Ich hab jedes Wort gefühlt
Das Thema ist so alt wie die Menschheit selber - eine Liebe, die nicht sein darf und doch nicht aufzuhalten ist. Eine Frau und ein Mann, beide liiert und glücklich, eigentlich, beginnen eine leidenschaftliche ...
Das Thema ist so alt wie die Menschheit selber - eine Liebe, die nicht sein darf und doch nicht aufzuhalten ist. Eine Frau und ein Mann, beide liiert und glücklich, eigentlich, beginnen eine leidenschaftliche Affäre, wohl wissend dass es ihrer beider Leben völlig derangieren wird. Sehenden Auges stürzen sie sich mit Wucht in diese intensive Liebschaft, so süß und aufregend und wahrhaftig, dass mir beim Lesen ganz schwindlig wird und während mein Kopf die ganze Zeit denkt „das ist völlig verrückt und dumm und falsch, das bereut ihr noch ganz arg“ ist mein Herz, mein Bauch, mein ganzer Körper bereits komplett davon überzeugt, dass nichts anderes möglich, gar nicht vorstellbar ist. Wie ein sinnliches, erotisches Tagebuch liest sich die Erzählung zu Anfang; eine Chronik der Leidenschaft in kurzen knappen Sätzen, atemlos, als wüsste sie, dass ihr nicht viel Zeit bleibt. Leider, leider gelingt es der Geschichte trotz seiner doch recht knappen 190 Seiten und großer sprachlicher Kraft nicht, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten; im Mittelteil begann ich mich zunehmend über die beiden Protagonisten und dieses ganze Hin und Her zu ärgern und ein irgendwie geartetes Ende herbeizusehnen. Der unvermeidliche Aufschlag auf dem Boden der Realität kommt dann trotzdem mit einer überraschenden Brutalität und lässt mich mit einer leichten Schwermut und ernüchtert über das Leben und seine Fallstricke zurück. Die Widmung der Autorin lässt mich vermuten, dass es sich um eine autobiografisch beeinflusste Erzählung handeln könnte und das kann ich mir auch sehr gut vorstellen - eine tiefe Traurigkeit, Wut und Resignation spricht aus der banalen Erkenntnis „An Liebe stirbst du nicht“ und ich glaube, nein, ich fühle Géraldine Dalban-Moreynas jedes Wort.
Ein berührender Roman und längst nicht so leichte Kost wie das wunderschöne Cover (Coverliebe auf den ersten Blick) suggeriert. An dieser Geschichte werde ich noch ein bisschen knabbern.