Ein atmosphärischer Schauerroman für Jugendliche
Seit dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Julián, den er mitverschuldet hat, findet der junge Christian kaum noch Spaß am Leben. Er schottet sich von seinen Mitschülern ab, liest viel über den Tod und ...
Seit dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Julián, den er mitverschuldet hat, findet der junge Christian kaum noch Spaß am Leben. Er schottet sich von seinen Mitschülern ab, liest viel über den Tod und besucht gerne den kleinen Friedhof in seinem Wohnort Teià. Dort begegnet er eines Tages drei merkwürdigen Jugendlichen, die sein Interesse an dem Jenseits teilen und dieses sogar in einer Art Kult ausleben. Sie kleiden sich schwarz, schminken ihre Gesichter zu bleichen Masken und übernachten zuweilen auf Grabplatten, um sich mit den Toten zu verbrüdern. Lorena, Robert und Alexia nehmen Christian in ihren eigentümlichen Zirkel namens Retrum auf. Er freundet sich mit den dreien ein und verliebt sich sogar in Alexia. Sein Leben bekommt wieder Sinn. Doch dann endet einer der Friedhof-Ausflüge mit einer furchtbaren Tragödie...
Francesc Miralles, dessen Bücher in seiner Heimat Spanien gefeiert und mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden, thematisiert in diesem Roman eine Faszination für Düsteres und Unheimliches, die er mit seinen Protagonisten gemeinsam hat. Gekonnt erzeugt der Autor eine sanft gruselige, zuweilen poetische Stimmung und zieht den Leser in seinen Bann. Da ich früher ein großer Fan von Gruselfilmen und -büchern war und auch heute noch hin und wieder Lust auf etwas Gänsehaut bekomme, haben mich der düstere, eindrucksvoll und passend zum Thema gestaltete Umschlag und der geheimnisvolle Titel gleich neugierig gemacht. Das Buch habe ich gerne gelesen – es ist kurzweilig und recht spannend, aus meiner Sicht eignet es sich allerdings besser für ältere Jugendliche als für erwachsene Leser. Der Autor schildert seine Geschichte aus der Perspektive eines Teenagers und diese meiner Meinung nach ziemlich gelungene Darstellung von Gefühlen und Problemen der Heranwachsenden macht es jungen Lesern vermutlich einfacher, sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Ich könnte mir vorstellen, dass „Retrum“ auch in Deutschland seine Fans findet. Für mich war die Lektüre ein netter Zeitvertreib, hat mich aber nicht umgehauen und so werde ich die Fortsetzung („Der schwarze Schnee“) zumindest fürs Erste nicht lesen.
Fazit: Für mich persönlich kein Meisterwerk, aber Fans des sanften Grusels mit viel Atmosphäre und vor allem ältere Jugendliche könnten bei diesem Roman durchaus auf ihre Kosten kommen.