Cover-Bild Der versperrte Weg
15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Wallstein Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 28.06.2021
  • ISBN: 9783835346864
Georges-Arthur Goldschmidt

Der versperrte Weg

Roman des Bruders
Ein bewegendes literarisches Dokument des Nachfühlens und Nacherzählens eines versperrten Lebensweges.

Verbunden durch das gemeinsame Schicksal von Bedrohung, Flucht und Heimatlosigkeit hat der Bruder Erich doch einen ganz anderen Weg als der Autor wählen müssen. Während Georges-Arthur zwischen den Sprachen und mit den Worten lebt, hat der Bruder unter Waffen gelebt. Unter Waffen schweigen die Musen! Er schloss sich der Résistance an, kämpfte mit bei der Befreiung von Paris und des Elsass und war schließlich Major in der französischen Kolonialarmee in Algerien. Dort beteiligte er sich sogar an dem Offiziersputsch gegen de Gaulle, der Algerien in die Unabhängigkeit entließ, und blieb dennoch bis zur Pensionierung Offizier. Danach arbeitete er noch viele Jahre als unauffälliger Mitarbeiter der Crédit Agricole.

Über Jahrzehnte im Inneren zurückgehalten, war ein Geburtstagsbrief der Anlass, die verschütteten Erinnerungen an das Leben des Bruders aufsteigen zu lassen.
»Sie erfassen den Hauptschatten meines langen Lebens: Mein Bruder war vier, als ich zur Welt kam und durch meine Erscheinung auf dieser Welt habe ich sein Leben zerstört.«

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei walli007 in einem Regal.
  • walli007 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2021

Bruder

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Die Goldschmidts leben während der 1920er in Reinbek bei Hamburg. Die älteste Schwester ist schon fast aus dem Haus und Erich ist der kleine Herrscher des evangelisch geprägten Hauses. Bis sein kleiner ...

Die Goldschmidts leben während der 1920er in Reinbek bei Hamburg. Die älteste Schwester ist schon fast aus dem Haus und Erich ist der kleine Herrscher des evangelisch geprägten Hauses. Bis sein kleiner Bruder Jürgen-Arthur im Jahr 1928 auf die Welt kommt. Erichs Welt bricht zusammen, weil dieser Kleine ihm die Aufmerksamkeit der Eltern entzieht. Als die Nazi-Herrschaft beginnt, kommt es schlimmer. Die Familie, obwohl sie sich seit Jahren als protestantisch empfindet, zählt per Dekret plötzlich zu den deutschen Juden und verliert somit ihren bürgerlichen Status. Die Eltern sind sich der Gefahr bewusst und um wenigstens die Jungs zu retten, schicken sie diese ins Exil.

Über Italien geht es für Erich und Jürgen-Arthur in ein Internat im Osten Frankreichs. Die Brüder leiden aneinander, besonders Erich fällt es schwer, seinen empfindsamen, aber in seinen Augen oberflächlichen Bruder zu ertragen. Sobald es möglich ist schließ er sich dem Widerstand an und schlägt auch später eine militärische Laufbahn bei der Fremdenlegion ein. Eine enge Verbindung haben die beiden Brüder nicht und ihre Eltern sehen sie nie wieder.

In seinem autobiographischem Roman widmet sich Georges-Arthur Goldschmidt hauptsächlich dem Leben seines Bruders. Wie die Familie aus ihrer vermeintlich sicheren bürgerlichen Existenz gerissen wird ist wirklich tragisch, wobei zu bedenken ist, dass auch das Selbstbild zerstört wird. Plötzlich aus einer Gesellschaft ausgestoßen zu sein, zu der man sich zugehörig fühlte, lässt einen sicher halt- und orientierungslos zurück. Doch durch ihr Exil erhalten die Jungen, insbesondere Erich, einen Blick von außen auf das perfide Nazi-Regime. Und so bekommt Erich die Chance, die Nazis im Widerstand zu bekämpfen. Es ist ergreifend, wie schwierig das Leben bleibt, als Einzelkämpfer, dessen Bindungen schließlich eher bei der Fremdenlegion liegen als bei der Familie. Dieser kurze, sehr lesenswerte Roman schildert eindringlich das Hadern mit dem auferlegten Schicksal, welches nie wirklich aufhört.