Ein überzeugender Roman über die Terrorjahre der Brigate Rosse
Es sind die Jahre der „Brigate Rosse“, einer linksextremen Terrorgruppe, die auch in der Lombardei Angst und Schrecken verbreitet. Der junge Staatsanwalt Colnaghi, Katholik und politisch der Democrazia ...
Es sind die Jahre der „Brigate Rosse“, einer linksextremen Terrorgruppe, die auch in der Lombardei Angst und Schrecken verbreitet. Der junge Staatsanwalt Colnaghi, Katholik und politisch der Democrazia cristiana zuzuordnen, soll den Mörder eines Politikers finden und ihm den Prozess machen.
Die berufliche Karriere bringt das Familienleben durcheinander, worunter seine Familie, am meisten aber sein älterer sensibler Sohn, leidet.
Mit der Verhaftung des jungen Topterroristen Gianni Meraviglia ändert sich sein Leben. In den Gesprächen mit Meraviglia versucht er zu verstehen, warum es diese große und ungebrochene Gewaltbereitschaft gibt. Zugleich sieht er die Justiz am Scheideweg, die nicht nur einfach verurteilen soll sondern sich aktiv der Lösung des Problems stellen muss.
Meine persönlichen Eindrücke
Es ist dies durchaus kein unterhaltender Roman und ein paar Kenntnisse der jüngeren italienischen Geschichte unabdingbar, um ihn zu verstehen. Die Beschreibung der Lebensverhältnisse in der Lombardei, der Einfluss der katholischen Kirche auf Gesellschaft und Familie und der Stellenwert der Familie selbst lassen den Leser, der sich mit der Thematik Partisanen und Entwicklung der Republik nach dem 2. Weltkrieg nicht beschäftigt (hat), schwer verständlich erscheinen. Zu groß ist der Unterschied zur heutigen Zeit.
Die Romanfigur des Staatsanwalts wird geteilt in zwei Welten.
In einer ist er Vater seines sensiblen Sohnes, Sohn seiner Mutter und Ehemann seiner Ehefrau. In der anderen steht er einem kleinen Team vor, steht vor einer großen Karriere, ist gezeichnet von seinem unerschütterlichen Glauben. Die beiden Welten treffen sich in einem filigranen Zusammenspiel, das der junge Schriftsteller mit sehr großem Einfühlvermögen beschreibt. Begleitet wird die Geschichte von Lebensabschnitten des Vaters, die immer wieder eingeblendet werden und das Gesamtbild vervollständigen. Fontana schreibt über ein Zeitfenster, das gezeichnet war von Terror, Toten und dem Verlangen nach Vergeltung.
Fazit
Giorgio Fontanas Roman „Tod eines glücklichen Menschen“ ist ein überzeugender Roman über die Terrorjahre der Brigate Rosse, erzählt am Leben des Staatsanwaltes Colnaghi, der verstehen will und damit eine Lösung herbeizuführen versucht. Die Beschreibung der letzten Lebensaugenblicke haben mich ins Knochenmark getroffen.