Leider zu viele Fehler
Hätte ich das Cover in der Buchhandlung entdeckt, wäre ich an diesem Buch sofort vorbei gegangen: Titel und Autor sind in auffälligen Farben aufs Cover geklatscht, drunter und drüber nichtssagende dunkle ...
Hätte ich das Cover in der Buchhandlung entdeckt, wäre ich an diesem Buch sofort vorbei gegangen: Titel und Autor sind in auffälligen Farben aufs Cover geklatscht, drunter und drüber nichtssagende dunkle Bilder. Ich habe nicht mal erkannt, was das untere Bild sein soll, bis ich ganz genau hingeschaut habe. Der Klappentext ist ebenso auffällig gestaltet, wie der Titel, wird jedoch vom ISBN-Code auf der Rückseite überschattet. Insgesamt ist die Covergestaltung unattraktiv.
Der Klappentext hat mich vor allem neugierig gemacht, weil der Roman „geschickt mit Survival-Abenteuern und Science-Fiction“ angereichert ist und diese „höchst attraktive Mischung […] sich nicht hinter populären Vorbildern verstecken muss.“ Außerdem reizte mich der Jäger- und Sammlerkult in einer modernen Gesellschaft.
Klappentext:
Als junger Mensch in Firrland aufzuwachsen, ist nicht einfach. Obwohl die im hohen Norden liegende Insel offen für moderne Errungenschaften ist, herrscht unbemerkt von der Weltöffentlichkeit der jahrhundertealte Elyyr-Kult. Die Traditionen dieser archaischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaft erstrecken sich bis in höchste politische Regionen und sind im firrländischen Alltag allgegenwärtig.
Die Studentin Anna möchte ihr Leben am liebsten ganz auf Studium und Forschung konzentrieren. Stattdessen muss sie sich hochgefährlichen Prüfungen unterziehen, die ergeben, dass die das Zeug hat, die neue Hohepriesterin des Kultes zu werden. Als sich die Göttin Elyyr dann auch noch leibhaftig manifestiert und ihren Segen gibt, ist Annas Schicksal besiegelt.
Doch vielleicht kann sie die ungeahnte Macht, die ihr zugänglich gemacht wird, auch für einen guten Zweck nutzen…
Das Buch beginnt mit einem Prolog, der kurz nach Annas Geburt spielt. In ihm wird der Elyyr-Kult grob beleuchtet: „Die Bewohner Firrlands verehrten die Göttin Elyyr. Dabei stellte Elyyr […] keine unsichtbare Macht dar, sondern wurde als Person verehrt.“ (S.11) Schnell wird deutlich, um welche Art von Religion es sich handelt: „Der Kult war nicht so friedlich, wie er auf den ersten Blick aussah. Menschenopfer und Hetzjagden auf Grabschänder oder Forscher […] waren keine Seltenheit.“ (S.14) Bereits auf Seite 15 hat die Göttin selbst ihren ersten Auftritt: „Hinter ihm stand Elyyr.“
Nach dem Prolog geht es mit Anna weiter. Sie ist erwachsen und dabei ihr Studium in der Schweiz zu beenden, als sie unerwünschten Besuch bekommt, der sie zurück nach Firrland ordert. Dass sie keine andere Wahl hat, als dem Folge zu leisten, ist Anna bewusst: „Sie war fünfzehn gewesen, als Anna das wahre Gesicht der Elyyrsekte durchschaut hatte.“ (S.22) Die Kapitel werden mit Sequenzen aus Annas Kindheit im Elyyr-Kult abgewechselt. So lernt man nicht nur Anna besser kennen, sondern auch die Sekte und wie weit ihre Macht in Firrland reicht.
Schnell wird Anna als Hohepriesterin in die Geheimnisse der Sekte eingeweiht: sie bekommt Flashbacks von Erinnerungen der anderen Hohepriesterinnen, weil sie das Blut ihrer Großmutter Nichua getrunken hat, die die amtierende Hoheprieserin ist und Anna ausbildet; Nichua weiht sie recht schnell in das wahre Geheimnis ein: „Elyyr ist eine Hochstaplerin.[…] Elyyr ist böse. Wenn sie könnte, würde sie auch den Rest der Welt erobern […].“ (S..85) Damit ist Annas Neugierde als Wissenschaftlerin geweckt. Während sie also den Schein als Elyyrs Hohepriesertin wahrt, versucht sie hinter das Geheimnis dieser falschen Göttin zu kommen. Damit endet auch schon mein Abenteuer mit diesem Buch, denn ich habe bei Seite 103 abgebrochen.
Zu diesem Buch gibt es eine Vorbemerkung des Herausgebers, der auf das Schweizer Hochdeutsch der Autorin hinweist und dass sich, „trotz des sorgfältigen Lekorats“ (S.5), der ein oder andere Fehler eingeschlichen haben kann. Genau diese Fehler häufen sich so sehr, dass sie den Lesefluss stören und ich das Buch abgebrochen habe.
Wichtiger an einem Buch als die Geschichte ist die Erzählweise. Obwohl die Geschichte um den Elyyr-Kult spannend klingt, Annas Entdeckung etwas Science-Fiction mitbringt, stört mich wie diese Geschichte erzählt wird.
Die Sätze wirken holprig und plump formuliert, als wären sie hastig zu Papier gebracht, ohne beispielsweise auf Wiederholungen zu achten: auf Seite 103 unten gibt es einen Abschnitt über sieben Zeilen lang, in dem fünf mal der Name „Coralie“ vorkommt.
Die Autorin verwendet eine Aneinanderreihung von kurzen Hauptsätzen und verbindet diese auffällig häufig mit „doch“ und „denn“, was sich unter anderem auf Seite 75 in der Beschreibung von Annas Sommerjägerprüfung zeigt. Hinzu kommen falsch angewandte Fälle und zahlreiche Kommata, wo sie nicht hingehören. Der Lesefluss ist bis zu einem gewissen Grad davon unbeeinflusst, wird hier aber massiv gestört.
Die Mischung aus Survival, Sekte und Science-Fiction ist, wie im Klappentext beschrieben, nicht zu leugnen und sicherlich spannend, vielleicht sogar „attraktiv“. Doch das „wie“ der Geschichte drängt das „was“ in den Schatten und macht das Buch somit, passend zum Cover, unattraktiv.