Cover-Bild Ein gewisser Monsieur Piekielny
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 20.07.2018
  • ISBN: 9783406727627
François-Henri Désérable

Ein gewisser Monsieur Piekielny

Roman
Sabine Herting (Übersetzer)

Ein junger Mann stößt in Vilnius zufällig auf das Geburtshaus von Romain Gary. Dessen Roman «Frühes Versprechen» und der rätselhaften Gestalt des unscheinbaren Monsieur Piekielny verdankt er eigentlich sein Abitur. Denn Garys Roman war der einzige auf seiner Liste, den er überhaupt gelesen hatte, und über Monsieur Piekielny konnte er tatsächlich ein paar Sätze sagen. Wer war dieser Mann?
Der vaterlose Gary, damals noch Roman Kacew, lebte in den 1920er Jahren mit seiner Mutter in Vilnius. Während der Ehrgeiz der Mutter, die in ihrem Sohn das zukünftige Genie sah, eher für Belustigung sorgte, lud Monsieur Piekielny den jungen Romain zum Tee ein und bat ihn, sollte er einst berühmt werden, sich seiner zu erinnern und ab und zu seinen Namen zu erwähnen – was Gary später tatsächlich immer wieder tat. Er hat Monsieur Piekielny niemals vergessen.
Désérables Roman ist ein leichtfüßiges, kenntnisreiches, bewegendes und melancholisches Meisterstück, eine Hommage an Romain Gary, an die litauischen Juden und nicht zuletzt an die Nebenfiguren, die Unscheinbaren und Kleinen in der Weltliteratur.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2018

Désérables Roman ist ein leichtfüßiges, hervorragend recherchiertes, bewegendes und melancholisches literarisches Meisterstück, eine Hommage an Romain Gary, an die litauischen Juden und nicht zuletzt an die Nebenfiguren, die Unscheinbaren und Kleinen in d

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Francois-Henri Deserable, Ein gewisser Monsieur Piekielny, C.H. Beck 2018, ISBN 9678-3-406-72762-7

Der französische Schriftsteller Francois-Henri Deserable, eingefleischter Eishockeyspieler und - fan, ...

Francois-Henri Deserable, Ein gewisser Monsieur Piekielny, C.H. Beck 2018, ISBN 9678-3-406-72762-7

Der französische Schriftsteller Francois-Henri Deserable, eingefleischter Eishockeyspieler und - fan, will mit Freunden zu einem Eishockeyturnier in Minsk fliegen. Weil für einen von ihnen im Flugzeug kein Platz mehr ist, erklärt er sich bereit, einen Flug nach Vilnius zu nehmen und von dort mit dem Zug nach Minsk zu fahren.
Während des mehrstündigen Aufenthaltes in Vilnius stößt er in einer Straße zufällig auf das Geburtshaus des berühmten Schriftstellers Romain Gary, ein Haus und eine Straße, das Gary in seinem wohl bekanntesten Roman „Frühes Versprechen“ erwähnt. Der Autor steht mitten im Regen staunend davor, liest die am Haus angebrachte Plakette und spricht zu seiner eigenen Überraschung laut folgenden Satz aus „Frühes Versprechen“: „In der großen Pohulanka Nr. 16 in Vilnius lebte ein gewisser Herr Piekielny.“

Der rätselhaften Gestalt jenes Monsieur Piekielny verdankt der Autor, dass er viele Jahre zuvor sein Abitur geschafft hat, denn Romain Garys Roman war er einzige auf der langen Bücherliste, den er während seiner mangelhaften Vorbereitung gelesen hatte. Die entscheidende Frage nach dem siebten Kapitel von Garys autobiographischem Roman (er wird übrigens zurzeit verfilmt), in dem von Monsieur Piekielny erzählt wird, kann er bravourös beantworten.
Von diesem Augenblick an ist Deserable regelrecht gefangen von der Idee, dieser rätselhaften Figur, einem wohl in einem KZ umgebrachten älteren jüdischen Mann nachzugehen und mehr über seine Person du sein Schicksal herauszufinden. Er wird sich dazu auch mit dem Leben von Romain Gary beschäftigen müssen und dabei so manche Ähnlichkeit zu seinem eigenen Leben feststellen. So waren beide Mütter, die von Gary und die von Deserable ganz erpicht darauf, ihren Söhnen den Weg zu ebnen für eine große Karriere:
„Romain hatte f ü r seine Mutter angefangen zu schreiben, ich bin dank und t r o t z meiner Mutter Schriftsteller geworden.“
Der vaterlose Gary, damals noch Roman Kacew, lebte in den 1920er Jahren mit seiner Mutter in Vilnius. Während der Ehrgeiz der Mutter, die in ihrem Sohn das zukünftige Genie sah, eher für Belustigung sorgte, lud Monsieur Piekielny den jungen Romain zum Tee ein und bat ihn, sollte er einst berühmt werden, sich seiner zu erinnern und ab und zu seinen Namen zu erwähnen – was Gary später tatsächlich immer wieder tat. Er hat Monsieur Piekielny niemals vergessen.

Doch gab es ihn wirklich? Mehrfach reist der Autor auf den Spuren von Gary und Piekielny nach Vilnius, ohne eine wirklich belastbare Information zu finden. Was er allerdings herausfindet bei seinen Recherchen sind viele biographische Informationen über Romain Gary, seine vielen Stationen als französischer Diplomat und Schriftsteller, seine Ehe mit Jean Seberg, sein lockerer Umgang mit der Wahrheit von biographischen Informationen (etwa über die Identität seines Vaters) und sein Suizid 1980 und die möglichen Gründe dafür.

