Cover-Bild Ich rede von der Cholera
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 04.06.2020
  • ISBN: 9783455010435
Heinrich Heine

Ich rede von der Cholera

Ein Bericht aus Paris von 1832
Tim Jung (Herausgeber)

Heinrich Heines Reportage über die Cholera aus dem Jahr 1832 ist einer der eindrücklichsten Texte, die jemals über eine Pandemie geschrieben wurden.
1831 ging Heinrich Heine nach Paris, von wo er als Journalist für die Augsburger »Allgemeine Zeitung« schrieb. Sein bei weitem erschütterndster Bericht erschien am 29. April 1832, als in der französischen Hauptstadt in den ersten Frühlingstagen die Cholera ausbrach. Heines Reportage ist ebenso schonungslos wie beklemmend aktuell: Die Krankheit war zuvor bereits in einer anderen Stadt, in London, ausgebrochen, und doch hatte man ihr in Frankreich sorglos entgegengesehen. Aber bald schon liegen Leichen in den Straßen, und es grassieren Gerüchte und Fake News. Heine erlebt, wie die Stadt schließlich wie ausgestorben scheint: »Mehrere Abende sah man auf den Boulevards wenige Menschen und diese eilten schnell aneinander vorüber, die Hand oder ein Tuch vor dem Munde.« Er nimmt zu Protokoll, wie die unsichtbare Bedrohung das Schlechteste in den Menschen hervorbringt, und erkennt vor dem Hintergrund der Epidemie schließlich auch die großen sozialen Fragen – nicht nur seiner Zeit.

Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Vom Umgang mit Seuchen

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Der deutsche Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine übersiedelt 1831 nach Paris und schreibt Texte für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“. Ein eindrücklicher Bericht stammt vom 20. April 1832 über ...

Der deutsche Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine übersiedelt 1831 nach Paris und schreibt Texte für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“. Ein eindrücklicher Bericht stammt vom 20. April 1832 über die Cholera.

Während die Cholera bereits London erreicht und zahllose Todesopfer gefordert hat, nimmt die Stadtverwaltung von Paris die Seuche nicht ernst. Ansteckungs- und Verbreitungswege sind unbekannt, es wird wohl ein Problem der „anderen“ sein. Fröhlich wird weiter gefeiert und sorglos ein normales Leben gelebt – bis auch in Paris die Toten auf der Straße liegen. Rasch werden Schuldige gesucht, von Gift und Verschwörung ist die Rede, untaugliche Mittel zur Bekämpfung der Krankheit werden ausgerufen und Angst treibt so manchen aus der Stadt.

Mitten im Chaos bewahrt Heine die Ruhe und sieht sich aufmerksam um. Mit seiner typisch nüchternen Art beschreibt er das geschäftige Treiben zur Zeit der Seuche, Reich und Arm sind gleichermaßen betroffen, da Angst, dort Überheblichkeit – landen am Ende doch alle in den gleichen Leichensäcken.

Die Beobachtungen sind bewegend und erschreckend, allerdings doch recht kurz gehalten. Vermutlich, weil es sich um einen Zeitungsartikel handelt, der im Anhang auch als Faksimile abgedruckt ist.

Ein entsprechendes Vorwort von Tim Jung berichtet von den Beweggründen Heines, in Paris zu bleiben und mit welch journalistischem Weitblick der Dichter die Seuche dokumentiert hat. Ein Vergleich zur Corona-Pandemie knapp 200 Jahre später ist zwar medizinisch nicht haltbar, aber doch sehr aufschlussreich, wenn man die Reaktionen der Menschen heranzieht: die Seuche ist eine andere, der Umgang damit frappierend ähnlich.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein kompetenter Augenzeugenbericht

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Während seines Parisaufenthaltes im April 1832 bricht in der Stadt die Cholera aus. Heinrich Heine berichtet als Chronist der Augsburger Allgemeinen Zeitung über die Krankheit und das Verhalten von Behörden ...

Während seines Parisaufenthaltes im April 1832 bricht in der Stadt die Cholera aus. Heinrich Heine berichtet als Chronist der Augsburger Allgemeinen Zeitung über die Krankheit und das Verhalten von Behörden und Einwohnern.

Die Cholera ist zuvor schon in London ausgebrochen. Da man um die Art der Ansteckung nichts weiß, wird sie zunächst einmal von der Pariser Stadtverwaltung nicht ernst genommen und als Problem der Londoner angesehen. Erst als es auch in Frankreichs Hauptstadt zum Massensterben kommt, versucht die Stadtregierung mit teilweise untauglichen Mitteln die Seuche einzudämmen. Wer kann, flieht aufs Land und trägt damit zur Weiterverbreitung der Krankheit bei.

Wie bei solchen Seuchen üblich, gibt es jene, die trotz der verhängten Maßnahmen lustig weiterfeiern und solche, die Schuldige suchen. Das Gerücht der „Brunnenvergifter“ macht wieder einmal die Runde und der Aufstand ist nicht weit. Die letzte Revolution ist ja gerade einmal zwei Jahre (1830) her.

Neben den chaotischen Zuständen berichtet Heinrich Heine über alle jene, die in Paris ausharren und unter Einsatz des eigenen Lebens zu helfen versuchen.

Die Ähnlichkeiten zur aktuellen Situation sind verblüffend, wenn auch die beiden Krankheiten nicht miteiiander vergleichbar sind.
Ignoranz, Egoismus, Panik(mache) und falsche Informationen tragen damals wie heute zum Chaos bei. Wie 1832 ergötzen sich auch heute viele Menschen an den täglich veröffentlichen Zahlen der Toten. Wenn man die Bilder von Massengräbern in Italien und/oder Südamerika sieht, kann man sich auch vorstellen, wie es im Paris von 1832 zugegangen sein muss, nur um ein vielfaches unhygienischer.

Heines Bemerkung „Angst ist bei Gefahr das gefährlichste“ hat den Nagel auf den Kopf getroffen und trifft auch heute zu.
Mit seiner genauen Beobachtungsgabe und bissigen Bemerkungen trifft Heinrich Heine den Nerv der Zeit.

Im Anhang ist diese Reportage der Augsburger Allgemeinen Zeitung als Faksimile abgedruckt.

Fazit:

Ein authentischer Augenzeugenbericht aus einer von Krankheit und Tod gekennzeichneten Stadt. Parallelen zu heute sind deutlich erkennbar. Gerne gebe ich diesen Gedanken von Heinrich Heine 4 Sterne.