Alt werden ist nichts für Feiglinge
"Mit Tante Otti auf der Insel" das klingt in meinen Ohren nach einem spaßigen Urlaubsroman. Aber ganz so einfach ist das Buch von Gabriele Breuer nicht gestrickt. Es gibt auch immer wieder Augenblicke ...
"Mit Tante Otti auf der Insel" das klingt in meinen Ohren nach einem spaßigen Urlaubsroman. Aber ganz so einfach ist das Buch von Gabriele Breuer nicht gestrickt. Es gibt auch immer wieder Augenblicke des Nachdenkens.
Aber worum geht es:
Jule Winkler ist mit ihrem Job in einem Drogeriemarkt absolut unzufrieden. Als eine Stammkundin ihr anbietet, mit ihr in Urlaub zu fahren, denkt sie kurz nach, denn Frau Bär ist ja schon nahe an den 70ern. Aber dann stimmt sie zu und es entwickelt sich im Laufe des Romanes eine wunderbare Freundschaft, die auch mal stürmisch wird.
Gabriele Breuer schafft es mit ihrem Roman mich mit dem Älterwerden zu befassen und mit all den kleinen Mühen und Gebrechen, die diese Zeit mit sich bringen kann. Bei Jules Bedenken gegen die Zusammenarbeit mit Frau Bär wird sie von ihrer Freundin Kathi unterstützt, die als Pflegekraft in einem Seniorenwohnheim arbeitet. Auch dass die gleichgeschlechtliche Liebe älterer Menschen in unserer Zeit wohl noch nicht überall akzeptiert ist, wird in diesem Buch kurz behandelt. Die wenigen handelnden Personen sind so feinfühlig beschrieben, dass ich glaube, sie zu kennen und habe sie auch gleich lieb gewonnen. Ob es Ottilie Bärs kratzbürstige Freundin Hildchen ist oder der wie aus einem Modekatalog beschriebene Marc - alle haben ihre kleinen Fehler und Eigenarten und kommen sehr liebevoll rüber.
Sätze von Tante Otti wie "Wenn ich dabei sterbe, verzeihe ich Dir das nie" sind es, die diesen Roman so besonders machen. Und den Satz, den ich als Überschrift gewählt habe, trägt meine Mum schon seit fast 20 Jahren mit sich rum.
Mir haben auch die wenigen Beschreibungen von Gran Canaria und Garmisch-Partenkirchen sehr gut gefallen. Die Partnach-Klamm kenne ich von mehreren Wanderungen auch sehr gut und kann Tante Ottis Angst ganz und gar nachvollziehen.
Insgesamt habe ich einen Roman gelesen, der mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat, der mich andererseits an manchen Stellen nachdenklich werden ließ. Er bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!