Eine Hommage an eine zu unrecht Vergessene
Als Gerda Taro 1937 auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt wird, folgen ihrem Leichenzug tausende Menschen.
Wer ist diese Frau?
1910 als Gerta Pohorylle, Tochter einer jüdischen Familie aus ...
Als Gerda Taro 1937 auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt wird, folgen ihrem Leichenzug tausende Menschen.
Wer ist diese Frau?
1910 als Gerta Pohorylle, Tochter einer jüdischen Familie aus Ostgalizen in Stuttgart geboren, wächst sie u.a. in der Schweiz und ab 1929 in Leipzig auf. Dort schließt sie sich sozialistische Gruppen an, wird verhaftet und flieht 1933 nach Paris. Dort lernt sie den ebenfalls jüdischen Flüchtling und Fotografen Endre „André“ Friedman kennen. Als Friedman seinen Namen in Robert Capa ändert, zieht Gerta gleich und nennt sich fortan Gerda Taro. Gemeinsam ziehen sie in den Spanischen Bürgerkrieg, machen Foto um Foto, die weltbekannt sind. Das Leben der Gerda Taro endet am 26. Juli 1937, als sie in Madrid von einemrepublikanischen Panzer überrollt wird. Gerda Taro wird nur knappe 27 Jahre alt.
Soweit die historischen Fakten.
In ihrem Roman flicht die italienische Autorin Helena Janaczek der Toten im Nachhinein Kränze. Sie verknüpft gekonnt historische Fakten mit Fiktion und betrachtet die Fotografin durch die Brillen dreier Weggefährten: Willy Chardack, Arzt und Erfinder des Herzschrittmachers, der Gerda rettungslos verfallen und b seiner Leidensfähigkeit „Dackel“ genannt, ihrer Freundin Ruth Cerf und Georg Kuritzkes, der aus Liebe zu Taro ein Spanienkämpfer wurde.
Diese beiden Männer sind nicht die einzigen, denen die schöne, charismatische Gerda den Kopf verdreht. Doch Gerda ist nicht nur „Femme Fatale“ - sie ist eine engagierte, kompromisslose Frau. Der Trauerkondukt, den Robert Capa gemeinsam mit Louis Aragon und Pablo Neruda anführt ist ein Zeichen des Widerstandes gegen den Faschismus.
Schade, dass sie bereits kurz nach ihrer Beisetzung in Vergessenheit geraten ist. Wahrscheinlich auch deswegen, weil ein Teil ihrer, die harte Realität des Bürgerkriegs gekonnt in Szene gesetzten Fotografien, unter Capas Namen veröffentlicht wurden.
Erst als man 2007 einen lang verschollenen Koffer mit Negativen der Fotografin findet, ist ihr Werk wieder in aller Munde.
Meine Meinung:
Der Autorin ist ein bemerkenswerter Roman gelungen. Aus vielen Splittern der Erinnerung setzt sie ein Bild von Gerda Taro zusammen, das weit über die Fakten hinausgeht. Manchmal hätte ich mir mehr Gerda gewünscht, denn im Rückblick wird auch sehr viel von den Leben ihrer Weggefährten wie „Dackel“ eingeflochten. Das schweift Helena Janeczek für meinen Geschmack ein wenig zu weit von Gerda ab.
Sprachlich ist dieser biografische Roman ein echter Genuss.
Eine Hommage an eine zu Unrecht vergessene Frau. Wie prosten sich Capa und Chardack, die beiden Konkurrenten um Gerdas Liebe, nach Gerdas Tod an der Bürgerkriegsfront, mit einem Schluck aus der Feldflasche zu? „Auf unsere Gerda!“
Fazit:
Dieser Roman ist eine Hommage an eine zu Unrecht vergessene Frau.
Gerne gebe ich hier 4 Sterne.