert.
Die Charaktere möchte ich sehr unterschiedlich bewerten. Der Ich- Erzähler ist mir als einzige Person sympathisch gewesen. Er ist bodenständig, moralisch und lässt sich nicht von Geld und Macht verführen. Er beschreibt die Szenen und die Erkenntnisse teils ein wenig distanziert, aber dies erzeugt noch einmal Gefühl als wäre man dabei gewesen, aber andererseits auch wieder nicht. Bis zum Schluss steht er Gatsby zur Seite, auch wenn keiner mehr da ist. Er ist loyal, lässt sich, aber durchaus auch mal dazu herab, mit zu feiern.
Die anderen Charaktere wie Daisy, Tom, Mrs. Wilson und die ganzen Menschen, die feiern mag ich leider nicht so besonders, ganz besonders nicht das, wofür sie stehen. Fitzgerald stellt sehr deutlich seine gesellschaftskritische Haltung heraus. Gatsby sehe ich auch sehr zwiegespalten. Das Ende hat er nicht verdient, aber er ist auch kein unbeschriebenes Blatt. Es passiert nicht viel in der Geschichte. Der Fokus liegt auf den Feiern und den Entwicklungen der Charaktere sowie der Gesellschaftskritik.
An dieser Stelle möchte ich gerne das Zitat auf der Rückseite meiner Ausgabe zitieren, die die Thematik sehr klug und deutlich hervorhebt: "Der große Gatsby ist ein gesellschaftskritischer Roman, der in New York der 1920er Jahre spielt. Im Mittelpunkt steht die Verkörperung des amerikanischen Traums, das Streben nach Geld, Macht und Liebe und schließlich dessen Scheitern."
Insgesamt hat mir das Buch uns dessen Aussage gut gefallen. Besonders die hypnotischen Beschreibungen der Feste haben mich in die Geschichte gezogen. Ich vergebe 4/5 Sterne.