Konesquent und Melancholisch
Jahre sind vergangen seitdem Paul Muad‘Dib den Padisha Imperator gestürzt und sich selbst als weltlicher wie geistlicher Führer auf den Thron gesetzt hat. Doch es ist genau so geschehen, wie es seine Mutter ...
Jahre sind vergangen seitdem Paul Muad‘Dib den Padisha Imperator gestürzt und sich selbst als weltlicher wie geistlicher Führer auf den Thron gesetzt hat. Doch es ist genau so geschehen, wie es seine Mutter in ihrer Vision vorausgesehen hat: Das Banner der Atreides wird an der Spitze eines blutigen Jihads durch das Universum getragen. Muad‘Dib hat die Fremen befreit, überzieht jedoch den Rest der Menschheit mit Krieg und Tod – die Kontrolle darüber hat er jedoch längst verloren. Es ist also kein Wunder, dass sich Verschwörer gegen ihn sammeln.
Mit „Der Herr des Wüstenplaneten“ (im Original passender „Dune Messiah“, etwa „Der Messias von Dune) setzt Herbert den grandiosen ersten Teil in schonungsloser Konsequenz fort. Wie hätte es auch anders enden können, wenn sich ein mitleidloses Volk von Kriegern und Überlebenskünstlern um einen Anführer schart, der von keinem anderen Konzept als der Rache getrieben wird? Dennoch finde ich es mutig, dass sich der Autor getraut hat, die Handlung in diese Richtung zu lenken.
In den schwerfälligen Mühlen des neuen Gottesstaates mit seiner tödlichen Eigendynamik ist die Stimmung dieses Romanes eine vollkommen andere als die seines Vorgängers. Sie ist stets auf einem dumpfen, gedrückten Niveau ohne die actionreichen Höhen und Tiefen des ersten Bandes. Gespräche, Beratungen und das Spinnen von Intrigen in Hinterzimmern sind der Kern des Buches. Dies funktioniert dank Herberts meisterhafter Dialoge sehr gut. Insgesamt ähnelt der Roman, in krassem Gegensatz zum Vorgänger, einem aristotelischen Drama: Begrenzt auf eine Handlung, einen Ort und wenige Tage.
Dennoch hätte ich mir an vielen Stellen gewünscht, dass Hintergründe und philosophische Konzepte etwas greifbarer aufbereitet worden wären. Es ist mir klar, dass Herberts Erzählprinzip darauf basiert, dass er seine Welt durch gezielte Anspielungen größer erscheinen lässt. Daran gibt es nichts auszusetzen, doch wäre hier viel Raum gewesen ein paar solidere Grundlagen, zum Beispiel für die Zensunna, zu liefern.
Auch hätte dem Buch im Vergleich mit dem ersten Band vielleicht ein wenig mehr Action nicht geschadet. Vielleicht hätte dies aber die melancholische Nachdenklichkeit zerstört. Insgesamt ließ mich die Handlung aber ein wenig unbefriedigt zurück, da nicht alles abgerundet und vieles erst am Ende im Handstreich erledigt wird.