Die Sackgasse
Brewster Place ist durch eine Mauer vom lebendigen Teil der Gegend getrennt. Wortwörtlich stecken die Einwohnerinnen in einer Sackgasse fest. Wer hier lebt, ist in fast allen Fällen nicht freiwillig hier, ...
Brewster Place ist durch eine Mauer vom lebendigen Teil der Gegend getrennt. Wortwörtlich stecken die Einwohnerinnen in einer Sackgasse fest. Wer hier lebt, ist in fast allen Fällen nicht freiwillig hier, sondern kann nirgendwo anders hin, es ist die Endstation. In einzelnen Kapiteln stellt die Autorin das Schicksal von sieben Frauen in geraffter, auf die zentralen Elemente reduzierte Weise vor. Das sind bittere Schicksale, die die Frauen hier zu einer Gemeinschaft gemacht haben. Mattie Michael aus Tennessee, die Jahrzehnte lang ein eigenes Haus besessen hatte, ist hier ebenso gestrandet wie ihre Jugendfreundin Etta, die viel mehr vom Leben wollte als diese Sackgasse. "Wenn ich diese Straße hineingehe, so dachte sie, werde ich es nie wieder hinausschaffen." (S. 102) Mattie schenkt die Autorin die größte Aufmerksamkeit, sie verbindet die Geschichten miteinander und spendet Trost und Hoffnung für die Frauen in Brewster Place.
Die Männer kommen in diesem Roman ziemlich schlecht weg. Beim Lesen wird man richtig wütend. Klar haben sie oft keine Perspektive, aber die Frauen strampeln sich ab, versuchen alles und die Männer kommen nur als brutal, faul und gleichgültig um die Ecke.
Der wohl überlegt aufgebaute Roman hat mich sehr bewegt. Er zeigt schlimme Seiten, verspricht aber auch Hoffnung. Das hat auch mit der schönen Sprache von Gloria Naylor zu tun, die sehr bildhaft ist. Es ist kein Wohlfühlbuch, es ist tief traurig, grausam und schonungslos. Nichts für den Urlaub oder zum Entspannen. Es öffnet den Blick auf eine Welt, die zeigt, was es bedeutet, als schwarze Frau seinen Platz im Leben zu suchen, unter den schwierigsten Bedingungen.