Wo man der Natur näher ist als den Menschen
Die Cevennen sind eine karge, dünn besiedelte Gegend, die den Menschen sehr viel abverlangt um zu überleben. Gus ist hier geboren und aufgewachsen, hat den Hof seiner Familie übernommen und spricht mehr ...
Die Cevennen sind eine karge, dünn besiedelte Gegend, die den Menschen sehr viel abverlangt um zu überleben. Gus ist hier geboren und aufgewachsen, hat den Hof seiner Familie übernommen und spricht mehr mit seinen Tieren als mit Menschen. Seit dem Tod seiner Eltern, die ihn ohne Liebe aufwachsen ließen, ist der einzige Mensch, der ihm näher steht, sein Nachbar Abel; auch er allein und bereits deutlich älter als Gus. Man hilft sich gegenseitig, trinkt ein oder auch mehrere Gläser Wein und versteht sich ohne viele Worte. Als an einem Wintertag Gus auf der Jagd aus der Gegend um Abels Hof Schüsse und Schreie vernimmt und Blutspuren findet, ist nichts mehr wie zuvor.
Auch wenn vergleichsweise wenig geschieht und sich der Großteil des Erzählten um Gus' tagtäglich wiederkehrenden Ablauf und seine Gedanken und Erinnerungen dreht, entwickelt sich unterschwellig eine angespannte Atmosphäre, in der jederzeit etwas hochgehen könnte. Dem gegenüber steht die Leere und Düsternis dieser unwirtlichen Landschaft, der sich die wenigen dort Lebenden angepasst haben.
Eine eigenartige Region voller Grobiane und wortkarger Menschen. Wie könnte es auch anders sein in dieser Gegend, wo sich noch nicht einmal der Leibhaftige die Mühe machte, die Seelen auszusuchen, und zugriff, ohne sich darum zu scheren, mit der Konkurrenz zu verhandeln.
Franck Bouysse hat dafür eine selten einprägsame Sprache gefunden, die einem die Menschen und die Gegend dort lebendig werden lassen; voller Poesie aber auch mit einer Direktheit, die stellenweise nur schwer zu ertragen ist.
Hier in der Gegend sterben die Familienlinien alle eine nach der anderen aus, wie Kerzen, die kein Wachs zum Brennen mehr haben. So ist das mit dem Docht, er ist gar nichts, wenn kein Wachs mehr um ihn herum ist, eine Art menschliche Paste, sodass die Dunkelheit jeden Tag ein wenig mehr an Boden gewinnt;
Es gab dort auch Farben, die die Jahreszeiten anzeigten, Tiere und dann die Menschen, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, wie Kinder, die das Eisen ihrer Träume schmieden, mit der gleichen Auflehnung im Herzen, den gleichen zu bestreitenden Kämpfen, die die vergänglichen Siege und die ewigen Niederlagen ausmachen.
Am schwersten zu ertragen war das Blut, das unaufhörlich aus den Schnittwunden spritzte, wie Öl, das sich aus durchtrennten Schläuchen ergießt.
Nicht Alles wird bis zum Ende des Buches restlos geklärt sein, es bleiben eine Reihe offener Fragen wie im wirklichen Leben. Auf Vieles wird es nie eine Antwort geben.
Es ist der erste Roman dieses in Frankreich sehr erfolgreichen Schriftstellers, der ins Deutsche übersetzt wurde. Mögen noch viele Weitere hinzukommen.