Cover-Bild Der Duft des Waldes
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 704
  • Ersterscheinung: 25.07.2018
  • ISBN: 9783103973433
Hélène Gestern

Der Duft des Waldes

Roman
Brigitte Große (Übersetzer), Patricia Klobusiczky (Übersetzer)

Der Erste Weltkrieg und 100 Jahre danach - überall dieselbe Sehnsucht nach Frieden und Menschlichkeit

Elisabeths Leben ändert sich schlagartig, als sie unerwartet ein Bündel alter Briefe und dazu ein verwunschenes Haus fernab von Paris erbt. Die junge Historikerin taucht ab in die rätselhaften Briefe, die Alban von der Front des Ersten Weltkriegs seinem Dichterfreund Anatole schrieb. Auf der Suche nach Antworten findet Elisabeth Erinnerungen von Zeitzeugen, Tagebücher und verblüffende Fotos aus dem Krieg. Ihre Recherche führt sie von Paris über Brüssel nach Lissabon und immer wieder zurück in ihr friedliches Landhaus, wo sie nach und nach ein Mosaik aus Lebensgeschichten zusammensetzt, voller Leid, Liebe und Hoffnung. Ein bewegender wie spannender Roman über das 20. Jahrhundert.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2018

Ruhig erzählt mit eindringlicher Botschaft

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„Der Duft des Waldes“ ist der erste Roman der Französin Hélène Gestern, der in Deutsch erscheint. Ein verblassendes Foto auf dem Cover lässt vermuten, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt. Doch ...

„Der Duft des Waldes“ ist der erste Roman der Französin Hélène Gestern, der in Deutsch erscheint. Ein verblassendes Foto auf dem Cover lässt vermuten, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt. Doch es ist nur ein Teil davon, der mich als Leser bis zur Zeit des Ersten Weltkriegs zurückführte. Der Duft des Waldes ist nicht nur in angenehmen Situationen wahrzunehmen, er ist auch präsent während der Trauer auf einem Waldfriedhof und hört auch in einem Schützengraben im bewaldeten Gebiet nicht auf.

Elisabeth Bathori ist Historikerin und arbeitet für das Institut für Fotogeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts in Paris. Vor zwei Jahren ist ihr geliebter Partner verstorben, ohne dass sie von ihm persönlich Abschied nehmen konnte. Seitdem fehlen ihr Antrieb und Motivation. Zu ihrem Beruf gehört es, dass sie Fotoarchive begutachtet. Als ihr die 89-jährige Alix de Chalendar das Album ihres im ersten Weltkrieg verstorbenen Onkels Alban de Willecot vorlegt ist sie sofort von dessen Wert überzeugt. Der Soldat hat Postkarten und Briefe an der Front geschrieben und sie unter anderem an den bekannten Dichter Anatole Massis verschickt.

Als wenig später die Klientin stirbt hinterlässt sie ihr überraschenderweise ein Landhaus. Durch ihre neue Aufgabe und durch das geerbte Haus bedingt, beginnt Elisabeth langsam ins Leben zurückzufinden. Immer tiefer dringt sie über den Inhalt des Albums in die Geschichte des Soldaten ein, in der so manches Geheimnis verborgen liegt. Bei ihrer Suche nach Antworten findet sie immer mehr Widersprüche, die ihren Ehrgeiz anspornen, sie zu entwirren und die Wahrheit zu erfahren.

Hélène Gestern unterrichtet Literatur an einer französischen Universität. Vor allem ist sie von der Geschichte der Fotografie und deren Auswirkung auf das Verständnis der Historie sowie vom autobiographischen Schreiben begeistert. Beide Themen glänzen in ihrem Roman. Sie lässt ihre Protagonistin in der Ich-Form erzählen. Die Worte von Elisabeth richten sich immer wieder direkt an ihren verstorbenen Geliebten. Auf diese Weise konnte ich all ihren Schmerz und die Trauer über seinen Tod erfahren, aber auch ihre Neugier auf die Geschichte von Alban und seinen Freunden, die Freude über jeden kleinen Fortschritt, ihre Begeisterung im Umgang mit dem geerbten Haus und ihrer neuen Nachbarin sowie das zögerliche Aufkeimen einer neuen Liebe. Die Autorin schreibt so überzeugend, dass ich manchmal dachte, dass Elisabeth eine reale Figur ist.

