Eigentlich hätten es 5 Sterne sein können...
Lou und der geheimnisvolle SüßigkeitenschatzLou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz richtet sich eindeutig an Kinder und ist für die Zielgruppe ab vier Jahren konzipiert. Als ich das Buch aufschlage, bin ich jedoch überrascht, denn es enthält ...
Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz richtet sich eindeutig an Kinder und ist für die Zielgruppe ab vier Jahren konzipiert. Als ich das Buch aufschlage, bin ich jedoch überrascht, denn es enthält für ein Kinderbuch dieser Altersklasse eine beachtliche Menge an Text. Dies könnte für die jüngsten Leser eine Herausforderung darstellen. Denn auch Zuhören kann anstrengend sein. Abgefedert wird das Ganze von den großflächigen und detailreichen Illustrationen. Sie verleihen der Geschichte eine lebendige Atmosphäre und ziehen die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.
Die Geschichte beginnt auf eine sehr ansprechende Weise, und ich finde den Einstieg gelungen. Sofort lerne ich Lou und seinen ganz besonderen Traum kennen: Einen Ort, an dem es unbegrenzte Süßigkeiten gibt, ganz ohne Nachteile. Dieses Thema spricht unsere Jüngsten direkt an und weckt ihre Fantasie.
Lous Freundin Rosali sieht diese Träumerei jedoch kritischer als der kleine Eichhörnchen-Junge. Sie versucht ihm klarzumachen, dass er mit dem, was er hat, zufrieden sein kann. Doch müssen wir uns wirklich mit dem zufriedengeben, was wir haben, oder sollten wir nicht auch an unseren Träumen festhalten und versuchen, sie zu verwirklichen?
Die Grundidee und die Botschaft hinter der Geschichte um Lou sind gelungen. Ich schätze, dass sie kindgerecht in einfachen Worten erzählt wird. Lou zeigt keine übermäßige Abenteuerlust, sondern hält mit Bedacht und Freundlichkeit an seinem Vorhaben fest. Die Erzählung von Lou und der geheimnisvollen Süßigkeitenschatz ist durchweg positiv und warmherzig, und die vielfältigen Illustrationen lockern die Geschichte auf. Besonders ansprechend finde ich, dass die Ereignisse so charmant aufgeteilt sind, dass Erwachsene beim Vorlesen für jüngere Kinder mit kürzeren Aufmerksamkeitsspannen problemlos Pausen einlegen können.
Während ich jedoch verzaubert durch die Geschichte lese und die Bilder betrachte, fallen mir einige Ungereimtheiten auf. Rosali, Lous Freundin, soll ein Specht sein, doch der illustrierte Vogel wirkt eher wie eine Mischung aus Blaumeise und Ente. Auch Lou wirkt unterschiedlich gestaltet: Mal hat er vier, mal fünf Krallen, mal Kulleraugen und mal eine halbrunde Augenform. Selbst die Nase variiert.
Zudem passen nicht immer Text und Illustrationen zusammen. So warte ich beim Lesen auf den Auftritt einer Maus, die jedoch nicht erscheint. Erst später wird mir klar, dass mit der Maus in der Zeichnung ein anderes Tier gemeint ist.
Die Illustrationskunst selbst unterscheidet sich stark. Manchmal sind die Zeichnungen so, wie ich sie aus alten Kinderbüchern kenne, dann sind sie teilweise so realistisch, dass sie aus einem Naturkundebuch stammen könnten. Erst ganz am Schluss wird deutlich, dass die Illustrationen nicht von einem Kunstschaffenden erstellt wurden, sondern mit Hilfe von Midjourney. Dies ist ein Tool, welches aus Text Bilder erschafft. Mit anderen Worten: Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz ist durch KI-Kunst unterstützt.
Ich persönlich finde das sehr schade. Obwohl die Zeichnungen wirklich superniedlich sind, mindert diese Erkenntnis für mich den Wert des Kinderbuchs. Es scheint, als hätte niemand Wert auf ein einheitliches Aussehen gelegt. Besonders bei Kinderbüchern, die durch das Zusammenspiel von Text und Bildern harmonieren sollen, ist ein hoher Maßstab erforderlich. Wir erinnern uns: Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz richtet sich an Kinder ab vier Jahren. Diese Alterszielgruppe kann selber noch nicht lesen, das bedeutet, sie nehmen die gehörten Informationen auf und versuchen sie in den Illustrationen wiederzuentdecken. Das ist hier mitunter schwierig, da auch inhaltlich nicht alles hundertprozentig zu den Zeichnungen passt. Meiner Meinung ist dies nicht optimal für diese schöne Geschichte, die doch so wundervoll und mit einem Augenzwinkern erzählt ist.
Fazit:
Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz ist ein wirklich schönes Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft, jedoch mit Abstrichen. Es sollte klar gekennzeichnet sein, dass hier KI-Kunst zum Einsatz kam, damit die Enttäuschung über die Diskrepanz zwischen Text und Illustration nicht so groß ist.