Pur und unverfälscht
Man muss kein großer Kenner in der Modewelt sein, aber diesen Namen unter den Fotografen kennt man einfach: Peter Lindbergh.
In diesem wunderschönen und großen Buch werden bekannte aber auch noch nie ...
Man muss kein großer Kenner in der Modewelt sein, aber diesen Namen unter den Fotografen kennt man einfach: Peter Lindbergh.
In diesem wunderschönen und großen Buch werden bekannte aber auch noch nie gezeigte Werke des Genies veröffentlicht.
Lindbergh war ein Meister der natürlichen Fotografie. Er wollte immer alles pur, ohne Schnörkel, ohne Make-up wenn‘s geht und ohne große Highlights. Er liebte das Minimalistische und bevorzugte beim fotografieren zumeist schwarz-weiß. Wenn man sich diese ausdrucksstarken und gewaltigen Bilder hier betrachtet, weiß man auch warum. Er spielte mit Schatten und Licht, brachte jedes Fältchen in den Fokus, denn genau das war für ihn wahre Schönheit - die pure und wahre Sicht auf den Menschen.
„Er hat sie ja alle vor der Linse gehabt!“....diesen Spruch können nicht alle Fotografen von sich behaupten, aber wer schon mal mit ihm zu tun hatte, würde das wohl nie vergessen. Es gab Interviews mit Models, die meinten, sie hätten sich noch nie so pur und schön vor einer Kamera gefühlt wie bei Peter Lindbergh. Kein Wunder! Er war einfach ein Meister seines Fachs. Er war unaufgeregt, ruhig und still. Aber nicht nur Menschen hatten es ihm angetan. Er liebte ebenso die Objektfotografie und stellte auch Landschaften ins richtige Licht.
„Untold Stories“ ist genau die Ausstellung seiner Werke im Düsseldorfer Museum Kunstpalast, die er selbst kuratiert hatte.....noch kurz vor seinem Tot. Sie war sein „Herzensprojekt“, es war sein Werk und wird jetzt sein Vermächtnis. Seine Bilder in dieser Ausstellung kommen teilweise aus den 1980ern aber auch aus dem hier und jetzt und man merkt genau, Lindbergh ist seinem Stil immer treu geblieben beim fotografieren, aber die Welt hat sich grundlegend verändert. Er zeigt es uns genau und man kann regelrecht in seinen Bildern festfrieren vor Begeisterung.
Lindbergh wollte immer, das man über seine Bilder nachdenkt, das man etwas fühlt dabei. Er wollte nie den perfekten Körper fotografieren, sondern Menschen wie du und ich....Ich finde es ist ihm grandios gelungen und er wird definitiv fehlen auf dieser Welt. Keiner hatte so einen Blick wie er.
Zur Optik und Haptik: das Buch ist gewaltig groß und das auch zurecht. Die Bilder müssen wirken und das schafft man nur durch gewisse Größe. Es ist dabei dennoch handlich und man kann es gut auf dem Schoß liegen lassen und darin blättern. Die Seiten haben eine sehr interessante Stärke - sie sind in gewisser Weise dünn, aber irgendwie auch nicht. Ich beschreibe sie mal als „feinfühlig“. Peter Lindbergh hat es selbst gewählt und das macht dieses Buch zu etwas ganz persönlichem....ein Nachlass für jeden zugänglich wenn man so will. Einziger Nachteil: das Buch riecht ungemein...
Der schwarze Leinenrücken mit der schwarz-geprägten/gestanzten Schrift ist sehr elegant und stilvoll.
Das Buch endet mit einem sehr intensiven Gespräch mit Felix Krämer (Direktor des Kunstpalasts) und Worten von Wim Wenders, einem langen Freund Lindberghs.
Dieses Buch ist optisch und haptisch ein wunderbares Stück Kunst und das ganz im Sinne von Peter Lindbergh - es hätte ihm gefallen, wenn jeder sich seine Werke betrachtet und sich in ihnen verliert...
Puristische und unverfälschte 5 von 5 Sterne!