„König Drosselbart“ mal anders
Das Cover war für mich wieder ein Blickfang, wobei ich mir beim Lesen Lucas ganz anders vorgestellt hatte. Dennoch passte dieses Titelbild optisch zum ersten Band und im Grunde ist das mit abgebildeten ...
Das Cover war für mich wieder ein Blickfang, wobei ich mir beim Lesen Lucas ganz anders vorgestellt hatte. Dennoch passte dieses Titelbild optisch zum ersten Band und im Grunde ist das mit abgebildeten Personen auch immer Geschmacksache. Insgesamt mochte ich das Cover.
Ich kann nicht leugnen, dass ich nach „American Mafia FairyTales: Schneewittchen“ ziemlich hohe Erwartungen an diese Geschichte hatte. Zumal ich das Märchen vom König Drosselbart auch recht gernhabe und es doch so einiges an dramatisches Potenzial innehat. So war es auch wenig verwunderlich, dass ich entsprechend fiebrig vor Aufregung war, als ich von Lucas Plan erfuhr, wie er die schöne Amara für sich zu gewinnen wollte.
Grace C. Stone gelang es auf eine sehr charmante und leichte Art, die Märchenadaption in die Neuzeit zu holen. Sie passte die Berührungspunkte zum Original ihrem eigenen Handlungsbogen sinnvoll an.
So musste auch hier Amara einen ganz gewöhnlichen Job annehmen.
Dies gefiel mir recht gut, auch wenn ich persönlich etwas traurig war, weil eine Kernkomponente hier nicht vorhanden war. Meiner Meinung nach hätte sie noch zusätzlich für Stimmung sorgen können, wenn Amara nicht alles so leicht von der Hand gegangen wäre.
Dennoch war es gerade Amara, die ich fest ins Herz schloss. Ihr großes Freiheitsbedürfnis war für mich absolut nachvollziehbar. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres Lebens im goldenen Käfig war sie eine besonders bodenständige junge Frau und sehr sympathisch. Amara ließ sich nicht gerne unterjochen und war in ihrem ganzen Wesen einfach nur lebensbejahend und freundlich. Ihr merkte ich zu keiner Sekunde an, dass sie in Wahrheit eine Mafiaprinzessin war.
Lucas Gambini war ein sehr adretter und smarter Charakter. Er besaß einen wachen Verstand und war insgesamt ein toller Typ. Ein bisschen war er mir zu glatt geschmirgelt, sodass die eine oder andere Macke ihm sicherlich keinen Abbruch getan hätte. Ich mochte ihn und war sehr gespannt, wie er seine Lüge wohl am Ende aufdecken wollen würde.
Zwischenzeitlich überkam mich die Sorge, dass die Story eine zu schnelle Kehrtwende machen und alles zu schnell eitel Sonnenschein werden würde. Zum Glück passierte dies jedoch nicht und gerade dies sorgte für eine aufregende Unvorhersehbarkeit.
Für unerwartete Reaktionen sorgten auch die beiden Protagonisten, die im Wechsel der Kapitel aus ihrer Sicht die Ereignisse erzählten.
Der Schreibstil von Grace C. Stone war wie gewohnt einnehmend, herrlich flüssig und an den entsprechenden Stellen detailliert. Die erotischen Szenen waren überschaubar, dafür intensiv und mal was anderes. Mir gefiel das sehr gut.
Besonders angenehm war, dass es keinerlei Vorkenntnisse zum ersten Teil bedarf, um dieser Geschichte tadellos folgen zu können. Alles war herrlich schön autark, genauso wie ich es mag.
Insgesamt fand ich es schade, dass dieser Mafia Flair gar nicht zu Geltung kam. Es hätte auch eine Millionärsschmonzette sein können, ich merkte da keinen dramaturgischen Effekt. Einen kräftigen Hauch an Gefahr hätte ich sehr willkommen geheißen.
Dafür mochte ich es, wie am Ende die Scharade aufgelöst wurde. Es geschah sogar mit einem Anflug von Situationskomik und ich musste kräftig schmunzeln. Leider wurde das Finale für meinen Geschmack dann zu schnell abgehandelt. Vor allem hätte ich mir mehr Verletzlichkeit von einer Figur gewünscht. Auch die Dramatik ging dabei verloren und das märchenhafte Ende war in meinen Augen etwas lieblos.
Besonders ein Punkt empfand ich im Nachgang etwas unlogisch. Erst musste jemand nie die Konsequenzen für sein Handeln tragen und plötzlich war eine Bestrafung kein Problem. Das konnte ich leider nicht nachvollziehen.
Fazit:
„American Mafia FairyTales: König Drosselbart“ ist eine solide und gut unterhaltende Kurzgeschichte. Die Adaption zum Märchen war leicht abgewandelt, aber passend zur Story.