Und er spürt fast manisch Monsieur Piekielny nach und erzählt wie nebenbei die Geschichte der Juden in Vilnius und in Litauen, die er mit seinem Buch ebenso dem Vergessen entreisst, wie es offenbar Gary mit seiner Reminiszenz an Monsieur Piekielny tat.

Absolut zufällig wird Deserable während eines Theaterstücks von Gogol (Der Revisor), der übrigens in dem Buch eine große Rolle spielt, auf eine Spur aufmerksam, die eine Lösung anbietet, was sich hinter der Identität jenes jüdischen Mannes, der Gary eine große Zukunft in Aussicht gestellt hatte, verbirgt.

Désérables Roman ist ein leichtfüßiges, hervorragend recherchiertes, bewegendes und melancholisches literarisches Meisterstück, eine Hommage an Romain Gary, an die litauischen Juden und nicht zuletzt an die Nebenfiguren, die Unscheinbaren und Kleinen in der Weltliteratur, die sonst vergessen werden.
Er schreibt am Ende dazu:
„Manches Mal behauptet man, die Literatur vermöge nicht sonderlich viel, sie bewirke nichts gegen den Krieg, gegen die Ungerechtigkeit und die Allmacht der Finanzmärkte – und das stimmt vielleicht sogar. Doch zumindest vermag sie dies: dass ein junger Franzose, den es nach Vilnius verschlägt, den Namen eines kleinen Mannes ausspricht, der siebzig Jahre zuvor in eine Grube geworfen oder in einem Ofen verbrannt wurde- ein traurige Maus mit scharlachroter Haut, von Kugeln durchlöchert oder in Rauch aufgegangen, die aber weder die Nazis noch die Zeit vollständig auslöschen können, weil ein Schriftsteller sie dem Vergessen enthoben hat.“

Ganz nebenbei ist sein bemerkenswerter Roman, der es bis zur Auswahl für den Prix de Goncourt geschafft hat, eine tiefgehende Erörterung der literarischen Frage des Verhältnisses zwischen Realität und Fiktion:
„Letztendlich bedeutete es mir wenig zu wissen, ob er tatsächlich gelebt hatte, ob er aus der wohlbekannten Hand Garys hervorgegangen war oder aus etwas anderem, aus dem Bauch einer Frau, die niemand mehr kennt: Wenn er denn nur aus Tinte und Papier war, bedeutete das den unzweifelhaften, glänzenden Triumph der Literatur durch die Fiktion.“

Veröffentlicht am 19.01.2019

Auf der Suche nach einer Romanfigur

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Die litauische Hauptstadt Vilnius sowie ein rätselhafter Mann, eben Monsieur Piekielny, weckten mein Interesse für diesen Roman, der sich schließlich in einer Suche nach einem Autor aus vergangenen Zeiten, ...

Die litauische Hauptstadt Vilnius sowie ein rätselhafter Mann, eben Monsieur Piekielny, weckten mein Interesse für diesen Roman, der sich schließlich in einer Suche nach einem Autor aus vergangenen Zeiten, nämlich Romain Gary verlor.

Der Ich-Erzähler: das ist wirklich der Autor dieses Romans, der junge Francois-Henry Désérable. Als Leser weiß man aber nie, ob er auch Wahres berichtet, denn er hat seine Ausführungen hinter der Klassifizierung "Roman" verschanzt.

Ich in meiner Naivität habe mir, als ich zu diesem Buch griff, nicht bewusst gemacht, dass hier eigentlich dem Autor und Träger des Prix Goncourt Romain Gary nachgespürt wird, der mich - wie viele andere Träger dieses durchaus anerkannten Preises - nicht die Bohne interessiert. Dabei kannte ich ihn bereits seit meiner Kindheit, war ich doch begeisterte Leserin des Bertelsmann-Bandes "Autoren in Wort und BIld", den meine Eltern als einen Quartalskauf besorgt hatten und den ich mindestens einmal in der Woche zur Hand nahm.

Inzwischen weiß ich etwas mehr: jüdischer Abstammung aus Litauen, ein Zeitgenosse und Freund von Albert Camus, Autor einiger bekannter Romane, vor allem von " Frühes Versprechen", Schullektüre in Frankreich, das hier nicht nur einmal zur Sprache kommt. Eine dort erwähnte Figur, nämlich dieser Monsieur Piekielny, ist es, der den Spürsinn des Autors Désérable weckt, als er in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, zufällig vor das ehemalige Wohnhaus von Romain Gary gerät.

Auch wenn eine Eloge die nächste jagt - mich konnte das Buch nicht begeistern. Ich muss vielmehr ständig an das Prinzen-Lied "Alles nur geklaut" denken und das nicht nur deswegen, weil mich Stil und Art der Auseinandersetzung des Autors mit dem Thema nicht nur einmal an Modianos "Ein junger Hund" erinnert. Ausgerechnet Modiano, den Désérable nicht nur einmal erwähnt und trotz des errungenen Nobelpreises nicht gerade mit Lorbeeren umkränzt.

Nun ja, meine Meinung ist eine überaus subjektive - vielleicht werden Sie ja den vielen Lesern folgen können, die ein begeistertes Loblied singen.