Panorama eines geschichtsträchtigen Jahres
1914, das Jahr, das die Welt für immer verändern sollte, beginnt ganz normal: mit Silvesterfeiern, Opernpremieren und sportlichen Wettkämpfen.
Bertha von Suttner ist mit den Vorbereitungen für eine im ...
1914, das Jahr, das die Welt für immer verändern sollte, beginnt ganz normal: mit Silvesterfeiern, Opernpremieren und sportlichen Wettkämpfen.
Bertha von Suttner ist mit den Vorbereitungen für eine im September geplante Friedenskonferenz beschäftigt, und die interessierte Öffentlichkeit kann via Medien an politischen Auseinandersetzungen im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn oder auch an der Aufklärung spektakulärer Verbrechen teilhaben.
Doch während die Bürger ihr normales Leben führen und sich an den Segnungen der Moderne erfreuen, wird hinter den Kulissen bereits die Notwendigkeit eines baldigen Krieges erörtert.
Selbst als mit der Ermordung des Thronfolgers der spätere Kriegsgrund eintritt, hat dies zunächst wenig Auswirkungen auf den gewohnten Alltag – bis schließlich tausende junge Männer einberufen werden, für einen Krieg, der sogar von vielen Angehörigen der kulturellen Elite zunächst freudig begrüßt wird.
Von all dem erzählt Gerhard Jelinek in diesem Buch. Er berichtet von weltgeschichtlich bedeutsamen wie auch von banalen Geschehnissen, die sich zwischen dem 1. Jänner und dem 3. August 1914, dem Tag, an dem mit der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich endgültig der Weltkrieg ausbrach, ereignet haben. Dabei stützt er sich auf Zeitungsartikel sowie auf Briefe und Tagebuchentragungen von Zeitzeugen. Dadurch gelingt es sehr gut, die Stimmungslage jener Zeit einzufangen, wobei der Autor es nicht versäumt, in knappen Kommentaren immer wieder auf das bevorstehende Unheil hinzuweisen.
So ist dieses Werk nicht nur als historische Rückschau interessant, sondern zeigt auch, wie schnell aus scheinbar heiterem Himmel eine Katastrophe hereinbrechen konnte und wie gut es den Mächtigen gelang, das einfache Volk in die Irre zu führen und zu manipulieren.