Voll im Soll
Der titelgebende Jürgen ist seit längerer Zeit auf der Suche nach einer Partnerin. Ein "Final Close" ist ihm leider (noch) nicht vergönnt gewesen, und das, obwohl er stets an "Inner Game" und "Outer Game" ...
Der titelgebende Jürgen ist seit längerer Zeit auf der Suche nach einer Partnerin. Ein "Final Close" ist ihm leider (noch) nicht vergönnt gewesen, und das, obwohl er stets an "Inner Game" und "Outer Game" arbeitet, "Rapport" einsetzt und "richtiges Flirten" akribisch studiert. Doch es klappt einfach nicht, und so fahren Jürgen und Kumpel Bernd die ganz harten Geschütze auf - nach Speeddating und Co. soll ein Liebestrip nach Polen Amor in Gang bringen. Was soll da schon schief gehen?
Entschuldigt das term dropping im ersten Absatz, aber ich habe mich tatsächlich mal eine zeitlang mit den Themenkomplexen "PUA" (Pick Up Artist) und der "Seduction Community" beschäftigt, der Heinz Strunk hier ansatzweise auf die Finger haut. Das hätte er nach meinem Geschmack ruhig noch etwas mehr tun dürfen. Aber auch so sind die Seitenhiebe ansprechend gesetzt. So gesehen erst einmal ein pauschales Dankeschön an den Heinzer, dass er dahin geht, wo es weh tut. Muss manchmal einfach sein.
Ansonsten bietet "Jürgen" viel Bekanntes für Kenner des Autors. Klassisches Strunk'sches Grundsetting: Der "arme Willi" Jürgen, der mit seiner (pflegebedürftigen) Mutter zusammenlebt und im Alltag wenig Spontanes erlebt. Jürgen wünscht sich die Abnabelung von der Mutter, den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Weg dorthin führt in seinem Fall über die Partnerinnensuche, bei der neben Jürgen und Bernd zahlreiche weitere groteske Figuren mitmischen. Und genau diese Kleinigkeiten, die mit nur wenigen Worten scharf umrissenenen Charaktere des Alltags, sind es, die Strunk immer so gut machen. Ob beim Speeddating oder im Wartezimmer eines Arztes: Die Personen werden sofort greifbar, auch wenn sie nur einen Kurzauftritt haben.
Wie immer als Hörbuch, wie immer passgenau vom Autor selbst vorgelesen. Einzig Ludmilla, die polnische Helferin des amourösen Reiseführers, ist Strunk misslungen - anstatt osteuropäisch klang ihr Dialekt eher niederländisch. Aber Schwamm drüber. Es war kurzweilig und amüsant - also voll im Soll.