Ungewöhnlich, erschreckend, berührend
Schon das Cover knallt ins Auge: die pinkfarbene Schrift auf dem friedlichen Grün, welches so harmlos nicht ist. Ausgerechnet der schmackhafte Bärlauch ist von giftigen Sporen befallen und seither tödlich. ...
Schon das Cover knallt ins Auge: die pinkfarbene Schrift auf dem friedlichen Grün, welches so harmlos nicht ist. Ausgerechnet der schmackhafte Bärlauch ist von giftigen Sporen befallen und seither tödlich. Der Verzehr beschert den Konsumenten zuvor aber einen Glücksrausch, Grund genug für viele Todessehnsüchtige, sich in den Wäldern von Wien auf die Suche zu begeben.
Die Protagonisten sind Menschen, bei denen ich mir nicht auf Anhieb vorstellen konnte, dass ich sie sympathisch finde: Jasse, die freche Dreizehnjährige, die ihrem Erzieher entgleitet, Olga, die Todkranke, die Marihuana zu medizinischen Zwecken konsumiert und ihre Freundin Kiki, die schon im Gefängnis saß. Sie alle sehen im „Vienna Weed“, wie der kontaminierte Bärlauch inzwischen genannt wird, eine Chance.
Die Sprache der Autorin ist wuchtig, manchmal etwas derb, aber passend zur Situation und den Protagonisten und langsam passiert das Unglaubliche, ich mag sie. Mit all ihren Fehlern und Schwächen. Ich bin fasziniert von der Entwicklung, sehe die Chancen und Gefahren, denn natürlich gibt es immer wieder Menschen, die auch die schlimmsten Unglücke für ihre persönlichen Zwecke ausnutzen. Schnell mal einen unliebsamen Nachbarn, Kollegen, Familienmitglied um die Ecke bringen? So leicht kommt man nie wieder an ein Gift. Und wie reagiert die Regierung?
Das giftige Glück ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, ein Krimi, der mich packt und nicht mehr loslässt. Die Geschichte ist nicht vorhersehbar, sondern überrascht mich immer wieder aufs Neue und ich denke darüber nach, wie ich selbst in dieser Situation reagieren würde, wenn ich in der Haut der Protagonisten stecken würde.
Sehr gerne empfehle ich diesen Krimi weiter, der aufwühlt und noch nachhallt.