Überlieferte Rezepte und ihre Bewahrerinnen
Meine griechische DorfkücheBereits vor mehr als zehn Jahren erschien „Echt griechisch. Die besten Familienrezepte von Mama Anastasia“, das Kochbuch von Elissavet Patrikiou, der in Deutschland aufgewachsenen Fotografin mit griechischen ...
Bereits vor mehr als zehn Jahren erschien „Echt griechisch. Die besten Familienrezepte von Mama Anastasia“, das Kochbuch von Elissavet Patrikiou, der in Deutschland aufgewachsenen Fotografin mit griechischen Wurzeln. Darin stellt sie uns typische Gerichte aus ihrer Heimat vor, die Griechenland-Urlaubern, die sich nicht nur an den Büffets der Touristenhotels verköstigen, nicht gänzlich unbekannt sein sollten.
Nun ist kürzlich ihr neues Kochbuch „Meine griechische Dorfküche“ erschienen. Hier geht sie nun einen Schritt weiter und konzentriert sich auf die klassischen, meist seit Generationen überlieferten Rezepte, die eng mit den Traditionen und dem dörflichen Leben Griechenlands (hier durch das Örtchen Vathylakkos vertreten) verbunden sind. Und bereits der Untertitel „Die Rezeptgeheimnisse der Großmütter“ lässt uns ahnen, was ihr Anliegen ist. Sie möchte diese bewahren, damit auch die späteren Generationen sich an ihre kulinarischen Wurzeln erinnern, die nicht nur eng mit der traditionellen Lebensweise auf dem Land verbunden sind, sondern auch die Verfügbarkeit dessen widerspiegeln, was in Gärten und auf Feldern angebaut wird, wächst und schließlich auf dem Teller landet.
Untergliedert ist dieses Kochbuch, das wegen seiner unzähligen Porträtaufnahmen eher einem Fotoalbum gleicht, in sechs Kapitel: „Aus dem Garten und vom Markt“ (diverse Gemüsegericht und Tipps zum Konservieren) / „In der Bäckerei (Brote und Kleingebäck, herzhaft und süß) / „Im Tante-Emma-Laden“ (Klassische Hauptgerichte, ergänzt durch gekaufte Zutaten) / „Rund um den Kiosk“ (Vegetarisches und Gemüsebeilagen) / „Der Glaube und die Tradition“ (Traditionelles zu den kirchlichen Feier- und Fastentagen) und „In der Taverne“ (Bifteki, Souvlaki, Tzatziki, Pastizio = das Zugeständnis an die Griechenland-Fans, auch wenn es das kürzeste Kapitel ist). Elissavet Patrikiou leitet die einzelnen Abschnitte mit einer kurzen Beschreibung ein, in der sie den kulturhistorischen Hintergrund erläutert, was insbesondere im Fall des Kiosk (Periptero) und der religiösen Gepflogenheiten sehr interessant zu lesen ist.
Die dazugehörigen Rezepte sind eine Verbeugung vor der Tradition, stammen alle von den älteren Frauen des Dorfes, sind meist seit Generationen überliefert und damit auch in den Haushalten am Leben erhalten worden. Sie sind einfach, die Zutaten nicht besonders kostspielig und bis auf wenige Ausnahmen in jedem Supermarkt oder türkischen Lebensmittelgeschäft erhältlich. Und die Zubereitung erfordert auch keine besonderen Fähigkeiten am Herd, es sei denn, man möchte seinen Filoplatten selber machen statt kaufen. Ein guter Grund also, sich ab und zu das griechische Urlaubsfeeling jenseits von Gyros und Delphi-Platte auch zuhause auf den Teller zu holen.