Marie und die Rauhnächte
Sagenumwoben, mystisch, geheimnisvoll: Die Rauhnächte – zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag – gelten als magische Zeit, in der Dunkel und Licht, Altes und Neues, Vergänglichkeit und Ewigkeit ineinanderfließen. ...
Sagenumwoben, mystisch, geheimnisvoll: Die Rauhnächte – zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag – gelten als magische Zeit, in der Dunkel und Licht, Altes und Neues, Vergänglichkeit und Ewigkeit ineinanderfließen. Die Gesetze der Natur sind außer Kraft, die Seelen der Verstorbenen und Geister sind unterwegs und Tiere können sprechen. In dieser besonderen Zeit ist eine Verbindung der geistigen mit der realen Welt möglich.
Dabei werden besondere Rituale und Bräuche zelebriert. Die Art und Weise, wie die Rauhnächte verbracht werden, soll der Überlieferung nach das nächste Jahr bestimmen.
Für Marie, die mit ihrem Sohn Tommi in einem kleinen Dorf in der Oberlausitz lebt, hat diese Zeit eine besondere Bedeutung. Jedes Jahr hat sie mit ihrer Oma Irmi die alten Bräuche gelebt. Doch Oma Irmi ist tot und „Marie weiß, dass jetzt die Zeit gekommen ist, um ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie wird allein wird die Tradition der Rauhnächte zelebrieren.“ (aus der Inhaltsangebe des Verlages).
Ihr Nachbar Kurt, der noch immer unter dem Tod seiner geliebten Frau leidet und mittlerweile griesgrämig geworden ist, bewahrt ebenfalls die Erinnerung an die Rituale der Rauhnächte. Als sein Sohn Hannes, der in Norwegen lebt und arbeitet, doch noch zu einem verspäteten Besuch erscheint, erwecken beide einen alten Brauch und finden inneren Frieden.
Frida Luise Sommerkorn und Sylke Hörhold erzählen 12 Kapiteln, die den 12 Rauhnächten entsprechen, wunderschöne nachdenkliche Geschichten über die Schicksale einzelner Dorfbewohner. Nahezu jeder hat leidvolle Erfahrungen gemacht und Verluste erlitten, doch irgendwie muss das Leben weitergehen. Dabei sind menschliche Wärme und Nähe wichtig. Die alten Bräuche, die hier noch bewahrt werden, helfen den Menschen sich näher zu kommen und ihr Schicksal anzunehmen. Gespräche, Vertrauen und Hilfsbereitschaft sind der Schlüssel für Hoffnungen und einen neuen Anfang.
Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist flüssig, wie aus einem Guss und liest sich ausgezeichnet. Sie erzählen mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben. Mich hat das Buch sehr berührt, welches ich in jener magischen Zeit gelesen habe. Gern möchte ich erfahren, wie es im neuen Jahr Marie und Tommi und ihren Nachbarn ergeht.
Mich haben die Geschichten gefesselt und berührt. Sehr gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf eine Fortsetzung.