Vergangenheitsbewältigung hinter der Maske
Zoe Lenz ist gerade mal 19 Jahre alt, eine der ganz wenigen und außerdem Deutschlands jüngste Thanatologin. Nach der Ausbildung bei ihrem Großvater bereitet sie die Toten sorgfältig und professionell für ...
Zoe Lenz ist gerade mal 19 Jahre alt, eine der ganz wenigen und außerdem Deutschlands jüngste Thanatologin. Nach der Ausbildung bei ihrem Großvater bereitet sie die Toten sorgfältig und professionell für ihren letzten großen Auftritt in der Beerdigungshalle her. Bei einem Autounfall kommen die drei jungen Männer zu Tode, die sie vor Jahren versucht haben zu vergewaltigen und damals frei gesprochen wurden. Doch es stellt sich heraus, dass es kein Unfall war, sondern dass hier jemand nachgeholfen hat. Das ruft Kommissar Leon Strater von der Kripo Mainz auf den Plan. Zusammen mit Zoe, die auch noch ein geheimes Nachtleben führt, macht er sich auf die Suche nach dem Schuldigen.
Helene Henke hat mich in ihrem ersten Thriller in die Welt der Toten und deren Bestattung mitgenommen. Als ich von Fäulnis und Verwesung las, dachte ich zuerst "na das wird ja was werden". Doch die Autorin schildert auch diese Sachen so interessant, dass ich nun einiges Neues über die Behandlung einer Leiche vor der Zurschaustellung in der Kirche am offenen Sarg erfahren habe. An manchen Stellen hätte ich mir das allerdings nicht ganz so ausführlich gewünscht. Da wurde es mir etwas langatmig.
Interessante Figuren mit ihren kleinen und größeren Macken, Ecken und Kanten, wie Zoe, die als Loretta des Nachts eine Discothek unsicher macht oder ihre Mutter, die sich für einen weiteren Apostel hält, sind lebensecht gezeichnet und ich kann sie mir gut vorstellen.
Als Kommissar Leon Strater mit den Ermittlungen beginnt, kann ich das Knistern zwischen ihm und Zoe richtig spüren. Ganz langsam holt er die junge Frau aus ihrer Verklemmtheit heraus und es bahnt sich eine kleine Liebesgeschichte an, deren Ausgang offen bleibt. Auch die Spannung steigt mit dem neuen Ermittler weiter an. Immer wieder habe ich einen Verdacht, der dann im Nichts verläuft, bis endlich der wahre Täter, den ich so absolut nicht vermutet hätte, gefunden wird.
Ich habe eine spannende, gut recherchierte Geschichte aus einem mal ganz anderen Milieu gelesen, die ich gerne weiter empfehle. Und ich freue mich schon auf den neuen Fall von Helene Henke.