Um die Wahrheit zu erkennen lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen
Timmendorfer Strand steht Kopf, denn ein ziemlich kurzfristig anberaumter Besuch des US-Präsidenten muss nicht nur organisiert , sondern der Schutz des mächtigen Mannes muss garantiert werden. So kommt ...
Timmendorfer Strand steht Kopf, denn ein ziemlich kurzfristig anberaumter Besuch des US-Präsidenten muss nicht nur organisiert , sondern der Schutz des mächtigen Mannes muss garantiert werden. So kommt es, dass Lüder Lüders vom LKA involviert wird und er sinniert, wie man den Präsidenten am besten vor einem Attentat bewahrt. Mit der aufpeitschenden Ostsee im Hintergrund droht sich nicht nur ein Unwetter zusammenzubrauen, auch das Unheil nimmt seinen Lauf...
"Das Weiße Haus am Meer" braucht zugegeben ziemlich lange, um in Fahrt zu kommen. Auf etwas mehr als 100 Seiten zieht sich die Geschichte erst einmal gemächlich Seite um Seite hin, bevor der Autor zum großen Schlag ausholt. Und ab dann gibt es kein Halten mehr, denn Hannes Nygaard packt alles an Spannung und Nervenkitzel in seinen Küsten-Krimi, was es überhaupt an guten Ideen zu finden gibt. Es geht Schlag auf Schlag, wenn Lüder Lüders seinen Augen nicht mehr trauen kann und sich mehr als verdutzt die Augen reibt, um der Wahrheit ins ins Gesicht zu blicken.
Geschickt werden hier Fiktion und Realität miteinander verbunden, des Präsidenten Vorliebe zum Twittern lässt die Figur genauso authentisch erscheinen, wie seine Statements zu Fake-News und Co und so hat man als Leser tatsächlich das Gefühl, als ein Teil der LKA-Mannschaft um Lüder Lüders mitten im Geschehen dabei zu sein.
Mir gefällt besonders gut, dass der Schreibende die Gedankengänge von Lüder seinen Lesern zugänglich macht und so ist man quasi Live und in Farbe mit dabei, wenn jedes noch so kleine Puzzlestück gesucht und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengesetzt wird.
Ab Seite 110 ist wirklich Nervenkitzel, Spannung und Rätsel raten angesagt, die bis zur Auflösung am Schluss für die perfekte Illusion sorgt. Es lohnt sich also wirklich, den berühmten zweiten Blick zu riskieren, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Nygaard zeigt auf, wie sehr hier mit Trugbildern und dem Verdrehen bzw. Verschleiern von Tatsachen gearbeitet wird, um der Öffentlichkeit einen bestimmten Blickwinkel der Realität zugänglich zu machen.
Trotz Startschwierigkeiten vergebe ich hier gerne 4 Sternchen, denn der Plot hat mich nach der Durststrecke vollkommen fasziniert.