Eine Reise in die Vergangenheit
Anhand von alten Urkunden, steinernen Überresten von Richtplätzen und Gerichtsprotokollen begeben wir uns mit den Autoren auf Spurensuche.
Warum wurden so häufig Todesstrafen verhängt? Hat sie Verbrecher ...
Anhand von alten Urkunden, steinernen Überresten von Richtplätzen und Gerichtsprotokollen begeben wir uns mit den Autoren auf Spurensuche.
Warum wurden so häufig Todesstrafen verhängt? Hat sie Verbrecher abgeschreckt und die Kriminalstatistik verbessert? Wer waren die Henker?
Nach einem ausführlichen Vorwort und Einleitung tauchen wir in die komplexe Materie der Rechtsprechung Salzburgs ein. In sieben Kapiteln und einen Anhang werden die Themen wie folgt beleuchtet:
1. Strafrecht und Todesstrafe in Salzburg – Ein Überblick
2. Die Richtstätte
3. Von der Gefangennahme bis zur Hinrichtung – Abläufe, Formen und Riten
4. Die Hinrichtung
5. Der Scharfrichter
6. Das 19. Jahrhundert
7. Das 20. Jahrhundert
Ausgehend vom Mittelalter dient die Todesstrafe als Demonstration der Macht des Herrschers. Hochverrat ist immer ein Todesurteil. Das wird sich bis zur NS-Zeit durchziehen.
Jedes Kapitel ist penibel recherchiert und mit Faksimile der Originaldokumente hinterlegt. Tolle Fotos von ehemalige Richtplätzen und Auszüge aus Originaltexten machen dieses Buch zu einem besonderen Juwel.
Schmunzeln musste ich, als ich auf S. 168 die Grundrisse des nun, auf Grund der Bezirksgerichtsreform, leerstehenden Gebäudes des ehemaligen Bezirksgerichtes Saalfelden, entdeckt habe: Genau diese Pläne habe ich unlängst in Händen gehalten, um zu prüfen, ob wir eine unserer Dienststellen dort einmieten können.
Interessant finde ich, dass die Errichtung eines Galgens nicht an einen Handwerksbetrieb vergeben worden ist, sondern dass ALLE Mitglieder der betroffenen Gewerke mitarbeiten mussten. Damit hat man vermieden, dass keiner den anderen als „unehrlich“ bezichtigen konnte. Allerdings, hat sich das gehörig auf die Kosten niedergeschlagen, mussten doch statt einem halben Dutzend Personen fünfzig und mehr entlohnt werden. (S. 46)
Überhaupt werden den Kosten der Rechtsprechung ein breiter Raum eingeräumt. Die Liste der Gebühren, die der Scharfrichter bei der „Peinlichen Befragung“ erhält, sind aus unterschiedlichen Jahrhunderten überliefert.
Im Kapitel 4 „Hinrichtung“ werden die unterschiedlichen Hinrichtungsarten nüchtern aufgelistet. Auffallend ist die Abbildung des Richtschwertes, das keine Spitze aufweist. Es dient ja nicht der Verteidigung, sondern als Fallbeil.
Im Kapitel „Scharfrichter“ werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Scharfrichterclans, die in Salzburg ihres Amtes walteten. Da sie nun untereinander heiraten durften, waren sie meisten miteinander verschwägert.
Interessant ist die Tatsache, dass im 17. Jahrhundert das Amt in Salzburg durchwegs über die weibliche Linie weitervererbt wurde. Im Gegensatz zu einigen historischen Romanen haftet dem Scharfrichterberuf in Wirklichkeit wenig Romantik an. Meist lebten die Familien außerhalb der Dorfgemeinschaft. Allerdings waren nicht alle bitterarm. Auch über einem dilettantischen Scharfrichter wird berichtet, der seine Klienten durch sein Unvermögen unnötige Qualen zugefügt hat.
Sprachlich finde ich dieses Buch sehr gut gelungen. Obwohl jede Menge „Juristerei“ vorkommt, lässt es sich sehr gut lesen. Der Leser kann eintauchen in eine längst vergangene Zeit. Weder werden die den Angeklagten zur Last gelegten Verbrechen noch die anschließende peinliche Befragung oder die Hinrichtungen voyeuristisch ausgeschlachtet. Der sachlich Schreibstil ist einprägend und doch ein wenig distanziert. Dazu tragen auch die vielen Originalzitate bei. Wenn man sich in die alte Sprache eingelesen hat, kann man in den vielen Briefe, Tagebücher und Gerichtsakten die blutige Spur des Salzburger Gerichtswesens gut verfolgen.
Die letzte Hinrichtung fand am 22. November 1949 statt.
Fazit:
Wir erhalten ein Sach- und Fachbuch, das es zu lesen lohnt und an dessen Ende ein Plädoyer gegen die Todesstrafe steht. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.