Cover-Bild Kamnik
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 26.02.2018
  • ISBN: 9783711720580
Felix Kucher

Kamnik

Roman
Ein Auswandererroman voll kräftiger Bilder aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und zwingender Dramatik, die die Lebensläufe der Protagonisten auf zwei Kontinenten schicksalhaft verknüpft.Im südlichen Kärnten in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fasst Anton den Plan, sein Glück im fernen Amerika zu suchen. Tatsächlich ergattert er eine Schiffspassage nach Buenos Aires. In Argentinien angekommen, arbeitet er vom ersten Tag an hart daran, seine Vergangenheit – die ärmliche, bäuerliche slowenische Herkunft, den aufstrebenden Nationalsozialismus in Europa, den geliebten, aber unsteten Bruder Josl – hinter sich zu lassen. Bald kann er sich eine Existenz schaffen.Auch Steiner, der 1945 mit dem Schiff nach Südamerika kommt, stammt aus Südkärnten. Bald freundet er sich mit Anton an – doch sein finsteres Geheimnis behält er für sich…

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2024

Eine Flucht vor der Realität

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Der junge Anton möchte das Elend des slowenischsprachigen Südkärnten, in dem er aufgewachsen ist, hinter sich lassen und versucht sich als Auswanderer in Argentinien durchzuschlagen. Gleichzeitig bricht ...

Der junge Anton möchte das Elend des slowenischsprachigen Südkärnten, in dem er aufgewachsen ist, hinter sich lassen und versucht sich als Auswanderer in Argentinien durchzuschlagen. Gleichzeitig bricht August Kamnik auf eine ganz andere Art und Weiße aus der kärntner-slownischen Heimat aus. Jahre Später hat Anton es zu einem geregelten Leben geschafft, dem nicht viel fehlt, auch wenn immer wieder Schatten der Vergangenheit in die Gegenwart eindringen.

Vom Klappentext war ich als gebürtiger Kärntner sofort angesprochen, als ich das Buch gebraucht gefunden habe, hatte jedoch ein wenig Bauchschmerzen, da ich vom Autor bereits das 2022 erschienene Vegetarianer gelesen hatte, was mir leider als sehr langatmig, wenn auch thematisch interessant in Erinnerung geblieben ist. Und so hatte ich die Befürchtung, dass auch hier der äußerts spannende inhaltliche Kontext durch sprachliche Schwere erdrückt zu werden droht. Dem war allerdings nicht so. Das Buch nimmt stellenweise regelrecht sogar Fahrt auf und man kommt in einem guten Tempo voran, und vor allem die Dialoge und das immer wieder einfließende Slowenisch haben mir sehr gut gefallen.

Thematisch deckt das Buch sehr viele Themengebiete ab, ohne sich auf eines zu sehr zu versteifen und dieses sehr ausführlich zu beschreiben. So wird einerseits der Alltag und die Schwierigkeiten der Auswanderer:innen in den 1920ern beschrieben und auch die wirtschaftlichen Disparitäten der Zwischenkriegszeit fließen am Rande immer wieder in die Geschichte mit ein. Hauptthema ist dennoch eindeutig die Germanisierung des ursprünglich slowenischsprachigen Unterkärntens. So haben wir mit Antons Bruder einerseits ein Beispiel für die Menschen, die zwar nicht aktiv dagegen ankämpften, dennoch sich ihre slowenischsprachige Identität bewahrten. Anton hingegen hält nicht sehr viel von den nationalen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Er möchte das mit Armut und sozialer Wertlosigkeit verbundene Slowenisch hinter sich lassen. Er will einfach nur Argentinier sein, ein neues Land, ein neues Leben. Doch rasch muss er feststellen, dass die meisten Auswanderer:innen die Gesinnungen von Zuhause mitgebracht haben. Die Deutschen bleiben unter ihresgleichen und die Österreicher unterwerfen sich zumeist auch hier dem Deutschnationalismus, der gerade im Trend liegt. Der Wunsch Antons mag durchaus nachvollziehbar sein, ist für mich persönlich dennoch verachtenswert. So unterwirft er sich ja trotzdem nur der deutschnationalen Stimmung im Land, in dem er einen Bruch zu den slowenischen Wurzeln tut, nur weil diese als minderwertig tituliert werden.

Noch viel verachtenswerter sind aber diejenigen wie Kamnik, die nemčurji, die es in der Zeit vor und nach dem Krieg zu Hauf gab. Menschen, die eindeutig slowenische Wurzeln haben, diese verleugnen um sich einer moralisch verwerflichen politischen und gesellschaftlichen Strömung anzubiedern. Verachtenswert. Und so gibt es auch im Kärnten des 21. Jahrhunderts noch genug Menschen, die sich immer wieder lautstark am Slowenenhass beteiligen, deren Nachnamen gerade aber auf solch eine Abstammung hinweißt. Und so fragt man sich oft, ob diese Menschen einfach nur dumm sind, oder ob ihnen die unabstreitbare Herkunft gar nicht bewusst ist.

Wie dem auch sei, gibt das Buch nicht nur einen guten Abriss über die Veränderungen, die Kärnten in der Zwischenkriegszeit durchmachte, sondern hat in vielen Aspekten immer noch Bedeutungspunkte für die Situation im 21. Jahrhundert, nicht nur was die Situation der Kärntner Slowen:innen angeht, sondern politische und gesellschaftliche Stömungen allgemein.

Für mich persönlich ein sehr intesantes und bedeutsames Buch, das sehr viel zum Nachdenken aber auch zum Verzweifeln anregt.


Im Übrigen möchte ich noch kurz meinen Unmut über das Cover äußern, dass weder inhaltlich passend ist, noch auf ästhetische Art und Weise überzeugen kann.

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