Zwar sind auch Alban und seine Freunde nur fiktiv, aber anhand der Postkarten, Briefe und Tagebücher, die sie geschrieben haben, lässt Hélène Gestern die Zeit wieder lebendig werden. Schon auf Seite 2 konnte ich in einem Brief von Alban de Willecot an Anatole Massis über die Gräuel des Dienstes an der Front lesen. Doch dies ist erst ein kleiner Einblick. Selbst so weit von zu Hause entfernt sind doch die Erinnerungen an die Heimat stets präsent. Bald ist die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Kriegs getrübt und Alban hält sich zunehmend nur noch an die vorgeschriebene Disziplin durch den Glauben daran, dass seine Fotos und Texte den Daheimgebliebenen das wahre Gesicht der Zerstörung und der Leiden zeigen. Solche Fotografien sind für uns bis heute wertvolle Dokumente.

Bei ihrer Recherche begegnet Elisabeth Samuel, einem Nachkommen einer mit Alban befreundeten Familie, zu dem sie bald mehr empfindet wie nur Freundschaft. Ausgerechnet das alte Tagebuch der 18-jährigen Diane, einer Freundin von Alban, hilft ihr bei ihren Beziehungsproblemen. Weitere Nachforschungen in der Familie von Diane brachten mich als Leser im Verlauf des Romans in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zu Judenverfolgung und Résistance. Um die Figuren den verschiedenen Zeiten und Familienzweigen besser zuordnen zu können, wäre ein Personenverzeichnis nützlich gewesen.

Ist die Erzählung in einer ruhigen Sprache geschrieben, so dringen die fiktiven Briefe und Tagebucheinträge umso eindringlicher in das Bewusstsein des Lesers. Hélène Gestern hat mit „Der Duft des Waldes“ ein Buch geschrieben, das trotz der umfassenden Seiten nicht langweilt, weil es immer wieder neue Geheimnisse aufzudecken gibt. Mit unerwarteten Wendungen bleibt die Geschichte bis zum Ende hin faszinierend. Der Roman im Gesamtbild hat mich überrascht und wird mir in Erinnerung bleiben. Gerne empfehle ich ihn weiter.

Veröffentlicht am 21.08.2018

„Der Duft des Waldes“ ist ein großes ein ganzes Jahrhundert überspannendes Werk, voller Tiefe und sich durch eine breite Themenvielfalt auszeichnend, vom Elend des Ersten Weltkrieges, über die Judenverfolgung während der deutschen Besatzung bis hin zur Fl

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Helene Gestern, Der Duft des Waldes, S. Fischer 2018, ISBN 978-3-10-397343-3

Um es gleich vorweg zu sagen: „Der Duft des Waldes“ ist mein absolutes Lieblingsbuch dieses Sommers. Trotz monumentaler 700 ...

Helene Gestern, Der Duft des Waldes, S. Fischer 2018, ISBN 978-3-10-397343-3

Um es gleich vorweg zu sagen: „Der Duft des Waldes“ ist mein absolutes Lieblingsbuch dieses Sommers. Trotz monumentaler 700 Seiten und einer sehr vielsträngigen Geschichte, die sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt und bei der viele verschiedene historische und aktuelle Themen behandelt werden, hat mich dieser Roman aus Frankreich nicht losgelassen.

