Genie oder Wahnsinniger?
In diesem Roman erzählt ein namenlos bleibender junger Mann von seiner Freundschaft mit dem einzelgängerischen Gustavo Roderer. Erstmals begegnen sie einander als Jugendliche beim Schachspielen in einem ...
In diesem Roman erzählt ein namenlos bleibender junger Mann von seiner Freundschaft mit dem einzelgängerischen Gustavo Roderer. Erstmals begegnen sie einander als Jugendliche beim Schachspielen in einem Lokal, wo Roderer seine große Begabung offenbart. Doch er kommt mit dem normalen Leben nicht zurecht, bricht bald die Schule ab und verschanzt sich in seinem Zimmer, wo er über philosophische Probleme nachgrübelt. Dass er ein tragisches Ende nehmen wird, ist von Beginn an klar. Der Schluss wirkt dann aber eher banal.
Ich habe mich während des Lesens häufig gefragt, ob Roderer wirklich so intelligent ist, wie sein Umfeld offenbar denkt und der Autor den Lesern weismachen möchte. Eigentlich hat er doch nichts vorzuweisen. Er verstrickt sich in hochtrabende Überlegungen, die er aber auch nur mit einem (klugen, aber doch unerfahrenen) Gleichaltrigen diskutiert, behauptet schließlich, einen großartigen Beweis gefunden zu haben, den er aber nicht aufschreibt, sodass diese Behauptung nicht überprüft werden kann.
Für mich ist Roderer jedenfalls nur ein Wahnsinniger (der sich vielleicht selbst für ein Genie hält, vielleicht aber auch nur von anderen für eines gehalten wird). Als tragische Figur ist er dennoch nicht uninteressant. Wirklich packend fand ich die Geschichte allerdings trotzdem nicht. Was auch daran liegt, dass das Verhalten einiger Personen (allen voran der Schwester des Erzählers) schwer nachvollziehbar ist.