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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 09.12.2024
  • ISBN: 9783792002872
Hanne Ørstavik

bleib bei mir

Andreas Donat (Übersetzer)

bleib bei mir ist die Geschichte von Neuanfängen. Nach dem Tod ihres Ehemanns L lernt die Ich-Erzählerin M kennen. Er ist siebzehn Jahre jünger als sie und Handwerker. Mit M entdeckt die Erzählerin eine neue Art der Liebe – freudvoller, direkter und intensiver als alles, was sie zuvor empfunden hat. Gleichzeitig schreibt sie an einem neuen Roman, der sich als Text im Text und raffinierte Spiegelgeschichte entfaltet. So unvermittelt wie seine Gefühle sind aber auch Ms Emotionen. Angesichts seines Unvermögens, mit eigenen Schwächen umzugehen, stellt sich für die Erzählerin die Frage, was Liebe erlaubt und was sie aushalten kann.
Mit bleib bei mir schreibt Hanne Ørstavik ihre Erzählwelt in ihrer einzigartigen Art fort.
Eine aufrichtige Betrachtung des eigenen Empfindens mit besonderer literarischer Kraft.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei MarieOn in einem Regal.
  • MarieOn hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2024

Die Geschichte ist mir schwer gefallen

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In ihrer Herkunftsfamilie gab es keine Liebkosungen oder Zärtlichkeiten. Mama hielt Papa für sentimental, lächerlich und mitleiderregend, hatte aber Todesangst vor ihm, sie alle hatten Angst. Seine Wutanfälle ...

In ihrer Herkunftsfamilie gab es keine Liebkosungen oder Zärtlichkeiten. Mama hielt Papa für sentimental, lächerlich und mitleiderregend, hatte aber Todesangst vor ihm, sie alle hatten Angst. Seine Wutanfälle kamen einfach, wenn jemand ein Glas umwarf oder eine Freundin anrief, während sie beim Essen waren.

Sie fühlte keine Liebe in sich, ahmte nur nach, was sie in Filmen gesehen hatte. Ihr Ex-Mann verließ sie nach zwölf Jahren, weil es liebevollere Frauen gäbe. Er ist der Vater ihrer Tochter. Zehn Jahre später lernte sie den Verleger L. kennen. In seiner liebevollen, aufmerksamen Gegenwart fand sie Ruhe. Sie waren fünf Jahre zusammen, als er starb.

Jetzt gibt es keine Augen mehr, die sie sehen, wie er sie gesehen hat. S. 12

Und gerade als sie genug Vertrauen für den Rest ihres Lebens atmen konnte, verschwand er.

Kurz vor Ls Tod hatte sie angefangen, für ihr neues Buch einige Sätze aufzuschreiben, aber dann fehlten ihr die Worte. Sie lernt M. kennen und plötzlich kommen ihr Judith und Myrto in den Sinn, zwei Charaktere, die sie in ihren Roman einfließen lässt. Noch während sie mithilfe ihrer Protagonist*innen den Verlust Ls zu verarbeiten versucht, gestaltet sich die Beziehung zu M. schwierig. Die Unberechenbarkeit Ms, seine Wut, gepaart mit seiner Präsenz katapultieren die Autorin zurück in ihre Kindheit und lassen sie sich ihrer eigenen Identität annähern. Was hält Liebe aus? Welche Beziehungsmuster haben wir selbst internalisiert? Und können wir eigene traumatische Erfahrungen in etwas „Gutes“ verwandeln?

Fazit: Ich habe mich gefragt, ob es mir zusteht, eine hochgelobte Autorin zu kritisieren und glaube, dass es richtig ist, meinen ehrlichen Eindruck nach außen zu tragen, dennoch fühle ich mich unwohl. Ich muss gestehen, dass Hanne Ørstavik es mir nicht leicht gemacht hat. Zuerst fiel es mir schwer, die Eindrücke der Autorin von denen ihrer Protagonistin zu unterscheiden. Ich fand das Beziehungsgeflecht zwischen M. und ihr nicht optimal gezeigt, ihre Abhängigkeit nicht einleuchtend, ihre Angst, einzig aus ihrer Konditionierung durch den Vater erklärbar, nicht durch die Gefährlichkeit Ms. Sie ist unabhängig, bewegt sich sicher durch die Welt. Verschwindet für einige Tage bis Wochen, warum hätte sie in eine Beziehung zurückkehren sollen, unter der sie so leidet? Mir fehlte ein stringenter Faden, dem ich hätte folgen wollen. Wirklich übergriffig fand ich sie bei dem MDMA-Tripp, weil sie sich als Therapeutin aufgespielt hat. Unter dem Deckmantel, ihm helfen zu wollen, hat sie ihn letztendlich dazu benutzt, ihren eigenen Vater zu verstehen. Ganz gruselig fand ich das Zitieren von „Enquist“, der in seinem Buch der Gleichnisse offenbar von einer Initialisierung durch eine fünfzigjährige sprach, die ihn in die Welt der Liebe einführte, als er selbst fünfzehn war. Man muss heute das Machtgefälle eines sexuellen Missbrauchs nicht mehr romantisieren, auch nicht, wenn er von einer Frau verübt wird. Was mochte ich eigentlich. Mir hat die Idee einer fiktiven Geschichte in einer fiktiven Geschichte gefallen, die sich wie der Blick in ein Kaleidoskop entfaltet. Ich mochte die nachdenkliche Stimmfarbe, den Versuch, etwas Unverständliches wie das eigene Innenleben zu analysieren und für sich selbst verständlich zu machen. Ich denke, es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ein anderes Buch der Autorin zu lesen.

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