Eine literarische Perle!
Dieser Roman war ein „must read“, weil ich schon von den beiden Vorgänger-Romanen der Autorin, „Die Vegetarierin“ und „Menschenwerk“, äußerst angetan war.
Und es hat sich wieder einmal gelohnt!
Das Cover, ...
Dieser Roman war ein „must read“, weil ich schon von den beiden Vorgänger-Romanen der Autorin, „Die Vegetarierin“ und „Menschenwerk“, äußerst angetan war.
Und es hat sich wieder einmal gelohnt!
Das Cover, ganz schlicht und zart in weiß mit schwarzer Schrift und einer darüber schwebenden feinen Feder gehalten, machte mich neugierig.
Wenn man den Schutzumschlag entfernt, erblickt man eine einfache und filigran gezeichnete graue Feder auf weißen Grund.
Ein Schmuckstück mit gewichtigem Inhalt... so viel möchte ich schon vorab verraten.
Der Tod ihrer Schwester, die als zu früh geborenes Neugeborenes in den Armen ihrer Mutter starb, lag wie eine düstere Wolke aus Verlust, Abschied, Sehnsucht und lähmender Melancholie über der ganzen Familie und bestimmte ihr Werden und Sein.
Ein erschütterndes Ereignis, das unterschwellig immer vorhanden war und seine tieftraurigen Schatten auf die einzelnen Familienmitglieder und die Familie als Ganzes warf.
Den Tod ihrer Schwester verbindet die Erzählerin mit der Farbe Weiß. Weiß wie die Muttermilch.
Weiß wie die Windeln.
Weiß wie die Haut des kleinen Mädchens.
Eines Tages überfallen sie in einer winterweißen europäischen Stadt Erinnerungen, Gedanken und Assoziationen an ihre verstorbene Schwester.
Und genau diese hält sie in dem kleinen aber feinen Buch fest.
Sie assoziiert und meditiert, skizziert und tupft Bilder auf‘s Papier.
Es entstehen regelrechte Perlen aus starken und imposanten Bildern, Prosa-Gedichte und poetische Texte, die für sich alleine stehen könnten.
Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang schreibt bedächtig und unaufgeregt, poetisch, lyrisch und kraftvoll. Sie schuf ein intimes, zartes, intensives und autobiographisch inspiriertes Werk, in dem sie ihre Trauer um den Verlust ihrer Schwester verarbeitet, die nicht mal einen Tag alt wurde.
Wie es ihr gelingt, mit so wenigen Worten und auf so wenigen Seiten eine derart eindrückliche und spürbar melancholische Stimmung zu vermitteln, ist für sich gesehen schon eine Meisterleistung.
Ich empfehle diesen nur ca. 150 Seiten langen bewegenden, ausdrucksstarken und tiefgründigen Roman, der aus kurzen Kapiteln mit besonderen Überschriften (weißer Gegenstand oder eine entsprechende Erinnerung) besteht, sehr gerne weiter.
Es ist ein literarisches Kunstwerk aus leisen Tönen, angereichert mit Schwarz-Weiß-Fotografien, die den Text atmosphärisch ergänzen.
Es lohnt sich sehr, sich auf diese kurze Reise einzulassen.
Ich möchte mich inzwischen gut und gerne als Fan der 50-jährigen Autorin Han Kang bezeichnen, die in Seoul Koreanische Literatur studiert hat und vielfach ausgezeichnet worden ist.
Für ihren Roman „Die Vegetarierin“ erhielt sie den Man Booker International Prize.