Kalle Blomquist auf der Wartburg
Wer die Regionalkrimi-Persiflagen von Gerhard Henschel kennt, weiß: Dieser Autor neigt zu lustvoller Überfrachtung sämtlicher Klischees und munterem Genremix. Das gilt auch für sein neues Buch "Mord auf ...
Wer die Regionalkrimi-Persiflagen von Gerhard Henschel kennt, weiß: Dieser Autor neigt zu lustvoller Überfrachtung sämtlicher Klischees und munterem Genremix. Das gilt auch für sein neues Buch "Mord auf Hohenhaus", angesiedelt zwischen Nordhessen und Thüringen in einem für seine edle Speisekarte bekanntem Hotel.
Dass hier sowohl die Dylanologen als auch die Anhänger des Schriftstellers Arno Schmidt tagen, macht die Anreise für den Berliner Rechtsanwalt Michael Ritz, gewissermaßen 60-jähriger Superheld und Universalexperte, gleich dreifach lohnend. Hier trifft er auf so illustre Mitstreiter wie einen amerikanischen Rechtsgelehrten, eine polyglotte britisch-deutsche Ex-Polizistin samt 60 Kilo-Schwergewicht von Rottweiler, den 90 Jahre alten ehemaligen Auslandskorrespondenten Kalle Blomquist und dessen Ehefrau Eva Lotta.
Zwischen regionalen Spezialitäten und Fachsimpeleien über Dylan-Songs und Schmidt-Erzählungen muss die Gruppe auch noch ermitteln: Gleich zwei Teilnehmer der Konferenz sterben unter verdächtigen Umständen, eine junge Frau aus einem nahen Ort wird von zwei angeblichen Polizisten entführt und endet fast als Hexe auf dem Scheiterhaufen.
Ein Hauch von Dan Brown weht durch das nördliche Hessen, als sich die rüstigen Ermittler mit Tandem und Picknickkorb auf die Suche nach den Unbekannten machen, die nicht nur die Inquisition wieder aufleben lassen wollen, sondern offenbar auch Spuren Luthers tilgen wollen.
Klingt überzeichnet? Ist es auch, macht aber Spaß zu lesen. Blödeleien lassen sich auch mit allerlei literarischen und musikalischen Anspielungen schmücken.