Cover-Bild Mit Wagemut und Wissensdurst
24,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Elisabeth Sandmann Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Pädagogik
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 12.02.2018
  • ISBN: 9783945543382
Felicitas von Aretin

Mit Wagemut und Wissensdurst

Die ersten Frauen in Universitäten und Berufen
Vision, Werdegang und Werk der akademischen Pionierinnen – gegen alle Widerstände

Das grandios recherchierte Buch zeichnet die innovativen und mutigen Lebensentwürfe der ersten berufstätigen Akademikerinnen nach, die sich Anfang des vorigen Jahrhunderts in allen drei deutschsprachigen Ländern stark für ihre Rechte einsetzten. Darunter sind Frauen, die als Architektin, Juristin, Zoologin, Pfarrerin oder Mathematikerin nicht nur Männerdomänen eroberten, sondern auch wegweisende Frauenorganisationen begründeten, wie den ersten Soroptimisten- oder Zonta-Club und erste Verbände für Unternehmerinnen.

»Studenten gibt es hier vierzehnhundert, Damen sind wir bis jetzt nur drei ...« Margarete von Wrangell

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2018

Eine Hommag an alle wagemutigen und wissensdurstigen Frauen

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Die Historikerin, Journalistin und Autorin Felicitas von Aretin porträtiert in ihrem Buch “Mit Wagemut und Wissensdurst” 21 Frauen, die Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten und in eine ...



Die Historikerin, Journalistin und Autorin Felicitas von Aretin porträtiert in ihrem Buch “Mit Wagemut und Wissensdurst” 21 Frauen, die Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten und in eine bis dahin ausschließlich der Männerwelt vorbehaltenen Welt eindringen: In die Universitäten, Wissenschaften und Unternehmen.

Wer sind sie nun, diese 21 Frauen, die das Unerhörte, Verbotene ignoriert und trotz aller Widerstände ihren Weg gingen?

Zur leichteren Übersicht sind die faszinierenden Persönlichkeiten in fünf Kategorien eingeteilt:



· Frauen drängen in Männerdomänen

· Pionierinnen der Naturwissenschaften

· Frauen in Kultur und Medien

· Im Einsatz für das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft

· Selbstständige und Unternehmerinnen



Fast alle Frauen stammen aus bürgerlichen, meist jüdischen Familien, die auf Bildung Wert legen. Zwar werden die Söhne dieser Familien bevorzugt, trotzdem ist es den Töchtern möglich, auf privaten Mädchenschulen Wissen zu erwerben. Die meisten müssen als Externistinnen ihre Reifeprüfung an Knabengymnasien ablegen, das es solche Bildungsanstalten für Mädchen noch nicht gibt. An den Universitäten werden ihnen häufig Steine in den Weg gelegt, doch unbeirrbar und mit einer großen Portion Courage ausgestattet, gehen sie ihren Weg.

Sie gründen Frauenvereine und helfen sich durch engmaschige Netzwerke, die ihnen später helfen werden, Deutschland zu verlassen. Geprägt durch die Zeit des Ersten Weltkrieges engagieren sie sich für den Frieden und Frauenrechte. Es ist ja nicht einzusehen, dass Frauen, die zwischen 1914 und 1918 in Männerberufen tätig waren, nun wieder hinter den Herd verbannt werden. Einige Forderungen wie das Frauenwahlrecht und der Zugang zu Bildung werden erfüllt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das beliebt ein unerfüllter Wunsch zum Teil bis heute. Die Frauen auf den Universitäten “dürfen” ohne Bezahlung forschen und wenn sie, bezahlt werden, dann wesentlich schlechter als ihre männlichen Kollegen. Lehren lässt man die Wenigsten.

Für die meisten endet die Karriere abrupt mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935. Sie werden aus ihren Wirkungsstätten vertrieben. Einigen gelingt die Flucht. Sie werden im Ausland nicht wieder an ihre Erfolge anschließen können. Die betagten Schwestern Helene und Elise Richter werden in Theresienstadt ermordet.

Die Autorin erzählt über bekannte Frauen wie Lise Meitner und inzwischen beinahe vergessene wie Marietta Blau. Was die beiden gemeinsam haben? Beide stammen aus Wien, sind bürgerlich jüdischer Herkunft und begnadete Physikerinnen. Während Lise Meitner, vermutlich durch ihren Briefwechsel mit Otto Hahn und dem Zweifelhaften Attribut “Die Mutter der Atombombe zu sein”, noch im Gedächtnis der Wissenschaftswelt vorkommt, kennt kaum jemand den Namen Marietta Blau, die nach dem Zweiten Weltkrieg verarmt und 1970 nahezu vergessen stirbt.

Eine sehr interessante Biografie ist auch jene der österreichischen Mathematikerin Hilde Geiringer. Sie flieht aus Nazi-Deutschland und lebt während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit ihrem Geliebten in Istanbul, um dort an der Fakultät für Mathematik der neu gegründeten Universität zu lehren.

Meine Meinung:

Die Autorin erzählt die Geschichten der Frauen einfühlsam. Ganz nebenbei und unaufdringlich werden die geschichtlichen Rahmenbedingungen, in den die Frauen lebten, eingeflochten. Die Unterschiede im deutschsprachigen Raum, was den Zugang zu Universitäten betrifft wird erläutert. Kaum jemand weiß, dass in der Schweiz Frauen schon ab 1860 an den Unis studieren durften, in Österreich-Ungarn ab 1897 (zuvor als “Gasthörerinnen”), während es im Deutschen Kaiserreich noch ein paar Jahre dauerte bis Frauen studieren durften. Hier ist die Universität Heidelberg als Vorreiterin zu nennen.

Dieses Buch ist eine Hommage an alle jene Frauen, die “Mit Wagemut und Wissensdurst” in eine Männerdomäne eindrangen, und sich nicht beirren ließen, ihren Weg zu gehen. Spät, aber doch, wird ihrer durch diverse Forschungseinrichtungen gedacht.

Fazit:

Ein tolles Buch, das durch sorgfältige Recherche und eine Menge Bildmaterial sowie eine gediegene Aufmachung besticht. Als Geschenk eine wundervolle Idee. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.