Weit mehr als ein Krimi!
Der Roman entführt uns in die menschenarme Einöde, ins vertrocknete und verbrannte Outback Südaustraliens, genauer: in die fiktive australische Kleinstadt Tiverton.
Es ist Dezember. Gnadenlose Hitze, ...
Der Roman entführt uns in die menschenarme Einöde, ins vertrocknete und verbrannte Outback Südaustraliens, genauer: in die fiktive australische Kleinstadt Tiverton.
Es ist Dezember. Gnadenlose Hitze, Dürre und staubige Trockenheit erschweren den Alltag in dieser endlosen Weite.
Constable Paul Hirschhausen, genannt Hirsch, ist der Leiter der örtlichen Polizeistation. Er ist ehrlich, gelassen und mild, nimmt sich Zeit und hat ein offenes Ohr für die Belange der Dörfler, die ihm vertrauen. Aber seine Tätigkeit ist nicht nur auf dieses Provinznest begrenzt. Er ist zuständig für Straftaten und die Nöte der Leute in einem Umkreis von vierhundert Kilometern, was für unsere Verhältnisse kaum vorstellbar ist.
Seine ermittlerische Arbeit ist dabei nicht besonders spektakulär. Bagatelldiebstähle, Hundeentführung, Brandstiftung, häusliche Gewalt und Trunkenheit am Steuer sind sein tägliches Brot, bis eines Tages die Bewohner durch ein übles Geschehnis aufgerüttelt werden: die Ponys von Nan Washburns werden angegriffen und bestialisch abgeschlachtet.
Einige liegen in ihrem Blut.
Barbarische Tierquälerei!
Ein entsetzliches Massaker!
Was und wer steckt dahinter?
Aber als wäre es nicht schon genug Aufregung, taucht auch noch eine weibliche Leiche in einem abgeschiedenen Farmhaus auf.
Der Constable hat plötzlich alle Hände voll zu tun. Die eingeflogene Hauptstadtpolizei hilft mehr schlecht als recht und ist ihm nicht gerade wohl gesonnen.
Es geht nicht nur darum, die Verantwortlichen zu finden. Er muss die erschütterten Dorfbewohner beruhigen, die sensationswitternden Journalisten in Schach halten und mit den Kollegen aus der Metropole zurechtkommen, was er mit Witz und Cleverness hinbekommt.
Der 1949 geborene Garry Disher hat mit „Hope Hill Drive“ einen brillanten und außergewöhnlichen Kriminalroman mit überraschenden Wendungen und einem spannenden und erlösenden Showdown geschrieben.
Der Autor ist ein genauer Beobachter und erzählt erst ruhig, dann temporeich, sowie durchgehend detailliert und präzise. Die Ermittlungstätigkeit der Polizei wird realitätsnah und die Umgebung wird äußerst anschaulich geschildert.
Die Charaktere werden in all ihrer Vielschichtigkeit und mit all ihren Stärken und Schwächen gezeichnet. Sie haben Konturen.
Disher transportiert keine Bewertungen, weder subtil noch aufdringlich, sondern überlässt diese seinen Lesern, was ich als sehr angenehm empfand.
Es gefiel mir ganz besonders, dass man nicht nur einen spannenden Krimi zu lesen bekommt, sondern, v. a. in der ersten, gemächlicheren, aber nicht weniger eindrücklichen Hälfte des Romans, auch Land und Leute, deren Lebensbedingungen und die sozialen Verhältnisse dieses Landstriches kennenlernt.
Ich empfehle diesen anspruchsvollen, schlüssigen, stimmigen und spannenden Polizeikrimi sehr gerne weiter.
„Hope Hill Drive“ ist ein eindringlicher Pageturner.