Gerne wieder, gerne mehr!
Das vorliegende "Tagebuch" beschreibt ein Jahr im Leben eines misanthropischen, sich nach mehr Anerkennung sehnenden Autors. Angelegt an die Tagebücher "großer Männer aus der Vergangenheit" (von F. Kafka ...
Das vorliegende "Tagebuch" beschreibt ein Jahr im Leben eines misanthropischen, sich nach mehr Anerkennung sehnenden Autors. Angelegt an die Tagebücher "großer Männer aus der Vergangenheit" (von F. Kafka über R. Burton bis hin zu A. Speer), verkommt der Inhalt größtenteils zur wahnwitzigen Nichtigkeit: Was wurde gegessen (fast ausschließlich Gerichte, die in ihrer alltäglichen Dekadenz an Mahle vergangener Zeiten erinnern), mit wem wurde kommuniziert (ferndmündlich oder per Brief), wem wurde die Aufwartung gemacht, wie war der (Durch)schlaf, wie das aktuelle Gesundheitsbefinden, wie lief der Fortschritt am aktuellen Buch? Was wurde außerdem konsumiert? Jede Menge Alkohol (Eichmaß etwa "heute nur eine Flasche Rotwein"). Dazu die gewohnten Alltagsbeobachtungen à la Strunk: Kommentare von und zu anderen Menschen, Personengruppen, Fernsehsendungen, Prominenten, Büchern. Der typische biographische Hauch schimmert hier und da durch, aber zumindest beim Alkoholkonsum hoffe ich, um des Autors willen, auf maßlose Übertreibung. Cheers!
Klingt vielleicht öde, belanglos, ohne Überraschungen - hätte es auch werden können, wenn sich irgendwer daran versucht hätte. Aber das ist Strunk, und was soll ich sagen? Auf amazon habe ich in der Rezension von "UlivonBoedefeld" diesen treffenden Satz gelesen: "Wer Strunk begreift, kann die Zeit zwischen Geburt und Tod recht erbaulich gestalten." Und so ist es. Humor ist Ansichtssache usw. usf., aber für Strunk braucht es vermutlich mehr als eine bestimmte Geschmacksfrage, es braucht die Bereitschaft, dahin zu gehen, wo es weh tut, für alle Beteiligten. Umso schöner, wenn der Schmerz dann nachlässt. Ergibt wenig bis gar keinen Sinn? Macht nichts, tut die "Intimschatulle" auch nicht. Dann aber irgendwie doch. Strunk eben.
Sicher nichts für das erste Kennenlernen mit dem Heinzer, es ist schon speziell. Für mich als mittlerweile halbwegs erprobte Strunk-Kennerin war jeder Blick in die Schatulle ein Genuß. Helmuth Zierl, Ficksahne, die "Fragen des Tages", die Google-Suchverläufe, Spock undundund oderoderoder. Highlighteinspieler: der Jugendflirt Meike Kohl-Richer. Grandios.
Gehört wie immer, na klar, als Audiobuch. Gelesen wie immer, na klar, vom Autor selbst. Diese Worte! Diese Schnauze! Diese Sprüche! Gerne wieder, gerne mehr!