Die Protagonistin dieses Romans heißt Elisabeth Bathori. Sie arbeitet als Historikerin in einem Archiv für Fotogeschichtsschreibung und hat sich auf alte Postkarten spezialisiert. Zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Liebe ihres Lebens an einem Hirntumor starb. Dieser Tod hat sie in eine lange Phase depressiver Trauer gestürzt, aus der sie ihr Chef versucht herauszuholen, indem er sie mit der hochbetagten Alix de Calendar bekannt macht, die eine unschätzbar wertvolle Sammlung alter Briefe, Postkarten und Fotos besitzt, die ihr Onkel Alban seinem besten Freund, dem berühmten Dichter Anatole Massis von der schrecklichen Front des Ersten Weltkrieges geschrieben hat.
Sofort ist Elisabeth fasziniert von diesen Dokumenten, die sie auch ganz persönlich in der Tiefe ihrer trauernden Seele ansprechen, denn es geht in ihnen um Liebe, Vertrauen, Verlust, Sehnsucht und Erinnerung. Sie beginnt sofort sich in die Briefe von Alban de Willecot einzulesen, die Helene Gestern in chronologischer Folge zwischen den einzelnen Kapiteln des Buches abdruckt, als Alix de Calendar stirbt und Elisabeth zu einem Notar gerufen wird. Alix hat ihr ein Haus im Süden Frankreichs vererbt, das nun in der nächsten Zeit zu einem Ort wird, wo ihre Seele zur Ruhe kommt.
Die aufwändige Recherche, die sie über die Briefe Albans beginnt, verleiht ihrem Leben nicht nur den Hauch eines neuen Sinnes, sondern führt sie auch nach Portugal zu einer Frau namens Violeta, die sie um Hilfe bei der Suche nach einer jüdischen Vorfahrin bittet. Dort lernt Elisabeth den Anwalt Samuel kennen, den stillen Bruder von Violeta, in den sie sich gleich verliebt. Ihre durch schwere biographische Erfahrungen geprägte komplizierte Liebesgeschichte ist ein Strang des Romans, der immer wieder durch neue Entdeckungen und Überraschungen aufwartet.
So kommt Elisabeth in den Besitz eines Tagebuchs von Diane, einer damals 17-jährigen, die mit Alban an der Front korrespondierte und auch mit Anatole Massis eine Beziehung gehabt zu haben scheint. Elisabeth gelingt es, das codierte Tagebuch zu entschlüsseln und entwickelt eine Theorie über die Beziehung der drei.

Doch so wie der Leser durch immer neue Wendungen überrascht und ständig von Helene Gestern auf neue Wege geführt wird, ohne dass sie selbst ihren Faden verliert, muss auch Elisabeth immer wieder neu ansetzen in ihrer Forschungsarbeit.
Diese langwierige Spurensuche hilft Elisabeth aus einer Sackgasse in ihrer eigenen Biographie, sie findet dabei die Kraft, den Verlust ihres Liebsten zu verarbeiten und eine neue Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. Diese Perspektive entwickelt sich aber erst langsam, immer wieder gestört durch Rückschläge in ihrer neuen Beziehung zu Samuel und drohenden Selbstverlust durch das rastlose Arbeiten an immer mehr historischen Dokumenten, die auf oft seltsame Weise auftauchen, obwohl sie als verloren galten.

Eine Menge durchaus wichtiger Charaktere können hier nicht alle erwähnt werden, es sind zu viele. Doch jeder hat für die Handlung des Romans eine wichtige Funktion, die in vielen Fällen erst am Ende des Buches offenbar wird.

„Der Duft des Waldes“ ist ein großes ein ganzes Jahrhundert überspannendes Werk, voller Tiefe und sich durch eine breite Themenvielfalt auszeichnend, vom Elend des Ersten Weltkrieges, über die Judenverfolgung während der deutschen Besatzung bis hin zur Flüchtlingskrise der Gegenwart. Doch es wird nie zu viel. Helene Gestern hat die Fäden ihres Stoffes immer im Griff und führt den Leser sicher durch einen spannenden und unterhaltsamen Roman, dem man hierzulande viele LeserInnen wünscht.



Veröffentlicht am 08.08.2018

Eine fesselnde Geschichte voller Überraschungen

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Inhaltsangabe: Quelle Fischerverlag
Ein verwunschenes Haus mitten in Frankreich und ein Bündel alter Briefe - ein großer Roman über Fernweh und die Sehnsucht nach Ankunft.

Elisabeths Leben ändert sich ...

Inhaltsangabe: Quelle Fischerverlag
Ein verwunschenes Haus mitten in Frankreich und ein Bündel alter Briefe - ein großer Roman über Fernweh und die Sehnsucht nach Ankunft.

