Cover-Bild Verlorener Morgen
Band 404 der Reihe "Die Andere Bibliothek"
42,00
inkl. MwSt
  • Verlag: AB - Die Andere Bibliothek
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 564
  • Ersterscheinung: 17.08.2018
  • ISBN: 9783847704041
Gabriela Adameşteanu

Verlorener Morgen

Roman
Eva Ruth Wemme (Übersetzer)

Die rumänische Suche nach der verlorenen Zeit. Die große Kunst des europäischen Erzählens im 20. Jahrhundert. Ein Klassiker, erstmals aus dem Rumänischen ins Deutsche übertragen »Der verlorene Morgen« umfasst bewegte Zeiten. Seine Handlung deckt das gesamte »kurze« 20. Jahrhundert ab. Seine Stimmen tragen durch die Jahrzehnte: Es entsteht eine panoramatische Geschichte eines ganzen Landes, gespiegelt in den Erlebnissen von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Von der Gossensprache über die Rhetorik der Staatspropaganda bis zu den Resten einer vergangenen Bildungsbürgerlichkeit, von Bewusstseinsströmen bis zu brillanten Dialogen zieht »Der verlorene Morgen« alle Sprachregister. »Der verlorene Morgen« ist ein Roman der Frauen und ein Roman des Alterns, in dem das Glück der Vergangenheit von Anfang an unter dem Unstern des persönlichen Scheiterns und der kollektiven Katastrophe des Krieges steht und an keinem Punkt ins Sentimentale oder Nostalgische abgleitet; vor allem aber ein Roman, der vom Leben und seinem Vergehen handelt. Das Kaleidoskop seiner unvergesslichen Figuren, Stimmen und Geschichten erzeugt eine den Leser mitreißende Melancholie.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei usomp in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2018

Rumänien aus Vicas Sicht...

0

Gabriela Adameşteanu hat mit „Verlorener Morgen“ ein Werk geschaffen, das man ohne Hemmungen als große Literatur bezeichnen kann. 1983 wurde der Roman in Rumänien veröffentlicht, in diesem Jahr ist er ...

Gabriela Adameşteanu hat mit „Verlorener Morgen“ ein Werk geschaffen, das man ohne Hemmungen als große Literatur bezeichnen kann. 1983 wurde der Roman in Rumänien veröffentlicht, in diesem Jahr ist er nun auf Deutsch erschienen.

Vica Delcă ist die knorrige Hauptfigur dieses Romans. Während ihr Mann kaum noch das Bett verlässt, fällt der circa 70-jährigen Ehefrau daheim die Decke auf den Kopf. Also fährt sie spontan mit der Straßenbahn – natürlich zweiter Klasse, alles andere wäre Geldverschwendung – nach Bukarest hinein. Von diesem einen Tag handelt der ganze Roman.

Während Vica Delcă nun durch Bukarest fährt und ihre Schwägerin wie auch ihre frühere Arbeitgeberin zunächst gar nicht antrifft, breitet sie in einem inneren Monolog die Geschichte der beiden Frauen und nebenbei auch ihre eigene aus. Großbürgertum trifft hier auf Kleinbürgertum, Neid und Bewunderung auf Gesellschaftskritik. Vica Delcă spiegelt so die Sozialgeschichte einer Generation in Rumänien. Veränderungen, die der Kommunismus gebracht oder auch nicht gebracht hat, das Absetzen ins Ausland und die damit verbundene Enteignung, und dazwischen ist Vica Delcă, die in ihrem kleinen Laden immer irgendetwas zum Handeln hatte.

Ihr Mund sitzt nicht am falschen Fleck, so viel hat sie zu erzählen, dass Wiederholungen nicht ausbleiben. Das gehört auch zum Knorrigen der Hauptfigur. Auf manches kommt sie immer wieder zurück, meist mit anderen Gedankenpirouetten. Hinzu kommt eine Vielzahl an Rückblenden, das Ausmalen der Begegnung bereits auf der Fahrt oder beim Warten. Hinzu kommen jede Menge Urteile über die Mitmenschen, die allzu oft nicht allzu nett sind.

Mit ihrer schnoddrigen Sprache muss man Vica Delcă einfach liebgewinnen. Sie will niemandem etwas Böses, auch wenn sie in ihrem Urteil sehr direkt sein kann. Sie will von niemandem abhängig sein, auch wenn sie kleine Geschenke gern annimmt. Sie ist stolz auf das, was sie in ihrem Leben erreicht hat, auch wenn das heißt, stolz darauf zu sein, mit wenig Geld über die Runden zu kommen.

Geschickt springt die Handlung mit dem Betrachten eines alten Fotos in die Zeit von 1914/16, man springt in die Kindheit der Lehrerin Ivana. So nimmt der Roman auch die nicht ganz so junge Geschichte Rumäniens mit dem ersten Weltkrieg in den Blick.