Elisabeths Leben ändert sich schlagartig, als ihr die 89-jährige Alix die Briefe ihres Onkels Alban anvertraut, geschrieben von der Front des Ersten Weltkrieges an dessen Freund Anatole. Als Elisabeth außerdem Alix‘ verwunschenes Landhaus südlich von Paris erbt, weiß die junge Historikerin, dass eine große Aufgabe auf sie wartet, eine, die ihrem Leben wieder Sinn verleiht. Die Briefe geben Rätsel auf, und Elisabeth stürzt sich in die Recherche: Welches Geheimnis verband die Freunde, warum ging Alban zurück an die Front, wo ihm der Tod sicher war, und wer war die eigenwillige 17-jährige Diane? Auf der Suche nach Antworten reist Elisabeth nach Lissabon, Bern und Brüssel und sucht all die Menschen auf, die mit ihren Erinnerungen Elisabeth helfen, hundert Jahre Lebensgeschichten zu einem Ganzen zusammenzufügen. Ein so bewegender wie spannender Roman über die Macht der Erinnerung und der Liebe.

Meine Meinung:
Zur Autorin:
Helene Gestern ist mit ihrem ersten Roman auf Deutsch ein großartiges Romandebüt gelungen. Gerade richtig zum Ende des 1. Weltkrieges nach 100 Jahren. Sie erzählt in einem Anspruchsvollen und facettenreichen Panorama, das Schicksal der französischen Soldaten. Sie nimmt einem mit auf eine wahre und fesselnde Geschichtsstunde. Das ganze ist auf zwei Zeitebenen erzählt, der Vergangenheit und der Gegenwart, die sie wundervoll mit einander verwebt hat. Sehr Bildhaft beschreibt sie die Landschaften, das verwunschene und romantische Haus von Alix, aber auch die Fratze des Krieges, mit all seiner Brutalität und dem sinnlosen Abschlachten der Soldaten, wird Deutlich durch die Bilder und Briefe von Alban Willecot an seinen Freund Anatole Massis, einer der bedeuteten Dichter Frankreichs. Aber auch die Geschichte über die Historikerin Elisabeths kommt nicht zu kurz, dank ihr können wir eintauchen in diese geheimnisvolle und mysteriöse Geschichte. Voller unerwarteter Wandlungen, eine Geschichte die nicht aktueller sein könnte. Alles ist sehr stimmig aufgebaut. Ich war fasziniert von diesem Roman, der einem auch forderte.

Zum Inhalt:
Elisabeths ist so plastisch dargestellt das man ihren Kummer und Gramm über den Tod ihres Mannes spürt. Aber Danke der 89 Jährigen Alexis, die vertrauen zu der Historikerin Elisabeth hat, übergibt sie ihr die geheimnisvollen Briefe ihres Onkels Alban Willecot, hier erwachen ihre Sinne zum leben, und sie macht sich auf eine Reise für Umfangreiche Recherche, es wird zu ihrer Obsession. Außerdem erbt sie nach dem raschen Tod von Alix deren altes Haus, ein Kleinod, verwunschen und Märchenhaft.Wir tauchen mit ihr ein in die Briefe von Alban und Anatole, lernen die geheimnisvolle Diane kennen und deren verschlüsselnde Tagebücher, die nicht einfach zu knacken sind, und einem fast in den Wahnsinn treiben. Wer war Diane und ihre große Liebe und was für eine Rolle spielte ihre Schwester Rose. Wir reisen mit Elisabeth nach Lissabon und lernen Violetta kennen, die ein dunkles und trauriges Schicksal umgibt und deren unsympathische und bösartige Tante Sybille. Was für eine Rolle spielte Viktor und was hat er mit Tamara Zilberg zu tun.? Alles wird immer Rätselhafter, das reinste Puzzle, das es aufzudecken gilt, außerdem war Alban noch ein Fotograf und dessen Bilder vom Krieg sind sehr lebhaft beschrieben. Eine sehr fesselnde Geschichte, die ich nicht missen möchte.